Generalvikar Lang: „Klar und nüchtern machen, ohne Angst zu haben“

Podium zur Ausstellung „Kirche im Wandel“ in der Heilig Geist-Kirche in Friedberg

Friedberg, 10. September 2025: Generalvikar Dr. Sebastian Lang bei der Podiumsdiskussion in der Heilig Geist-Kirche in Friedberg. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Mi. 10. Sept. 2025
Von:
tob (MBN)

Friedberg. „Angesichts des aktuellen Wandels in der Kirche müssen wir uns klar und nüchtern machen, ohne Angst zu haben.“ Das betonte der Mainzer Generalvikar, Dr. Sebastian Lang, am Mittwochabend, 10. September, bei einer Podiumsdiskussion in der Heilig Geist-Kirche in Friedberg. „Wir haben der Gesellschaft auch etwas anzubieten, wenn wir kleiner werden“, bekräftigte Lang. Im Sozialem wie auch etwa in Kita und Schule werde die Kirche künftig „ein Träger unter Vielen sein“. 

Friedberg, 10. September 2025: Generalvikar Dr. Sebastian Lang diskutierte mit Landrat Jan Weckler und EKHN-Dezernent André Witte-Karp (v.l.n.r.). (c) Bistum Mainz / Blum

Unter der Überschrift „Wie viel Kirche braucht ein Ort Welche Kirche brauchen die Menschen?“ diskutierte er an diesem Abend mit Jan Weckler, dem Landrat des Wetteraukreises, und Pfarrer André Witte-Karp, Dezernent für Kirchliche Dienste bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Der Abend war Teil der Veranstaltungsreihe „Kirche im Wandel - (sakrale) Räume anders gestalten“, die als interaktive Dreifachausstellung ab September im Bistum Mainz an den drei Standorten Friedberg, Seeheim-Jugenheim und in Alzey stattfindet, um Impulse zur zukünftigen Nutzung kirchlicher Räume und Gebäude zu setzen. Die Reihe will eine Plattform für den Austausch und die Entwicklung neuer Ideen zur Gestaltung kirchlicher Räume und Gebäude bieten und den Dialog zwischen den gesellschaftlichen Akteuren fördern.

Wörtlich sagte Lang: „Wir haben die Chance, auch räumlich in Dialog mit der Gesellschaft zu treten und uns eben nicht zurückzuziehen.“ Aus einer großen Stadtkirche müsse vielleicht nicht nur eine Bibliothek werden, sagte Lang. Man könne den Wandel beispielsweise auch so gestalten, dass zu der Bibliothek noch ein Begegnungscafé und ein spiritueller Raum für Taufen und Hochzeiten komme. Um Räume auf diese Weise zu teilen, brauche es jedoch auch einen Lernprozess auf beiden Seiten.

Friedberg, 10. September 2025: Die Moderation hatten Bernd Lülsdorf und Dr. Sonja Petersen übernommen. (c) Bistum Mainz / Blum

Weckler mahnte an, dass Kirche vor Ort wahrnehmbar bleiben müsse, besonders durch Kitas und Schulen: „Wenn ich mich da rausziehe, wie sollen Kinder dann überhaupt noch eine Verankerung in der Kirche erhalten?“, fragte Weckler. Der Landrat würdigte das Bemühen der Kirchen „sich den Realitäten zu stellen“. Aktuell habe er allerdings den Eindruck, dass vor allem Organisationsfragen im Mittelpunkt ständen und weniger der Kern des Glaubens. Und weiter: „Ich bin davon überzeugt, dass die christliche Botschaft nach wie vor Menschen binden kann“, sagte der Landrat.

Witte-Karp betonte, dass er viele Haupt- und Ehrenamtliche in der Kirche erlebe, die den Reformprozess in der EKHN „als Gestaltungsaufgabe“ wahrnehmen. Weiter sagte er: „Gerade erleben wir in besonderer Weise, dass wir als segnende Kirche unterwegs sind.“ So brächten etwa Tauffeste viele Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus zusammen. Es sei wichtig, die eigenen Kirchenräume dabei auch als öffentliche Räume zu erfahren. Die Moderation hatten Bernd Lülsdorf, Regionalreferent in der Region Südhessen, und Dr. Sonja Petersen, KEB-Bildungsreferentin für Kirche, Kunst und Kultur, Regionalleitung Mainlinie, übernommen.

Ausstellung „Kirche im Wandel“ / Weitere Podien mit Generalvikar Lang

Friedberg, 10. September 2025: Der Mainzer Generalvikar Dr. Sebastian Lang im Vorgespräch mit Jan Weckler (links) und André Witte-Karp (rechts). (c) Bistum Mainz / Blum

In der Region Oberhessen endet das Projekt mit einer Finissage am Sonntag, 14. September. Von Dienstag, 16. September, bis Sonntag, 28. September, ist die Ausstellung mit einem Begleitprogramm in Seeheim zu sehen. Ein Podiumsgespräch mit Generalvikar Lang ist bei dieser Station für Donnerstag, 18. September, um 18.00 Uhr in der Heilig Geist-Kirche in Seeheim vorgesehen und zwar mit Stephan Arras, Propst der Evangelischen Propstei Starkenburg, und Dr. Maria Wüllenkemper, Oberkonservatorin des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. In Alzey sind Ausstellung und Begleitprogramm von Dienstag, 30. September, bis Donnerstag, 9. Oktober, in der Kirche St. Joseph geplant. Auch dort diskutiert Generalvikar Lang zum Thema: Am Donnerstag, 2. Oktober, um 19.00 Uhr mit Henriette Crüwell, der Pröpstin der Evangelischen Propstei Rheinhessen, und Christoph Burkhard, Kreisbeigeordneter des Landkreises Alzey-Worms.

Mit einem umfangreichen Begleitprogramm aus Vorträgen und museumspädagogischen Aktionen werden jeweils folgende Ausstellungen gezeigt: „Kirche – Raum – Gegenwart“ der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, „Land und Leute – Die Kirche in unserem Dorf“ der Wüstenrot Stiftung und „Heilige Räume – Neue Konzepte“ des Netzwerks Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. Veranstaltet wird die Reihe von den vier Regionen im Bistum Mainz zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Mainz.