„In dieser Woche werden wir mit dem konsequenten Gehorsam Jesu konfrontiert. Er ruft uns in seine Haltung des Hörens und Betens. Er lädt uns ein zur Nachfolge und zum konkreten Tun. Er ermutigt uns, auf andere zu hören und durch sie den Willen Gottes für das eigene Leben besser verstehen zu können.“ Das sagte Kohlgraf der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Montagabend, 25. März, in seiner Predigt in der traditionellen Missa Chrismatis im Mainzer Dom.
In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf den christlichen Hymnus des Philipperbriefs (2,5-11). Insbesondere auf den Satz: „Jesus war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ Zunächst ging der Bischof auf den Gehorsam Jesu gegenüber Gott ein. Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf: „Jesus gibt seine Herrlichkeit auf, um den Menschen ganz gleich zu werden und sie so zu erlösen. Das ist der Wille des Vaters, Jesus geht diesen Weg im Gehorsam.“ Bischof Kohlgraf erklärte: „Der Gehorsam gipfelt nach dem letzten Abendmahl im Ruf Jesu nach einer Rettung aus dem Tod, aber der Wille des Vaters solle geschehen, nicht der eigene.“
Weiter heißt es in der Predigt: „Ich meine, dass Jesus auch nach einer anderen Seite hin gehorsam war. Er sieht den Willen des Vaters darin, ganz bei den Menschen zu sein. In einem gewissen Sinne ist er auch den Menschen gehorsam. Immer wieder begegnet er Menschen, die ihm ihre Not hinhalten. Es ist immer wieder faszinierend, wie Jesus erkennen kann, was der einzelne Mensch braucht.“ Daraus leitet Bischof Kohlgraf ab: „Er hört auch auf die Menschen und lernt von ihnen, was der Wille Gottes sein könnte.“
Jesus fordere gleichzeitig „Gehorsam gegenüber seinem Wort ein“, sagte Bischof Kohlgraf. Und weiter: „In diesem Gehorsam findet der Mensch zu seinem Heil, nicht in der völligen Autonomie und dem Verfolgen individualistischer Ziele.“ Dieses Hinhören müsse sich aber auch im konkreten Handeln niederschlagen: „Glauben und Handeln bilden in der Nachfolge Jesu eine Einheit“, sagte er.
Als weiteren Aspekt führte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt an, dass Gehorsam auch eine kirchliche Dimension habe: „Denn es braucht womöglich das Korrektive der Glaubensgemeinschaft, die einen Schatz an Erfahrungen mit sich trägt, den Willen Gottes auch deuten zu können.“ Weiter sagte Bischof Kohlgraf: „Sobald in der Kirche von Gehorsam die Rede ist, steht aus verständlichen und bekannten Gründen schnell der Verdacht des Machtmissbrauchs im Raum.“ Er stellte klar: „Der christliche Gehorsam will ausdrücklich keinen gedemütigten oder sich selbst entfremdeten Menschen. Es geht eher um die Frage, sich darüber Rechenschaft zu geben, wem ich mein Hinhorchen schenke und damit auch mein Vertrauen. Gehorsam auch in der Kirche heißt, sein Leben in den Dienst für andere zu geben, etwas von der Hingabe Christi zu lernen und darin sich und die Fülle des Lebens zu finden.“
Konzelebranten des Gottesdienstes waren Generalvikar Dr. Sebastian Lang, Domdekan Henning Priesel und Pfarrer Frank Blumers (Sekretär des Priesterrates). Der Gottesdienst war eingebettet in einen Geistlichen Tag für alle Priester und Diakone des Bistums. Im Gottesdienst hatten die anwesenden Priester ihre Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst erneuert und waren beim Gottesdienst zur Konzelebration eingeladen. Die musikalische Gestaltung hatte ein Vokalensemble des Mädchenchors am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Kaltenbach übernommen sowie Domkantorin Jutta Hörl. Der Mainzer Domorganist, Professor Daniel Beckmann, spielte die Domorgel.
Im Rahmen der Missa Chrismatis weihte Kohlgraf das Katechumenenöl (mit dem Taufbewerber und Taufbewerberinnen gesalbt werden), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das bei der Spendung der Taufe, des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet). Im Anschluss an die Missa Chrismatis nahmen Vertreter aus allen Pastoralräumen die heiligen Öle mit in die Pfarreien des Bistums.