„Die Dompfarrei St. Peter und die Pfarrei St. Martin haben nun eine ihrer Größe und Bedeutung entsprechendes Gemeindehaus erhalten“, sagte Bentz, der auch Generalvikar des Bistums Mainz ist, bei der Einweihung des Hauses am Freitag, 18. Mai, in Worms. Er wünsche sich, dass „dieses Haus am Dom hoffentlich bald die Herzen möglichst vieler Wormserinnen und Wormser erobert“, sagte er.
Dass man beim Bau des Hauses auf eine frühchristliche Taufpiscina gestoßen sei, bezeichnete der Weihbischof als ein „prophetisches Signal“. „Diese Taufpiscina erinnert alle, die in dieses Haus kommen, an die grundlegende Taufberufung eines Christen.“ Kirche dürfe sich „nicht nur um Begegnung und Leben nach innen bemühen“: „Wir dürfen nicht der Gefahr erliegen, ein sich selbst genügendes Milieu der Abgrenzung zu bilden“, sagte er. Daher sei das Haus am Dom ein Begegnungsort für die Dompfarrei, aber auch Begegnungsort einer offenen und gastfreundlichen Kirche.
Zuvor hatte der Propst am Wormser Dom, Ehrendomkapitular Tobias Schäfer, die anwesenden Gäste begrüßt und allen gedankt, die sich bei der Planung und Umsetzung des Hauses am Dom engagiert hatten. Klaus Berg, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrei, ließ in seinem Grußwort nochmals die Planungs- und Baugeschichte des Hauses am Dom Revue passieren.
Die Einweihung des Hauses fand im Anschluss an die Vernissage der Jubiläumsausstellung „Aufgeschlossen – Tausend Jahre Wormser Dom“ statt. Bentz bezeichnete das 1.000-jährige Domjubiläum als einen „Anstoß, sich aus der Fülle der Geschichte wichtige und entscheidende Zeugnisse neu zu erschließen und anzueignen“. Nach der Bischofskirche in Mainz sei der Wormser Dom „mit seiner Geschichte die wohl bedeutendste Kirche im Bistum“.
Weiter betonte Bentz: „Der Mensch braucht heilige Räume: Räume, die vom Getriebe und der Banalität des Alltags ausgespart bleiben. Zugleich aber stand dieser ausgesparte Raum inmitten des städtischen Lebens. Der Dom hatte keine Berührungsängste zu diesem gesellschaftlichen Drumherum. Das ist für die Kirche in heutiger Gesellschaft ein sprechendes Bild für die Rolle und Aufgabe, die Kirche in Gesellschaft hat: ein Ort, an dem spirituelle Erfahrungen möglich sind und angeboten werden, zugleich aber inmitten des gesellschaftlichen Lebens ohne Berührungsängste mit eben diesem gesellschaftlichen Leben.“
Die Ausstellung zeige den Dom nicht nur als einen sakralen Raum, „sondern auch als den Ort, der durch 1.000 Jahre hindurch lebendiger Ort der Gottesbegegnung und der Ort einer lebendigen Gemeinde inmitten der städtischen Gesellschaft war – und auch heute weiterhin ist“. „Deswegen ist es schon ein besonderes Signal, dass zu diesem Jubiläum das langjährige Projekt eines Hauses am Dom mit der Haussegnung vollendet wird“, sagte der Weihbischof.
An sieben Stationen im Wormser Dom und einer weiteren im Foyerbereich des Hauses am Dom werden die Besucher durch die Welt zur Zeit Bischof Burchards (965-1025) und Kaiser Heinrichs geführt – Bischof Burchard ist der Erbauer des Wormser Domes. Ein Fokus der Ausstellung liegt auf den unterschiedlichen Rollen des Bischofs als Stadtherr und als Bauherr sowie seine Rolle für Reich, Kirche und Theologie. Weiterhin wird den Besuchern der Ritus einer Domweihe vor tausend Jahren erläutert. Gezeigt werden auch Relikte des ursprünglichen Burchard-Domes, wie etwa ein Stück des Marmor-Fußbodens, den Ausgrabungen um 1900 zutage gebracht haben.
Weitere zeitgeschichtliche Exponate sind Textilienfunde, die aus den Saliergräbern stammen, ein Schuh, der in einem Grab geborgen werden konnte, oder auch unterschiedliche sakrale Geräte, die bei der Domweiheliturgie eine Rolle spielen: vom Bischofsstab über die Heiligen Öle bis zum Weihrauchgefäß. „Die Ausstellung begreift den Dom als einen Schlüssel, der uns einen Zugang zur Welt vor tausend Jahren öffnen will“, erläuterte Propst Schäfer. Die Ausstellung wurde von der ehemaligen Leiterin der Denkmalpflege in Worms, Frau Dr. Irene Spille, und vom Direktor des Mainzer Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Winfried Wilhelmy, kuratiert.
Zum Abschluss des Tages fand im Haus am Dom die Vorpremiere der Terra X-Doku-mentation „Der Wormser Wunderbau: 1.000 Jahre Kaiserdom“ statt, die am Pfingstsonntag, 20. Mai, um 19.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird. Zudem war am Samstagnachmittag, 19. Mai, das neue Haus am Dom in Worms für einen Tag der offenen Tür geöffnet.
Erste Überlegungen zum Bau eines Hauses am Dom in Worms gab es bereits Mitte der 1990er Jahre. Nach einer Machbarkeitsstudie wurde 2012 das Bauvorhaben im Rahmen eines Pressegesprächs präsentiert und ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. 2013 wurde der Sieger-Entwurf des Architekten Professor Jörg Springer vorgestellt, der im Laufe des Jahres überarbeitet wurde. Im September 2014 wurde die Baugenehmigung erteilt, im Januar 2015 begannen die archäologischen Grabungen, in deren Rahmen eine frühe christliche Taufpiscina gefunden wurde, die im Neubau präsentiert wird. Von Beginn an gab es auch kritische Stimmen zu diesem Bauprojekt. Daher suchte die Wormser Domgemeinde immer wieder das Gespräch mit Gegnern der Bebauung. Propst Schäfer hatte immer wieder betont, dass mit dem Haus am Dom ein Stück Architektur entstehe, das sich einfühlsam in das historische Umfeld einfügt. „Es ist ein Gewinn für den Dom, die Gemeinde und für ganz Worms“, sagte er.
Im März 2016 erfolgte der erste Spatenstich, im Juli desselben Jahres die Grundsteinlegung für das neue Haus am Dom. 2017 konnte das Richtfest gefeiert werden. Die Kosten für das Haus am Dom in Worms wurden ursprünglich mit fünf Millionen Euro kalkuliert. Mehrkosten waren unter anderem aufgrund der Umplanungen zum Erhalt der frühchristlichen Taufpiscina und durch aufwändige Maßnahmen zur Sicherung, Konservierung und Präsentation dieses Fundes entstanden. Zwar werden die endgültigen Kosten erst nach dem Ende der Bauphase feststehen, da diese noch nicht abgeschlossen ist. Die aktuelle Kostenverfolgung lasse nach Aussage von Propst Schäfer allerdings „keine Überraschungen erwarten“.
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