Seit Februar 2015 ist er Prior des Dominkanerklosters in Leipzig, zuvor hat er 21 Jahre im Bistum Mainz gewirkt: zuerst in Worms, dann in der Stadt Mainz. Hier war er zuletzt sechs Jahre lang Prior des Klosters St. Bonifaz in der Mainzer Neustadt. Die Zeit im Bistum Mainz sei sein „wichtigster Lebensabschnitt" gewesen, hat er bei seinem Abschied in einem Interview mit der Kirchenzeitung „Glaube und Leben" gesagt.
Nun also seit 16 Monaten Leipzig. Eine Stadt, wo gerade mal vier bis fünf Prozent der Menschen katholisch sind. Wo 80 Prozent der Menschen nicht getauft sind. Tiefste Diaspora also. Von Missionierung spricht Pater Josef allerdings nicht. Vielmehr erlebe er Interesse am christlichen Glauben und an Glaubensfragen – Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung erfahre er nicht. Und er weiß auch, dass er bei vielen Menschen nichts voraussetzen kann. Schulklassen kommen zu Klosterführungen zu ihm, wo viele der Kinder noch nie eine Kirche von innen gesehen haben. „Man darf aber nicht belehren. Sondern ich muss erklären. In einfachen Bildern, in einfacher Sprache", sagt er. Nicht immer ganz einfach: Denn das könne man nicht studieren. Trotzdem: Pater Josef fühlt sich wohl, ist gut aufgenommen worden, hat sich eingelebt. Die ersten Monate waren eine „spannende Zeit" sagt er. Im Mai 2015 wurde die Propsteikirche St. Trinitatis in der Leipziger Innenstadt eingeweiht, der größte Kirchenneubau im Osten Deutschlands seit der politischen Wende 1989. Zwei Dominikanerbrüder wurden dort zu Priestern geweiht. Und jetzt natürlich der Katholikentag.
Mit acht Mitbrüdern, die zwischen 29 und 82 Jahre alt sind, lebt Pater Josef im Dominikanerkloster in Leipzig-Wahren, rund 20 Minuten von der Leipziger Innenstadt entfernt. Hier betreuen sie die Pfarrei St. Albert – die Kirche St. Albert ist gleichzeitig Pfarr- und Klosterkirche. Zudem betreibt der Orden hier ein Gästehaus für 20 bis 25 Personen – das Aurelius Arkenau-Haus. Außerdem helfen sie immer wieder als Priester in den Leipziger Pfarreien aus. Pater Josef ist außerdem geistlicher Berater des Benno-Verlages, der in direkter Nachbarschaft zum Kloster liegt; zudem ist er Spiritual für die Gemeindereferentinnen in der Region Leipzig.
Ein bisschen kannte er Leipzig bereits: 1991/1992 hat er hier für ein halbes Jahr sein Diakonatspraktikum absolviert. „Es hat sich viel getan in den vergangenen Jahren", sagt er. Nicht nur in Leipzig ist gebaut, renoviert und restauriert worden, auch das Gästehaus ist ein Neubau. 1998 wurde es vom damaligen Bischof Joachim Reinelt eingeweiht. Die Pfarrei St. Albert selbst ist nicht groß – wie alle Pfarreien im Bistum Dresden-Meißen. „Es sind rund 800 Katholiken", sagt Pater Josef. Das Gemeindeleben empfindet er oftmals „lebendiger als im Westen". „Die Menschen sind aktiv, halten eng zusammen", sagt er, was er auf die jahrzehntelange Diaspora-Situation zurückführt. Auch die Eigenverantwortung der einzelnen Gläubigen sei größer: „Hier muss nicht alles der Pfarrer anregen." Überhaupt: Pater Josef schätzt die Übersichtlichkeit der katholischen Kirche im Osten. Alles sei zwar kleiner, aber auch schlanker, die Wege kürzer. Und wenn die Menschen nach dem Sonntagsgottesdienst oft noch länger als eine halbe Stunde zusammenstehen, denkt er, dass das Volkskirche ist – fast so wie früher. „Wenn ich es nicht anders wüsste."