Der Generalvikar dankte den Teilnehmern im Namen der gesamten Bistumsleitung für ihr Einsatz in der Liturgie in ihren Pfarrgemeinden. Der Gottesdienst fand in der Bernhard-Kapelle des Erbacher Hofes in Mainz statt.
Zu dem Treffen am Samstag, 18. September, unter der Überschrift „Nur noch fromme Erinnerung? Das ‚Große Gebet' im Jahr 2010" waren rund 90 Mitglieder aus den Liturgie-Ausschüssen im Bistum in den Erbacher Hof nach Mainz gekommen. Das „Große Gebet" ist eine Form der Eucharistieverehrung. Dabei versammelt sich die Gemeinde in der Kirche vor der konsekrierten Hostie, die in einer Monstranz gezeigt wird. Das mehrstündige Gebet vor der ausgesetzten Hostie wird als privates und gemeinschaftliches Gebet von den Gemeindemitgliedern gestaltet und endet mit einer feierlichen Schlussstunde. Veranstalter des Diözesantages war der Sachausschuss „Liturgie" der Diözesanversammlung und das Liturgie-Referat des Bischöflichen Ordinariates.
Wolfgang Fischer, Liturgie-Referent im Bischöflichen Ordinariat in Mainz, erläuterte in seinem Einstiegsreferat Geschichte und Bedeutung des „Großen Gebets". Noch bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts sei „das ‚Große Gebet' ein lebendiger Ausdruck des Glaubens" gewesen, der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil jedoch nachgelassen habe, sagte Fischer. Gründe dafür seien neben dem generellen Trend der Säkularisierung zum einen das verstärkte ökumenische Bemühen um gemeinsames Beten, und zum anderen habe das Konzil für das Eucharistieverständnis den Empfang der Kommunion als zentral herausgestellt. Ein dritter Grund für den Rückgang dieser Praxis sei, „dass heute die Frömmigkeitsform des Schauens und Anbetens, wie sie viele Jahrhunderte im Mittelalter von Katholiken gepflegt wurde, nicht mehr verstanden wird", sagte Fischer.
Es sei notwendig zu überlegen, „was am ‚Großen Gebet' ein unaufgebbarer Schatz ist, den man nicht über Bord werfen kann und was eher Randphänomene sind, die entweder aufgegeben oder der heutigen Zeit angepasst werden können". Das „Große Gebet" dürfe „nicht leichtfertig" aufgegeben werden, sagte Fischer, weil „die Kirche zu allererst eine betende Kirche ist und die Menschen in ihr auf Gott bezogen sind". Fundament des ‚Großen Gebets' sei der Glaube, „dass Jesus Christus in Gottheit und Menschheit tatsächlich und ganz real unter uns ist und sein Heil wirkt", erläuterte Fischer. Und weiter: „Wir glauben, dass Jesus Christus immer gegenwärtig und in der Welt am Werk ist, in unserem ganzen Leben, bei all dem, was wir tun, ist er unter uns. In der Eucharistie wird das verdichtet." Deswegen könne der Gläubige den Herrn im Heiligen Brot anbeten.
Fischer erläuterte in einer geschichtlichen Übersicht die Wurzeln des „Großen Gebets", die im 40-stündigen Gebet und der so genannten Schaufrömmigkeit des Mittelalters liegen. Das 40-stündige Gebet ist ein Totengebet, das zum Osterfest die Grabesruhe Jesu begleitete und bereits im zweiten Jahrhundert in Jerusalem bezeugt ist. Die Zahl 40 verweist als symbolische Zahl auf die 40 Tage der Fastenzeit. In der Gotik habe die Schaufrömmigkeit, bei der dem Schauen eine große Wirkung für Heil und Segen der Gläubigen beigemessen wurde, einen ersten Höhepunkt erlebt, sagte Fischer. Damals seien die Reliquien von Heiligen aus der Krypta zur Verehrung in die Kirchenschiffe geholt worden.
Diakon Michael Weyers, Vorsitzender des Sachausschusses „Liturgie" der Diözesanversammlung, hatte die Teilnehmer zu Beginn des Tages begrüßt. Am Nachmittag gab es insgesamt sieben Arbeitskreise, in denen Anregungen zur Gestaltung des „Großen Gebetes" in den Gemeinden gegeben wurden. Themen waren unter anderem „Symbole und Gebetshaltungen", „Tanzen in die Gegenwart Gottes - Liturgischer Tanz als Anbetung" und „Anbetung mit Kindern". Der Tag wurde mit einer Vesper mit sakramentalem Segen beschlossen.