Ein offenes Haus, das zu Austausch und Gespräch einlädt

Bischof Kohlgraf segnete die neu sanierten Räume der Mainzer Martinus-Bibliothek

Martinus-Bibliothek (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 11. Nov. 2017
Von:
tob (MBN)
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 11. November, die neu sanierten Räume der Mainzer Martinus-Bibliothek gesegnet. Im Rahmen der Segensfeier in der Ausleihe der wissenschaftlichen Diözesanbibliothek des Bistums Mainz sagte er: „Die Martinus-Bibliothek ist ein wichtiger Ort in der Stadt Mainz, der offen steht für Menschen, die sich für den Glauben und Theologie interessieren und wo diese Menschen auch kompetente Hilfe erfahren.“
Martinus-Bibliothek (c) Bistum Mainz / Blum

In den vergangenen 18 Monaten war der Altbau der Martinus-Bibliothek in der Grebenstraße von Grund auf saniert worden. Das Bistum Mainz hat für die Baumaßnahme rund 1,5 Millionen Euro investiert. „Das Bistum kennt den Wert seiner Diözesanbibliothek und hat daher die notwendigen Renovierungsarbeiten mitgetragen", betonte der Bischof. Durch die Sanierung werde die Bibliothek „noch mehr mitten in der Mainzer Altstadt zu einem offenen Haus, in dem nicht nur Bücher verwahrt werden, sondern das seine Schätze zeigt, interessante Themen aufs Tapet bringt und zu Austausch und Gespräch einlädt."

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Die Martinus-Bibliothek ist eine moderne wissenschaftliche Bibliothek: Zu ihrem Bestand zählt eine beeindruckende Zahl von Handschriften und Inkunablen sowie von Literatur aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, die insbesondere die Mainzer Traditionen dokumentieren. Diese zu bewahren, zu erschließen und für die wissenschaftliche Arbeit zugänglich zu machen, auch mit den neuen digitalen Möglichkeiten, ist eine wichtige Aufgabe der Martinusbibliothek. Das ist nicht nur gelehrte Spielerei, sondern auch Pflege des kulturellen Gedächtnisses, insbesondere des Bistums, der Stadt Mainz und der Region. Zugleich aber ist die Martinusbibliothek ‚up to date'. Die Anschaffungen der letzten Jahre und Jahrzehnte spiegeln die gesamte Bandbreite der theologischen Fächer und der angrenzenden Gebiete wider." Damit erhielten Theologen und alle Christen „das notwendige Handwerkszeug" für eine Auseinandersetzung mit „Gott und der Welt". Im Anschluss an die Segensfeier fand ein „Tag der offenen Tür" mit Führungen und Kurzvorträgen statt.

Presserundgang am Vortag

Am Vortag (10. November) war das neu gestaltete Haus im Rahmen einer Journalistenführung präsentiert worden. „Die Martinus Bibliothel solle „kein Museum oder Archiv sein", betonte der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, „sondern sie soll das kulturelle Erbe auf bestmögliche Weise einer großen Zahl von Nutzern zugänglich machen". Durch die Sanierung sei jetzt eine Sicherung der traditionsreichen Bibliothek erfolgt und so „ein moderner Ort für wissenschaftliches Arbeiten und Austausch entstanden". Er dankte dem Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der die Sanierung während seiner Regentenzeit initiiert hatte. Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, hatte in seiner Begrüßung auf die fünf Grundpfeiler der Arbeit in der Bibliothek verwiesen: „Sammeln, Ordnen, Erschließen, Vermitteln und Bewahren."

Umfassende Sanierung

Beim anschließenden Rundgang erläuterte Architektin Edda Kurz aus Mainz die Sanierungsmaßnahmen, die bei laufendem Betrieb erfolgt sind. Die Ausleihe wurde restauriert und teilweise neu möbliert. Alle öffentlich zugänglichen Bereiche vom Eingangs- und Garderobenbereich bis zum Lesesaal wurden renoviert. Neu eingerichtet ist die so genannte Würdtweinische Bibliothek, ein Seminarraum im Erdgeschoss, wo Veranstaltungen mit oder zu Beständen der Bibliothek durchgeführt werden können.

Bei der umfassenden Sanierung wurden die historischen Elemente der Ausleihe restauriert  und neue Möbel und Einbauten hierzu in Bezug gesetzt. Im Erdgeschoss wurde ein 70 Quadratmeter großer, heller Ausstellungsraum neu geschaffen und damit auch ein großzügiger Eingangs- und Garderobenbereich gestaltet. Die so genannte Würdtweinische Bibliothek wurde mit einer Büchergalerie neu gestaltet und als ein Seminarraum nutzbar gemacht. Hier können Veranstaltungen mit oder zu Beständen der Bibliothek durchgeführt werden. Durch die Sanierung ist künftig auch ein barrierefreier Zugang zur Bibliothek möglich. Die Büros und Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden renoviert, die Vortragstechnik auf den aktuellen Stand gebracht, die Haustechnik erneuert und das Gebäude nach modernsten Brandschutzrichtlinien ertüchtigt. Diplom-Bibliothekarin Martina Pauly, die die Sanierung von Seiten der Bibliothek begleitet hat, wies darauf hin, dass sich die Bücher der Bibliothek auf insgesamt rund zehn Kilometer Regallänge verteilten.

Ausstellung über den heiligen Martin (bis 3.2.2018)

Anlässlich der Einweihung zeigt die Martinus-Bibliothek außerdem die Ausstellung „(Sankt) Martin. Der Mainzer Kirche Schutzpatron im Wandel der Zeit". Die von PD Dr. Christoph Nebgen (Institut für Mainzer Kirchengeschichte) kuratierte Kabinettausstellung möchte zum einen den zahlreichen historischen Verbindungen zwischen Mainz und Martin und ihren religiösen und allgemein kulturellen Auswirkungen durch die Zeiten nachgehen. Zum anderen aber - und deshalb wurde im Titel der Ausstellung das Wörtchen Sankt eingeklammert - soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie aus ganz unterschiedlichen Gründen das historisch verbürgte Wissen über Martin und die Zusammenhänge, in die er in späteren Epochen gestellt wurde, manchmal in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander stehen.

Der Heilige und vor allem die Darstellung der berühmten Mantelteilung erhielten neben ihrer religiösen Bedeutung die Funktion eines identitätsstiftenden Symbols. Deswegen ist er bis heute im Mainzer Stadtbild und darüber hinaus in ehemals „Mainzer Gebieten" häufig zu sehen. Neben zahlreichen Exponaten aus der Martinus-Bibliothek und Leihgaben aus dem Dom- und Diözesanmuseum sind unter anderem auch zwei gusseiserne Kanaldeckel aus Bingen und Aschaffenburg und ein Starkbier namens „Martinator" aus Lahnstein in der Ausstellung zu sehen.

Die Martinus-Bibliothek

Die Martinus-Bibliothek ist die wissenschaftliche Diözesanbibliothek des Bistums Mainz und im Bischöflichen Priesterseminar beheimatet. Mit ihrer über 350-jährigen Tradition ist sie die älteste der heute noch bestehenden Mainzer Bibliotheken und steht Fachwissenschaftlern, aber auch Studierenden und allen Interessierten offen. Die Bibliothek verfügt über mehr als 300.000 Bände aus Theologie, Ethik, Philosophie und Kirchengeschichte, vor allem des Mainzer Raums. Hervorzuheben ist der bemerkenswerte Altbestand von 270 zum Teil mittelalterlichen Handschriften, etwa 300 Handschriften-Fragmenten sowie 1.000 Inkunabeln, also Büchern oder einzelnen Blättern, die zwischen der Fertigstellung der Gutenberg-Bibel im Jahr 1454 und dem Jahr 1500 mit beweglichen Lettern gedruckt worden sind.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Post), 55116 Mainz, Telefon: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr

Martinus-Bibliothek (c) Bistum Mainz / Blum
Martinus-Bibliothek (c) Bistum Mainz / Blum
Martinus-Bibliothek (c) Bistum Mainz / Blum