Mainz. Im Zentrum der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz stand die „Studie zur Aufklärung von Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Verantwortungsbereich des Bistums Mainz“ (EVV). Die Bevollmächtigte des Generalvikars, Stephanie Rieth, stellte zunächst die Ergebnisse der Studie vor. Die Mitglieder verabschiedeten eine Stellungnahme zur EVV-Studie. Die Versammlung des höchsten Laiengremiums in der Diözese Mainz fand am Freitag, 31. März, und am Samstag, 1. April, im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes in Mainz statt.
Die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, gab am Freitagabend einen Überblick über die Ergebnisse der Studie. Rieth ist zuständig für Aufarbeitung, Intervention und Prävention im Bistum Mainz. Im Hinblick auf die Zukunft sagte sie: „Es geht darum, wachsam und achtsam zu sein.“ Rieth warb dafür, ins Gespräch zu kommen: „Gespräche sind die wirksamste Form der Prävention.“
Am Samstag diskutierte und verabschiedete die Versammlung eine Stellungnahme zur EVV-Studie. Der Katholikenrat begrüßte die EVV-Studie als „wichtigen und unabhängigen Bestandteil des diözesanen Aufarbeitungsprozesses.“ In der Stellungnahme heißt es wörtlich: „Wir sind bestürzt über die Klarheit der Ergebnisse der EVV-Studie, die hohe Zahl an Tätern und Betroffenen in unserem Bistum sowie den menschenverachtenden Umgang mit den Betroffenen.“ Und weiter: „Fehlentwicklungen in der Vergangenheit, in denen Betroffenen nicht der notwendige Respekt und die angemessene Unterstützung gegeben wurden, wollen wir künftig vermeiden helfen. Die umfassende und nachhaltige Aufarbeitung hat daher für uns oberste Priorität.“
Nicht nur Kleriker und kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien schuldig geworden, sondern „ein ganzes System, zu dem auch die kirchlichen Verbände, Pfarreimitglieder, Räte und sogar Familien der Betroffenen gehören“ habe versagt. Weiter heißt es: „Dieser Schuld wollen auch wir uns stellen und alles dafür tun, dass in Zukunft ein solches Systemversagen nicht mehr möglich wird, sowie Übergriffe und Missbrauchstaten verhindert werden.“
Der Katholikenrat sieht Handlungsbedarf im Hinblick auf „die zügige Erarbeitung der Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt in allen Pfarreien, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen“, sowie „eine Selbstverpflichtung aller haupt- und ehrenamtlichen Verantwortungsträger*innen, um eine dauerhafte Umsetzung der Schutzkonzepte voranzutreiben“. Eine dritte Forderung lautet „Qualitätssicherung, Überprüfung und wirksame Konsequenzen durch die Bistumsleitung bei Nicht-Einhaltung der Schutzstandards“. Der vierte Punkt bezieht sich auf „klare Melde- und Beschwerdewege mit einer von der Leitung (auf allen Ebenen) unabhängigen Ansprechperson“. Ziel müsse es sein: „den größtmöglichen Schutz von Kindern, Jugendlichen und schutzbefohlenen Erwachsenen zu erreichen, in einem transparenten Prozess verlorenes Vertrauen wiederherzustellen und damit auch einen Kulturwandel in unserem Bistum herbeizuführen.“
Die Teilnehmenden hatten während der Versammlung die Gelegenheit, zwei Leitfragen zur EVV-Studie auf Stellwänden zu beantworten: „Was hat mich in der Studie am meisten erschüttert?“ Und „Was muss sich ändern, damit ich mich weiterhin in der Kirche engagiere?“. Die Antworten auf diese Fragen sollen an Bischof Peter Kohlgraf übergeben werden.
Ein weiteres Thema der Versammlung war die ökumenische Aktion Wanderfriedenskerze (wanderfriedenskerze.de) zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt. An der Aktion sind auch die Geschäftsstelle Weltkirche/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, und pax christi Rhein Mainz – Regionalverband Limburg-Mainz beteiligt. Den Antrag eingereicht hatte der Sachausschuss "Klimaschutz/Globale Beziehungen" der Diözesanversammlung. Aufgrund seiner Initiative verabschiedete der Katholikenrat den Beschluss: „Der Katholikenrat im Bistum Mainz unterstützt die alljährliche ökumenische Aktion „Wanderfriedenskerze“. Er informiert und motiviert Gemeinden, Verbände, Kirchorte, Pastoralräume und Regionen im Bistum Mainz, sich daran zu beteiligen.“ Der Antrag wurde einstimmig angenommen.