„Einheit, Freiheit und Frieden sind ein kostbares Geschenk“

Ökumenischer Gottesdienst im Mainzer Dom zum Tag der Deutschen Einheit

Tag der Deutschen Einheit in Mainz (c) www.rlp.de
Datum:
Di. 3. Okt. 2017
Von:
am (MBN)
Dommuseum Stasi-Ausstellung (c) Bistum Mainz / Matschak

„Wenn wir uns heute, an einem staatlichen, an unserem Nationalfeiertag zu einem Gottesdienst in einem Gotteshaus versammeln, dann auch um uns bewusst zu machen, dass nicht alles allein in unseren menschlichen Händen liegt. Dass vielmehr manches auch ein kostbares Geschenk ist: Einheit, Freiheit und Frieden – seit nunmehr 27 Jahren.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Begrüßung zum Ökumenischen Gottesdienst anlässlich des Tags der Deutschen Einheit am Dienstag, 3. Oktober, im Mainzer Dom. Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit wurden in diesem Jahr in der Landeshauptstadt Mainz begangen.

Kohlgraf stand dem Gottesdienst, der live vom SWR in der ARD übertragen wurde, vor, der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, predigte. Zudem nahmen der Metropolit der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland, Erzbischof Augoustinos, und Pastor Dr. Jochen Wagner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Rheinland-Pfalz und im Saarland, an dem Gottesdienst teil. Zu dem Gottesdienst waren rund 800 geladene Gäste gekommen, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsidentin Malu Dreyer, die auch Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist, Bundestagspräsident Norbert Lammer, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle.

Predigt von Kirchenpräsident Schad

In seiner Predigt sagte Schad unter anderem: „Ich bin dankbar, dass bei uns nach 1945 – trotz immerwährender Bedrohungen – ein Gemeinwesen entstand, das von Toleranz geprägt ist: ein Gemeinwesen, in dem die Glaubens- und Gewissensfreiheit als Grund- und Menschenrecht gilt. Tage wie diese zeigen, wie wenig selbstverständlich das ist – wie sehr wir immer wieder dafür einstehen müssen. Das gilt erst recht, wenn wir sehen, wie weltweit Herrscher ihre Völker nieder halten und ihnen Gewalt antun. Wie religiöse Fanatiker die Intoleranz zum Programm erheben – und eine blutige Spur hinter sich her ziehen.“

Musikalischer Akzent

Für den Gottesdienst hatte der französische Organist Daniel Roth, Paris, zwei Werke komponiert: Zum einen erklang seine Vertonung des Antwortpsalms: „Unsere Seele ist entronnen dem Netze des Vogelfängers. Wir sind frei“ (Psalm 124), zum anderen eine Liedkantate zu dem Kirchenlied „Nun lobet Gott im hohen Thron“. Es musizierten der Mainzer Domchor, die Mainzer Dombläser und das Mainzer Domorchester unter der Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck, die zudem den Eingangs- und Schlusssatz der Bachkantate „Gelobet sei der Herr mein Gott“ zu Gehör brachten. Domorganist Professor Daniel Beckmann interpretierte an der Orgel des Mainzer Domes „Prélude et Fugue“ h-Moll von Marcel Dupré. Zudem erklang in dem Gottesdienst die „Entrata festiva“ für Orgel, Bläser und Pauken von Flor Peeters. Die im Gottesdienst vorgetragenen Statements wurden vom „Jerusalem Duo“ begleitet.

Programm im Innenhof des Bischöflichen Ordinariates

Das Bistum Mainz beteiligte sich am Montag, 2., und Dienstag, 3. Oktober, an dem Bürgerfest, das anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz stattfand. Zu den Programmpunkten auf der Bühne im Innenhof des Bischöflichen Ordinariates zählten unter anderem Auftritte von Dieter Meisenzahl, Hildegard Bachmann, Peter Beckhaus, Harald Reinfelder sowie von der Band „Trinkgeld“. Ergänzt wwrde das Bühnenprogramm durch eine „Virtuelle Phantasiereise“, die Ausstellung „200 Jahre Bistum Speyer“ sowie kulinarische Angebote.

Sonderausstellung im Mainzer Dommuseum

Im Mainzer Dommuseum ist zudem seit Montag, 2. Oktober, bis Sonntag, 10. Dezember, die Ausstellung „Feind ist, wer anders denkt“; die Schau wird noch bis Sonntag, 10. Dezember, gezeigt. Die Wanderausstellung der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik gibt Einblick in die Tätigkeit der DDR-Geheimpolizei, der Stasi.

„Der Besucher erfährt, wen die Stasi als ,Feind‘ bekämpfte, welche Methoden sie anwandte und wie sie ihre hauptamtlichen sowie ,inoffiziellen‘ Mitarbeiter rekrutierte. Biografische Beispiele von Betroffenen verdeutlichen, wie die Stasi gegen Andersdenkende vorging, und welche Konsequenzen diese Verfolgung für das Leben der Betroffenen hatte. An so genannten Zeittischen finden die Besucher Bild- und Textinformationen zu wichtigen Daten der Ost-West-Politik“, heißt es in der Ankündigung zu der Ausstellung, zu der auch ein Katalog erschienen ist. Für die Präsentation in Mainz stehen zudem zusätzliche, regionalspezifische Ausstellungstafeln bereit. Sie machen schlaglichtartig sichtbar, welche Personen und Einrichtungen die Stasi in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt bespitzelt und überwacht hat.

Ausstellungseröffnung mit Bischof Kohlgraf

Die Ausstellung wurde am Montag, 2. Oktober, im Mainzer Dommuseum mit einer Podiumsdiskussion eröffnet. An der Diskussion nahmen der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, teil. Vor Schülerinnen und Schülern der Mainzer Maria Ward-Schule und der Idsteiner Pestalozzi-Schule sprachen sie über ihre Erfahrungen und Erinnerungen an die deutsche Teilung, und welche Konsequenzen für Politik und Gesellschaft aus diesen Erfahrungen zu ziehen sind. Kohlgraf wies unter anderem darauf hin, dass insbesondere Christen, die in der DDR ihren Glauben lebten, Benachteiligungen und Repressionen ausgesetzt waren und auch ins Visier der Staatssicherheit gerieten. „Ich freue mich, dass dies in der Ausstellung – insbesondere in den biographischen Beispielen – sowie im Begleitprogramm zur Sprache kommt. Gerade die biographischen Beispiele zeigen, wie die Überwachung durch die Stasi funktionierte, und welche Folgen dies für das Leben der Betroffenen hatte. Sie führen uns eindrücklich vor Augen, wie wertvoll es ist, in einem freien Land zu leben.“

Gottesdienst im Mainzer Dom TDE (c) Staatskanzlei RLP / Jülich
Gottesdienst TDE (c) Staatskanzlei RLP / Jülich