„Ich kenne keine Pfarrei in unserem Bistum, in der es keine Messdiener gibt“

Interview mit Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr über Messdienerinnen und Messdiener

NEYMEYR (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Di. 16. Dez. 2008
Von:
am (MBN)
Mainz. Fast 11.000 Messdienerinnen und Messdiener gibt es im Bistum Mainz. Das ergab eine aktuelle Umfrage aus dem Jahr 2008 unter den Verantwortlichen für die Ministranten in den Pfarreien des Bistums. Im Interview äußert sich Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für Jugendseelsorge, zum Messdienerdienst und über seine eigenen Erfahrungen als Ministrant.

MBN: Herr Weihbischof Neymeyr, waren Sie selbst einmal Messdiener?

Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr: Ich war seit meiner Erstkommunion Messdiener. Anfangs habe ich noch im Alten Ritus ministriert und musste viele lateinische Gebete auswendig lernen. Trotzdem habe ich mich sehr darauf gefreut, Messdiener zu werden und erinnere mich heute noch daran, wie stolz ich war, als ich im Messdienergewand am Altar stehen durfte.

MBN: Woran erinnern Sie sich ganz besonders?

Neymeyr: Mir hat es immer Freude gemacht, zur würdigen Feier der Liturgie beizutragen und nahe beim heiligen Geschehen zu sein. Eigentlich habe ich niemals aufgehört, Messdiener zu sein. Als Priesteramtskandidat habe ich bei den Eucharistiefeiern in der Seminarkirche und in den Pontifikalämtern im Dom gerne ministriert. Der Höhepunkt meiner Ministrantenlaufbahn war, dass ich bei der Papstmesse im November 1980 libri assistens war - das heißt, dem Papst das Messbuch halten durfte. Mein peinlichstes Erlebnis als Messdiener war eine missglückte Inzens. Das Weihrauchfass blieb an der Kette hängen und die glühende Kohle, die darin lag, flog in hohem Bogen auf einen schönen, neuen hellen Teppich vor dem Altar. So habe ich in meiner Heimatkirche in Worms-Herrnsheim über viele Jahre Spuren meines Ministrantendienstes hinterlassen.

MBN: Fast 11.000 Messdienerinnen und Messdiener gibt es im Bistum Mainz. Macht Sie das als Jugendbischof des Bistums auch ein wenig stolz?

Neymeyr: Da es nicht mein Verdienst ist, dass es in unserem Bistum so viele Messdienerinnen und Messdiener gibt, kann ich darauf auch nicht stolz sein. Aber ich freue mich sehr darüber, dass sehr viele Kinder und Jugendliche diesen wichtigen Dienst tun und dadurch in die Feier der Liturgie hinein wachsen. Ich kenne keine katholische Pfarrei in unserem Bistum, in der es keine Messdiener gibt.

MBN: Was zeichnet Ihrer Meinung nach einen guten Messdiener aus?

Neymeyr: Ein guter Messdiener ist zunächst einmal zuverlässig und pünktlich. Er nimmt an Messdienerproben teil und irrt nicht planlos im Altarraum herum. Er nutzt die Chance, die Bedeutung der heiligen Messe und ihrer einzelnen Teile besser kennen zu lernen und die Vollzüge der Liturgie besser zu verstehen.

MBN: Was fasziniert Ihrer Meinung nach Kinder und Jugendliche am Ministrantendienst?

Neymeyr: Ich vermute, dass es Kindern und Jugendlichen heute nicht anders geht als mir: Als Kind hat es mich zunächst fasziniert, in Messdienerkleidung vor der Gemeinde zu stehen. Es hat mich auch beeindruckt, so nahe beim heiligen Geschehen zu sein und mitzuhelfen, dass die heilige Messe gefeiert werden konnte. Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass ich immer wieder dem Pfarrer begegnet bin und mit ihm reden konnte. Außerdem habe ich mich auch gerne in der Messdienerarbeit meiner Heimatgemeinde engagiert.

MBN: Was muss getan werden, dass sich auch weiterhin Kinder und Jugendliche für den Ministrantendienst interessieren?

Neymeyr: Auch in der Ministrantenpastoral steht und fällt die Kinder- und Jugendpastoral mit Glaubenszeugen in der Welt der Kinder und Jugendlichen. Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche immer wieder einzuladen, zur Messdienergemeinschaft dazu zu kommen und den Ministrantendienst zu tun. Bei den Kindern wird es zunehmend wichtiger, auch die Eltern mit einzubinden, da sie oft auf den Fahrdienst der Eltern angewiesen sind. Bei Jugendlichen ist es wichtig, auch Jugendliche einzuladen, die als Kind noch nicht Messdiener gewesen sind.

MBN: Als ein Problem benennt die Umfrage unter den Ministranten im Bistum Mainz die mangelnde Zahl von älteren Gruppenleitern. Wie könnte dies behoben werden?

Neymeyr: Die älteren Jugendlichen verbringen einen immer größeren Teil ihres Tages in der Schule. Wenn sie dann noch Fahrzeiten in die Schule haben, ist es ihnen manchmal nicht möglich, am Nachmittag eine Gruppenstunde zu halten. Manche Pfarreien gehen deshalb dazu über, an Samstagen für alle Messdiener Mini-Aktionstage zu veranstalten. Für die Jugendlichen ist es auch wichtig, dass sie in der Ministrantenarbeit Gelegenheit finden, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein und dass ihnen zugetraut wird, Verantwortung zu übernehmen.