Ich hab´ keinen Heiligenschein – kann ich trotzdem heilig sein?

2.000 Messdiener beim Diözesan-Ministrantentag anlässlich des Domjubiläums

DIÖZESANMINISTRANTENTAG (c) BIstum Mainz / Matschak (Ersteller: BIstum Mainz / Matschak)
Datum:
So. 27. Sept. 2009
Von:
am (MBN)
Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat die Ministrantinnen und Ministranten des Bistums dazu aufgerufen, weiterhin Gott zu suchen, „auch wenn es auf diesem Weg Zweifel, Umwege und Schwierigkeiten“ gebe.
LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)

Lehmann äußerte sich anlässlich des Auftaktgottesdienstes zum Diözesan-Ministrantentag im Mainzer Dom am Sonntag, 27. September. Ministranten seien „als Dienende nahe am Altar und nahe am Wort Gottes", sagte der Kardinal weiter. „Wer Gott dient und ihm nahe ist, kann leichter die Schwierigkeiten des Lebens ertragen", betonte er.

Zu dem Tag, der unter dem Motto „Ich hab´ keinen Heiligenschein - kann ich trotzdem heilig sein?" stand, waren rund 2.000 Messdienerinnen und Messdiener aus dem ganzen Bistum nach Mainz gekommen. Der Diözesan-Ministrantentag fand anlässlich des Jubiläums „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom" statt und beschäftigte sich in Anlehnung an das Leitwort des Domjubiläums „Denn der Tempel Gottes ist heilig - und das seid ihr!" (1 Kor 3,16) mit dem Thema „Heilig sein".

In seinem Grußwort im Tagesheft hatte Lehmann den Messdienerinnen und Messdienern im Bistum Mainz für ihren Dienst und ihr Engagement gedankt. „Wer im Gottesdienst ministriert, dient Gott und macht der Gemeinde eine Freude. Wer im Gottesdienst ministriert, sucht nach Gottes Spuren in seinem Leben, nach Jesus Christus selbst, der uns trägt und immer Kraft und Hoffnung schenkt", schrieb Lehmann. Und weiter: „Wenn Ihr auf Jesus schaut, ihm dient und nachfolgt, Verantwortung übernehmt für Euch und andere, dann versucht Ihr tatsächlich, ein wenig heilig zu sein. Dann sorgt Ihr dafür, dass man in unserer Welt etwas von Gott spüren kann, dass die Welt ein kleines bisschen besser und heiliger wird - und das ganz ohne Heiligenschein."

„Markt der Möglichkeiten" auf den Domplätzen

Nach dem Gottesdienst mit Kardinal Lehmann fand auf den Plätzen am Mainzer Dom ein „Markt der Möglichkeiten" mit rund 40 verschiedenen Angeboten statt. Dazu waren Stände mit Informationen und Aktionen zur Bundestagswahl aufgebaut, außerdem Sportstände, Kreativangebote, ein Münzprägestand sowie verschiedene Essens- und Informationsstände. Die Aktionen wurden unter anderem von den Mitgliedsverbänden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) durchgeführt. Außerdem fanden Führungen durch den Mainzer Dom und die Domsakristei statt.

Im Rahmen des Bühnenprogramms wurden auch die Gewinner des Ministranten-Filmwettbewerbs gekürt, der in diesem Jahr zum ersten Mal durchgeführt wurde. Die Messdienergruppen des Bistums Mainz waren im Vorfeld des Diözesantages dazu aufgerufen worden, die Frage „Was ist dir heilig?" filmisch umzusetzen. Den 1. Preis gewann die Ministrantengruppe Mainz-St. Peter, den 2. Preis die Gruppe aus der Pfarrgemeinde St. Jakobus und Heiliger Thomas von Aquin, Langen, und den 3. Preis die Ministranten  der Pfarrgemeinde St. Peter aus Bürstadt. Der Jury gehörten unter anderen die ZDF-Moderatorin Gundula Gause und Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für Jugendseelsorge, an. Die Filme wurden vor dem Gottesdienst erstmals vor großem Publikum gezeigt. Den Abschluss des Tages bildet um 16.30 Uhr eine Vesper mit Weihbischof Neymeyr im Mainzer Dom.

Dank von Ministerpräsident Beck

Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck nahm an dem Gottesdienst zum Diözesan-Ministrantentag teil. Er dankte den Mädchen und Jungen für ihr ehrenamtliches Engagement in den Pfarrgemeinden. Die mehr als 10.000 Ministrantinnen und Ministranten im Bistum Mainz würden nicht nur die Priester im Gottesdienst unterstützen, sondern seien auch in den Gemeinden bei sozialen Aktionen oder Freizeitaktivitäten tätig. „Die Ministrantenarbeit ist ein wichtiger Baustein kirchlicher Jugendarbeit", sagte Beck. Die kirchliche Jugendarbeit schaffe nicht nur Gemeinschaftserlebnisse, sondern helfe auch jungen Menschen, ihren eigenen Weg zu finden und dabei Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Stichwort: Ministrant/Messdiener

Ministranten (auch Messdiener) sind zumeist Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die dem Priester bei der Messfeier oder anderen gottesdienstlichen Feiern zur Hand gehen. Seit der Liturgiereform gilt der Ministrantendienst als ein Laiendienst. Die Ministranten versehen ihren Dienst dabei stellvertretend für die Gemeinde. Sie tragen einen Talar und ein Rochett (ein gefaltetes und manchmal verziertes weißes Leinengewand) oder eine Kutte. Das Wort „Ministrant" stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „der Dienende". Im Bistum Mainz leisten rund 10.000 Mädchen und Jungen Dienst als Ministrantin bzw. Ministrant; in Deutschland sind es mehr als 300.000.

Der Ministrantendienst beginnt für Mädchen und Jungen in der Regel nach der Erstkommunion und dauert bis zum Ende der Schulzeit. Eine Altersbegrenzung nach oben gibt es aber nicht. In einer normalen Sonntagsmesse dienen meist zwei bis vier Ministrantinnen und Ministranten, in einem feierlichen Gottesdienst (zum Beispiel an Weihnachten oder in der Osternacht) können es weit mehr sein. Ministranten halten beispielsweise bei Gebeten dem Priester das Messbuch, bereiten den Altar und bringen für die Eucharistiefeier die Gaben und Brot und Wein herbei; nach der Kommunionausteilung räumen sie den Altar wieder ab. Außerdem gestalten sie Gottesdienste festlicher: Sie schwenken das Weihrauchfass, tragen Kerzenleuchter oder ein Vortragekreuz beim Einzug bzw. Auszug.

Ministranten werden meist in Gruppen von erfahrenen Ministranten oder einem Priester auf ihren Dienst vorbereitet. In der „Konstitution über die Heilige Liturgie" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) heißt es unter anderem über den Dienst der Ministranten: „Auch die Ministranten, Lektoren, Kommentatoren und die Mitglieder der Kirchenchöre vollziehen einen wahrhaft liturgischen Dienst. Deswegen sollen sie ihre Aufgabe in aufrechter Frömmigkeit und in einer Ordnung erfüllen, wie sie einem solchen Dienst ziemt und wie das Volk mit Recht von ihnen verlangt. Deshalb muss man sie, jeder nach seiner Weise, sorgfältig in den Geist der Liturgie einführen und unterweisen, auf dass sie sich in rechter Art und Ordnung ihrer Aufgabe unterziehen."

Der Dienst des Ministranten in seiner heutigen Form hat sich erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil herausgebildet. Ursprünglich wurden die Hilfsdienste am Altar von jungen Klerikern (Akolythen) mit so genannten „niederen Weihen" verrichtet. Später durften auch nicht geweihte Jungen und junge Männer die Handreichungen versehen und die wichtige Rolle des „Antwortgebers" bei den liturgischen Formeln übernehmen. Erst 1992 hat der Vatikan offiziell den Ortsbischöfen die Möglichkeit eingeräumt, weibliche Messdienerinnen zuzulassen. In Italien, wo Messdiener weiterhin als „chierichetti" (kleine Kleriker) bezeichnet werden, kamen Mädchen am Altar erst in den vergangenen Jahren in einigen Bistümern zum Zuge.