Seit dem 1. September 2023 unterstützt das Bistum die Pfarreien auf dem Pastoralen Weg mit einer besonderen Dienstleistung – es übernimmt die Pflege der wertvollen alten Pfarrarchive, die vor Ort zunehmend schwerfällt. Ein Team des Dom- und Diözesanarchivs überführt die Pfarrarchive nach Mainz und macht die Bestände durch eine aufwändige Erschließung für die Pfarreien selbst und für die Forschung neu zugänglich. Nach einem Jahr ergibt sich eine rundum erfreuliche Bilanz.
„Was in unseren Pfarrarchiven lagert, ist ja nicht nur eine Ansammlung öder Papierstapel. Es bildet die Geschichte unserer Gemeinden, es bildet die Geschichte unserer Ortskirche ab. Erst recht dann, wenn wir vor weitreichenden Strukturreformen stehen, ist es wichtig, unser Herkommen ernstzunehmen und den kulturellen Schatz, den unsere Pfarrarchive bedeuten, zu bewahren“, sagt Generalvikar Sebastian Lang, der damit das Projekt der Einholung der Pfarrarchive in den Kontext des Pastoralen Weges stellt. „Als jemand, der mal theologiehistorisch auch in Archiven gearbeitet hat, bin ich natürlich persönlich an der Entwicklung interessiert. Vor allem bin ich als Generalvikar aber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr dankbar, wie engagiert sie dieses wichtige Projekt der Diözese vorantreiben.“
Schon dem Umfang nach handelt es sich bei der Einholung der Pfarrarchive um ein Großprojekt – am Ende wird das Dom- und Diözesanarchiv, so schätzt der Leiter des Archivs, PD Dr. Thomas Brockmann, um etwa fünf Regalkilometer Akten reicher sein. Auch sonst ist das Projekt archivfachlich und wissenschaftlich ambitioniert, gilt es doch, Urkunden und Akten in lateinischer, französischer und deutscher Sprache und in allen möglichen Schreibstilen vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart einzuordnen und zu erschließen und in der Flut der neueren Akten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Archivwürdige vom Entbehrlichen zu scheiden.
Übernommen haben diese sehr komplexe und herausfordernde Aufgabe Lotte Kosthorst und Eva Grabietz. Seit dem 1. September 2023 bilden sie das Pfarrarchivteam des Dom- und Diözesanarchivs. Mit einem detaillierten, nach Prioritäten angelegten Zeitplan sorgen sie dafür, dass die Einholung der Pfarrarchivbestände dort vorgezogen wird, wo die Abgabe oder Umnutzung von Pfarrimmobilien ein schnelles Handeln erforderlich macht. Eine erste Bestandsaufnahme der Akten findet schon vor Ort in den Pfarreien statt. In Mainz werden die Akten gereinigt, fachgerecht und in bestandserhaltender Weise eingelagert und digital verzeichnet. Dafür steht dem Dom- und Diözesanarchiv seit einigen Monaten ein modernes Archivverzeichnungsprogramm (ACTApro) zur Verfügung. Um archivwürdiges und ‚kassables‘ Schriftgut wohlverantwortet unterscheiden zu können, haben Kosthorst und Grabietz einen genau ausdifferenzierten Kriterienkatalog entwickelt.
„Dank unserer Verzeichnung wird das teils jahrhundertealte Schriftgut der Pfarreien in vielen Fällen erstmals wirklich zugänglich“, erläutert Kosthorst; „wir freuen uns, den Pfarreien auf diese Weise ganz neue Einblicke in ihre Geschichte mit ihrer Vielfalt an Frömmigkeitsformen und sozialem Leben ermöglichen zu können“. 2025 wird das Dom- und Diözesanarchiv damit beginnen, die digitalen Verzeichnisse der Pfarrarchive (soweit die Schutzfristen und Datenschutznormen das zulassen) auf seiner Homepage auch online zugänglich zu machen. Als Bilddateien online gestellt werden ab 2025 sukzessive auch die abgeschlossenen Kirchenbücher, soweit sie keiner Schutzfrist mehr unterliegen. Dieses Projekt wird von Lydia Immerheiser M.A., der für den IT-Einsatz im Dom- und Diözesanarchiv verantwortlichen Archivarin, betreut.
Eva Grabietz hebt die durchweg hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien und dem Archivteam bei der Überführung der Pfarrarchive nach Mainz hervor: „Das Anliegen, das wertvolle Schriftgut der Pfarrarchive – die trotz der Aufbewahrung in Mainz im Eigentum der Pfarreien verbleiben – dauerhaft zu sichern und die Bestände für die Nutzung durch die Pfarreien und die Wissenschaft besser zu erschließen, verbindet uns – da ziehen wir alle an einem Strang.“ Im ersten Projektjahr wurden bereits mehr als 650 Regalmeter Pfarrarchivakten nach Mainz überführt. Auch Anfragen zu den Beständen der eingeholten Pfarrarchive werden künftig vom Dom- und Diözesanarchiv bearbeitet.
Über den Stand des Projekts, die aktuellen Einholungen und den Fortschritt der Verzeichnungsarbeiten informiert laufend die Homepage des Dom- und Diözesanarchivs: https://bistummainz.de/domunddioezesanarchiv
Eingeholt wurden bislang die Pfarrarchive der folgenden Pfarreien:
Gau-Algesheim St. Cosmas u. Damian
Heidesheim St. Philippus u. Jakobus
Ingelheim Kath. Kirche
Mainz-Bretzenheim St. Georg
Mainz-Laubenheim Mariae Heimsuchung
Nieder-Ingelheim St. Remigius
Ober-Hilbersheim St. Josef
Ober-Ingelheim St. Michael
Ockenheim St. Peter u. Paul
Offenbach Hl. Dreifaltigkeit
Offenbach Spanisch sprechende Gemeinde
Offenbach St. Elisabeth
Offenbach St. Josef
Offstein St. Martinus
Viernheim St. Aposteln
Viernheim St. Hildegard
Viernheim St. Hildegard u. Michael
Viernheim St. Johannes XXIII.
Viernheim St. Marien
Viernheim St. Michael
Wiesoppenheim St. Martin
Worms Liebfrauen
Worms Maria Himmelskron
Worms St. Amandus
Neue Findmittel und digitale Verzeichnisse liegen bereits vor für:
Ingelheim Kath. Kirche
Nieder-Ingelheim St. Remigius
Ober-Ingelheim St. Michael
Ockenheim St. Peter u. Paul
Offenbach Hl. Dreifaltigkeit
Offenbach St. Josef
Projektteam im Dom- und Diözesanarchiv:
Lotte Kosthorst (06131-253-434/archiv@bistum-mainz.de)
Eva Grabietz (06131-253-156/archiv@bistum-mainz.de)