Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Donnerstag, 2. Juni, mit einem Pontifikalamt in der Mainzer Augustinerkirche das Bonifatiusfest des Mainzer Priesterseminars eröffnet. „Es geht nicht mehr um den Erhalt von Gemeinden, sondern um den suchenden Menschen in unseren Dörfern und Städten. Es geht nicht mehr um Traditionen, sondern um das Neue des Glaubens“, sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. Am Ende des Gottesdienstes ernannte er Dorothea Ennemoser-Bohrer zur neuen Fachleiterin Religionspädagogik am Pastoralseminar des Priesterseminars.
In seiner Predigt ging Bischof Peter Kohlgraf ein auf das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus. „Liest man den Text des Papstes, so geht es jedenfalls mir, erfasst einen eine eigenartige Unruhe“, sagte Kohlgraf, und stellte eine Verbindung her zum Prozess des Pastoralen Weges, dessen zweite Phase begonnen hat. „Wir können es uns nicht mehr leisten, uns permanent selbst zu bespiegeln. Papst Franziskus ruft uns weg von unseren scheinbar so wichtigen kircheninternen Themen und ruft, die Menschen in den Blick zu nehmen, die das Evangelium nicht kennen. Strukturen sind nicht gleichgültig, sie müssen Ausdruck des Glaubens sein“, betonte er. Er machte klar: „Die Zeiten sind vorbei, in denen jemand sagen konnte, für die und die Aufgabe gibt es allein Zuständige. Für die Verkündigung des Glaubens ist der Pfarrer oder die Gemeindereferentin zuständig. Nein! Jeder kennt Menschen, denen das Evangelium noch unbekannt ist. Ist unser Glaube dann Thema?“ Den Glauben zu teilen gehe wiederum nicht, ohne das Leben zu teilen. Deshalb lud er die Anwesenden dazu ein, „Glauben und Leben teilende Menschen zu sein und zu bleiben, denn für sich allein kann niemand glauben“.
Beim anschließenden Fest mit Musik im Arnsburger Hof überreichte der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, gemeinsam mit Barbara Nichtweiß, der Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, sowie weiteren Autoren, dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf den neuen Band „Der Arnsburger Hof und seine Kapelle: ein wiederentdecktes Baudenkmal in Mainz“. Der Band ist in der Reihe „Mainzer Perspektiven. Aus der Geschichte des Bistums 9“ erschienen.
Dorothea Ennemoser-Bohrer hat von 1983 bis 1989 Theologie und Volkswirtschaft in Mainz studiert. Ihr Studienschwerpunkt war Pastoralpsychologie. Sie hat mit ihrem Mann, der ebenfalls Diplomtheologe ist, zwei erwachsene Kinder. Von 1989 bis 1991 wurde sie im Bistum Speyer zur Pastoralreferentin ausgebildet. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre in der Gemeindepastoral, in der Grundschule und in der Gefängnisseelsorge. Im Jahr 2000 wechselte sie in den Berufsschuldienst und entwickelte gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern einen religionspädagogischen Hashtag im Netz (#Leben360grad). Ab August 2021 leitete sie das Referat Berufsbildende Schule und Realschule Plus in der Abteilung Religionsunterricht im Bistum Speyer. Die studierte Pastoralreferentin war zudem weiterhin als Lehrerin für katholische Religion an einer berufsbildenden Schule in Frankenthal tätig. „Diesen Horizont möchte ich nun in die Ausbildung der künftigen Seelsorger*innen im Bistum Mainz einbringen. Es ist mitten in der Krise eine Schlüsselaufgabe. Vielleicht lassen sich ja mit den jungen Theologinnen und Theologen gemeinsame neue Formate entwickeln. Ich würde mich jedenfalls sehr über gemeinsames religionspädagogisches Weitersuchen freuen“, sagte sie bei ihrer Einführung. Ennemoser-Bohrer folgt auf Dr. Johannes Heger, der die Stelle seit 2020 innehatte und zum 1. April 2022 auf die Professur für Religionspädagogik an der Universität Würzburg berufen wurde.