Bonn/Bamberg/Mainz. Angesichts der Ankündigung der israelischen Regierung, ab Juli 2020 Teile des Westjordanlandes zu annektieren, haben der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), und der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz (Mainz), am Freitag, 19. Juni, ihre Solidarität mit den Patriarchen und Kirchenführern Jerusalems bekundet.
In einem Aufruf vom 7. Mai 2020 hatten diese die Vereinten Nationen, die Russische Föderation, die Europäische Union und die USA aufgefordert, auf die einseitigen Annexionspläne mit einer gemeinsamen, verbindlich terminierten Friedensinitiative im Einklang mit dem Völkerrecht zu reagieren. „Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann ein umfassender, gerechter und dauerhafter Friede in diesem Teil der Welt aufgebaut werden, den die abrahamitischen Glaubensgemeinschaften heilig halten“, sagte Erzbischof Schick.
Weihbischof Bentz zeigte sich beunruhigt angesichts der Ankündigung Israels, jene Teile des Nahost-Plans der USA, die eine Annexion von weiten Teilen des Westjordanlands betreffen, unilateral umzusetzen: „Die Konsequenzen, die aus einem solchen einseitigen Schritt der israelischen Regierung für die ganze Region erwachsen, besorgen mich zutiefst.“ Er fügte hinzu: „Ich appelliere an die Bundesregierung, sich weiterhin mit allem Nachdruck für eine Einhaltung völkerrechtlich verbindlicher Abkommen sowie der entsprechenden UN-Resolutionen einzusetzen.“ Weihbischof Bentz wies darauf hin, dass auch der Heilige Stuhl erst jüngst wieder die Achtung vor dem internationalen Recht als unverzichtbare Voraussetzung dafür bezeichnet hat, dass beide Völker Seite an Seite in zwei Staaten, deren Grenzen vor 1967 international anerkannt wurden, leben können.
Erzbischof Schick berichtete von großer Anspannung und Unsicherheit, die sich im Heiligen Land auch in den Kirchen ausbreiteten. Viele Bischöfe aus der Region setzten ihre Hoffnung auf die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union. Von ihnen werde erwartet, alle politischen Möglichkeiten zu nutzen, um die Regierung Israels von Annexionsplänen abzubringen, die auch die europäischen Staaten als völkerrechtswidrig beurteilten. „Ich teile die große Sorge vor einer weiteren Destabilisierung der Region sowie auch die Überzeugung, dass auf diese Weise neue Hürden für einen gerechten Frieden zwischen den Parteien errichtet werden. Die Gefahr, dass eine Zweistaatenlösung außer Sichtweise gerät, wächst damit erheblich“, erklärte Erzbischof Schick.
Erzbischof Schick und Weihbischof Bentz wiesen gemeinsam auf die Situation der Christen hin. Sollte Israel sein Vorhaben wie geplant ab dem 1. Juli 2020 umsetzen, drohten die arabischen Christen in der Region einmal mehr zwischen die Fronten zu geraten. „Sie werden in einer Konfrontation, die auch mehr und mehr religiös aufgeladen wird, kaum noch die Chance haben, vermittelnde Positionen zur Geltung zu bringen. Stattdessen werden radikale Kräfte auf allen Seiten gestärkt. Das ist nicht unser Interesse als Christen; letztlich kann es in niemandes Interesse sein.“