Mainz. „Christlicher Glaube geht nicht ohne die Erfahrung geschenkter Nähe, die sich in Zuwendung und Berührung zeigen muss. Das macht natürlich die derzeitige Situation so widersinnig. Christsein geht nicht ohne Nähe und Zuwendung, und derzeit müssen wir Abstand halten. Das setzt einen Stachel in unser sakramentales Selbstverständnis. Wenn man über Folgen der Pandemie rätselt, darf am Ende wohl nicht stehen, dass die Distanz zum kirchlichen und gesellschaftlichen Normalzustand wird.“
Das betonte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt in der Missa chrismatis am Freitag, 28. August, im Mainzer Dom. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der traditionell am Montag der Karwoche stattfindende Gottesdienst erst jetzt gefeiert werden.
Weiter wies Kohlgraf darauf hin, dass Sakramente „Dinge dieser Welt nehmen“, damit Gott sie zum Instrument mache, um „seine Nähe und sein Heil zu vermitteln“. „Christus tauft, er schenkt sich in der Eucharistie, er vergibt die Schuld, er weiht zu einem besonderen Dienst, er segnet den Bund der Ehe, er stärkt durch seinen Geist, er stärkt die Kranken in ihrer unheilvollen Situation und schenkt ihnen seine Nähe. Es sind Dinge der Schöpfung, die in den Dienst genommen werden, um diese Nähe zu vermitteln und darzustellen“, sagte der Mainzer Bischof.
Salbungen mit den Heiligen Ölen seien Ausdruck der königlichen Würde des Menschen: „Sie sollen gegen das Böse stärken und heilen. Gott kommt den Menschen in vielen Lebenssituationen nahe. Menschen sollen großgemacht werden und Hilfe auf ihrem Weg des Glaubens erhalten.“ Abschließend sagte Kohlgraf: „Mögen die Begegnungen in den Sakramenten ihre Wirkungen im Leben der Menschen entfalten. Mögen Menschen Mut bekommen, ihren Weg des Glaubens zu gehen. Und ich bete und wünsche mir sehr, dass wir in eine Zeit und eine Situation gehen, auch als Kirche wieder Nähe und heilende Berührung zu schenken. Gott segne die Öle, aber mehr noch, er segne die Menschen, zu denen wir gesandt sind.“
An dem nicht öffentlichen Gottesdienst nahmen wegen der Corona-Auflagen nur Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz und die Mitglieder des Mainzer Domkapitels, die Dekane des Bistums Mainz sowie die Mitglieder des Priester- und Diakonenrates teil. Gekommen waren unter anderen auch Dr. Susanne Barner, die neue Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung, sowie Vertreterinnen des Katholikenrates und der Frauenverbände.
Im Rahmen der Missa Chrismatis weihte Kohlgraf das Katechumenenöl (mit dem der Taufbewerber gesalbt wird), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das bei der Spendung der Taufe, des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet). Am Ende des Gottesdienstes nahmen die Dekane die Heiligen Öle in Empfang, um sie in die Pfarrgemeinden ihres Dekanates mitzunehmen. Bei dem Gottesdienst hatten die anwesenden Priester außerdem ihre Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst erneuert.
Für die musikalische Gestaltung waren eine Schola des Mädchenchores am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach, begleitet von Domkapellmeister Karsten Storck, sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel verantwortlich.