Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 28. Juni, durch Handauflegung und Gebet Diakon Thomas Kettel aus Rümmelsheim-St. Laurentius im Mainzer Dom zum Priester geweiht. In seiner Predigt sagte der Bischof zum Weihekandidaten: „Sie werden in einer Kirche geweiht, die sich als synodale Kirche versteht. Übernehmen Sie Verantwortung, aber beteiligen Sie Menschen an den Wegen in die Zukunft. Betrachten Sie Menschen als Stimme Gottes an Sie und an die Kirche, immer im Geist der Unterscheidung. Dafür braucht es das tägliche Gebet, die Liebe zur Schrift und zu den Sakramenten, aber eben auch die Liebe zu den Menschen, zu denen Sie gesandt sind.“ Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen“ (Röm 5,5), das Kettel sich als Weihespruch gewählt hat.
Wörtlich sagte der Bischof: „Der Priester ist nicht Christus, er ist nicht der Retter, er ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als Vermittler der Gegenwart des Auferstandenen. Und seine Aufgabe ist es, Menschen zur aktiven Teilnahme zu befähigen, so dass sie nicht unbeteiligte Zuschauer sind, sondern selbst eintreten können in die Feier von Tod und Auferstehung des Herrn, besonders in der Eucharistiefeier. Die Liturgie lebt von der Vielfalt der Aufgaben und Dienste, die der ganzen feiernden Gemeinde dienen.“
Wörtlich sagte Kohlgraf: „Ein Priester ist Missionar, er ist zum Zeugnis gesendet, auch hier wieder nicht allein, sondern indem er andere befähigt, ihr persönliches Zeugnis zu geben. Am Ende jeden Gottesdienstes steht der Auftrag der Mission, der Verkündigung des Evangeliums vor einer Welt, die nicht unbedingt darauf wartet. Einer Welt, die in ihren alltäglichen Geschäften aufzugehen scheint. Wo Gott und sein Anspruch nicht unbedingt mehr das Alltagsgeschäft bestimmen. Gott schickt seine Jünger nicht in eine Welt, die sie mit offenen Armen erwartet.“
Und weiter: „Theologisch sehen viele die Notwendigkeit der Mission nicht mehr. Die Aufforderung Jesu zur Glaubensverkündigung bleibt aber aktuell, vielleicht heute aktueller als je zuvor. Und es wird nicht vorrangig darum gehen, eine überlieferte Kirchengestalt zu bewahren, sondern Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Jesus schickt in seiner Mission keine frommen Schriften vor sich her, und er entwickelt keine großen Strategien. Vielmehr weiß er darum, dass sich Glaube immer von Mensch zu Mensch entzündet. Glaube wächst über das Lebenszeugnis und die Beziehung zu einem Menschen, der selbst begeistert ist. Glaube kommt – so kann man das etwas flapsig sagen – in der Regel auf zwei Beinen daher. Diese Struktur der Mission gilt auch heute noch.“
Vor der Weihe hatte Kettel seine Bereitschaft erklärt, sein Amt im Sinne Christi und der Kirche auszuüben. Anschließend gelobte er dem Bischof und seinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam. Nach der Allerheiligen-Litanei erfolgte die eigentliche Weihe, bei der Bischof Kohlgraf dem Kandidaten schweigend die Hände auflegte. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass sich Gottes Hand auf den zu Weihenden legt und ihn mit seinem Geist erfüllt. In den ausdeutenden Riten erhielt der Neupriester sein Messgewand aus den Händen seines Heimatpfarrers Dr. Martin Ibeh. Anschließend salbte der Bischof ihm die Hände, überreichte ihm Brot und Wein und zeigte ihm schließlich mit einer angedeuteten Umarmung, dass er ihn als Priester in seinen Dienst aufnimmt.
Konzelebranten im Mainzer Dom waren unter anderen Regens Michael Leja und Spiritual Philipp Müller; an dem Gottesdienst nahmen neben Generalvikar Dr. Sebastian Lang auch weitere Mitglieder des Mainzer Domkapitels sowie die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, teil. Die musikalische Gestaltung hatte der Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel übernommen.
Am frühen Nachmittag spendete der Neupriester den Primizsegen in einer Andacht in der Seminarkirche in der Augustinerstraße. Der Neugeweihte wird Sonntag, 29 Juni, um 11.00 Uhr seine erste Heilige Messe (Primiz) als Priester in seiner Heimatpfarrei Rümmelsheim-St. Laurentius feiern. Als Kaplan wird Thomas Kettel künftig im Pastoralraum Wetterau-Süd tätig sein.
Aufgabe eines Priesters ist es, das Evangelium zu verkünden (Lehramt), die Sakramente zu spenden (Priesteramt) und die Gläubigen zu leiten (Hirtenamt). Durch seine Weihe handelt er bei seinem Dienst nicht aufgrund eigener oder verliehener Autorität, sondern in der Person Christi und im Namen der Kirche. Dieses besondere Priestertum ist vom allgemeinen Priestertum aller getauften Gläubigen zu unterscheiden, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil neu betont worden ist.
Die Priesterweihe erfolgt im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes durch den Bischof. Dabei wird der Heilige Geist auf den Kandidaten herabgerufen (Epiklese), was zeichenhaft in der Handauflegung durch den Bischof und die anwesenden Priester sowie das Weihegebet deutlich wird. Das Sakrament der Weihe ist in der katholischen Kirche in drei Stufen gegliedert: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Die erste Heilige Messe eines neu geweihten Priesters wird Primiz genannt. Sie wird in der Regel in dessen Heimatgemeinde gefeiert.
Nach dem katholischen Kirchenrecht kann nur ein getaufter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Versprechen der Ehelosigkeit (Zölibat) legt der Kandidat bereits bei seiner Diakonenweihe ab, in der Regel ein Jahr vor der Priesterweihe. Die Ausbildung der Priesteramtskandidaten erfolgt in einem Priesterseminar, in dem die Seminaristen während ihres Theologiestudiums wohnen. Nach dem Studium schließt sich eine praktische Seelsorgsausbildung an.
Umgangssprachlich werden die Bezeichnungen „Priester“ und „Pfarrer“ oft gleichbedeutend gebraucht. Ein Priester trägt den Titel „Pfarrer“ allerdings nur, wenn er von seinem Bischof mit der Leitung einer Pfarrgemeinde beauftragt worden ist. Darüber hinaus sind Priester auch in der Seelsorge für bestimmte Personengruppen (Kategorialseelsorge) oder in der Verwaltung tätig. Neu geweihte Priester werden in der Regel in der Pfarrseelsorge als Kapläne zur Unterstützung und Vertretung eines Ortspfarrers eingesetzt.