Der Mainzer Historiker Dr. Sascha Weber hat jetzt eine Monographie über Erzbischof Emmerich Joseph vorgelegt, die er im Rahmen eines Vortrages am Dienstag, 2. Juli, um 20.00 Uhr in der Mainzer Martinus-Bibliothek vorstellen wird. Dazu wird die Martinus-Bibliothek in einer kleinen Ausstellung Drucke und Graphiken aus seiner Zeit und dazu ein repräsentatives zeitgenössisches Gemäldeporträt aus Privatbesitz zeigen. Der Eintritt zu dem Vortrag ist frei.
Bei der Präsentation des Buches am Montag, 1. Juli, vor Journalisten in der Martinus-Bibliothek bezeichnete Weber Kurfürst Emmerich Josef als „einen der frühesten katholischen Aufklärer auf dem Bischofsstuhl". An ihm werde deutlich, dass Katholizismus und Aufklärung kein Widerspruch seien. Die Reformen des Kurfürsten Emmerich Joseph zielten nach Angaben von Weber „auf die Trennung von Kirche und Staat, die Verstaatlichung des Schulwesens und die Beschneidung von Macht und Wohlstand der Klöster und Orden". Die von ihm betriebene Schulreform führte unter anderem dazu, dass in den Dorfschulen wissenschaftlich ausgebildetes Personal zum Einsatz kam.
Die Reformen des Erzbischofs waren umstritten und stießen auf breiten Widerstand in der Bevölkerung, etwa bei der Abschaffung von Feiertagen. Sein Einsatz gegen abergläubische Praktiken richtete sich unter anderem auch gegen das Wallfahrtswesen und die Laienbruderschaften. Das Mainzer Domkapitel bemühte sich nach seinem Tod 1774, sein Reformwerk aufzuheben. Der Nachfolger des Kurfürsten Friedrich Karl Joseph Freiherr von Erthal, der zunächst Wortführer der konservativen Mehrheit im Bistum war, konnte die Reformen nur verlangsamen und führte sie später weiter. Insgesamt habe die Aufklärung in Mainz früher eingesetzt als im Rest des katholischen Deutschlands, hebt Weber hervor: „Der frühe Einfluss der Aufklärer in Mainz führte in den 1760er und 1770er Jahren zu einer Vorreiterrolle und Vorbildfunktion für die anderen katholischen Territorien des Reiches."
In der Amtszeit von Kurfürst Emmerich Josef wurden in Mainz unter anderem die Augustinerkirche und das Gebäude des Landesmuseums errichtet. Der Kurfürst habe vor allem sozialen Wohnungsbau betrieben und aus seinem privaten Vermögen auch ein Waisenhaus und das Rochushospital gefördert. Nachdem 1767 ein Blitz die Turmspitze des Mainzer Domes zerstört hatte, ließ Emmerich Josef, der zuvor auch Domdekan gewesen war, sie aus seinem Privatvermögen wieder herstellen.
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