Mainz. Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in Berlin hat ein Modellprojekt zur Implementierung eines Notfallkonzepts in der Mainzer Martinus-Bibliothek und im Notfallverbund Mainz gefördert. In diesem Zusammenhang fand eine Notfallübung in der Martinus-Bibliothek statt. Das Modellprojekt konnte dank der großzügigen Förderung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Kulturstiftung der Länder und der KEK durchgeführt werden.
Gezieltes Handeln ist im Notfall in Kulturerbe-Einrichtungen entscheidend, um Kulturgüter vor Schaden zu bewahren. Notfallvorsorge und Kenntnisse in der Bewältigung von Notfällen sind daher von zentraler Bedeutung. In der Martinus-Bibliothek wurde in einem umfassenden Projekt das Notfallkonzept, das auch den Notfallplan enthält, erarbeitet. So kann die Einrichtung im Notfall bereits auf theoretisch und praktisch erprobte Verfahren zurückgreifen. Außerdem sind die Kooperation und Koordination mit anderen Einrichtungen im Notfall essenziell; zum Beispiel mit dem Notfallverbund Mainz, einem Zusammenschluss von Archiven, Bibliotheken und Museen in der Stadt Mainz, die sich im Notfall gegenseitig unterstützen.
In dem Modellprojekt wurde zunächst das Notfallkonzept inklusive Notfallplan der Martinus-Bibliothek unter fachlicher Beratung einer Restauratorin erstellt und theoretisch evaluiert. Durch die Förderung konnte außerdem auch das Notfallequipment der Martinus-Bibliothek ergänzt werden.
Im Oktober 2025 fand in der Martinus-Bibliothek Mainz gemeinsam mit dem Notfallverbund Mainz ein Praxis-Workshop zur Notfallbewältigung in Archiven, Bibliotheken und Museen mit theoretischem Input und einer praktischen Notfallübung statt. Dabei wurden Grundkenntnisse zur Prävention, Notfallplanung, Organisation und Erstversorgung von geschädigtem Sammlungsgut vermittelt. Die im Notfallplan beschriebenen Einsatzplanungen, Abläufe und die Organisation bei Bergung, Erstversorgung, der funktionale Aufbau der Arbeitsstationen und Dokumentation der geborgenen Objekte sowie der Transport wurden geprobt. Ebenso wurde die Koordination mit Partnereinrichtungen und die adäquate Nutzung des vorhandenen Notfallequipments getestet.
Da Wasserschäden zu den häufigsten Notfällen in Kultureinrichtungen zählen, wurde dieses Szenario für den praktischen Teil ausgewählt. Dabei wurden die Notfallstrukturen in der Praxis überprüft und im Nachgang evaluiert. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden zur weiteren Verbesserung des Notfallkonzepts genutzt. Gleichzeitig konnten die Teilnehmenden des Praxis-Workshops das Gelernte direkt in der Praxis umsetzen und somit Handlungsstrategien für den Notfall üben und ihre Kompetenzen dazu erweitern.
Das Notfallkonzept der Martinus-Bibliothek kann nun als Best-Practice-Beispiel für andere Einrichtungen dienen. Alle erarbeiteten Materialien werden demnächst unter freier Lizenz im Internet bereitgestellt, um die Verbreitung und Nachnutzung der entwickelten Methoden und Konzepte zu ermöglichen und zu fördern.
Hinweis: Nähere Informationen unter www.martinus-bibliothek.de