Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Freitag, 12. Mai, 23 Religionslehrerinnen und zwei Religionslehrern aller Schulformen aus dem Bistum Mainz die Missio canonica, die kirchliche Lehrerlaubnis, verliehen. Kohlgraf überreichte die Urkunden in einem Gottesdienst in der Mainzer Augustinerkirche. „Ich lade Sie ein zu kritischer Loyalität“, sagte Kohlgraf in seiner Predigt.
In seinem eigenen Schuldienst sei er oft von Jugendlichen angesprochen worden, die von ihm wissen wollten, warum sie in der Kirche bleiben sollten, sagte Kohlgraf in seiner Predigt. „Ich als Bischof werbe dafür, zu bleiben“, betonte er. Das sei nicht überraschend, aber es gehe ihm bei dieser Einladung nicht darum, seinen eigenen Broterwerb zu sichern. „Ich lade dazu ein, weil ich davon überzeugt bin, dass es gut ist, in Gottes Liebe zu bleiben und seine Freundschaft zu suchen.“ An die künftigen Religionslehrerinnen und Religionslehrer gewandt sagte er: „Auch Sie lade ich dazu ein, in seiner Liebe zu bleiben, und die Sakramente als Zeichen seiner Nähe zu feiern.“ Er ermutigte die Anwesenden: „Führen Sie ein Leben, das Frucht bringt, die bleibt.“
In seinen zehn Jahren im Schuldienst habe er die Erfahrung gemacht, dass nicht immer diejenigen ernten, die säen: „Aber manchmal melden sich Schüler bei mir nach Jahren, und wünschen sich, dass ich sie traue, oder ihre Kinder taufe“, sagte er. „Auch solche, von denen ich es damals nicht erwartet hätte“, ergänzte er. Auch er selbst halte immer noch den Kontakt zu seinem Religionslehrer. Auch dieser habe wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass Kohlgraf einmal Bischof werden würde. „Es kommt besonders im Lehrberuf stark auf die Persönlichkeit an. Auf Ihr persönliches Zeugnis“, machte Kohlgraf deutlich.
Die Bischöfe hätten über eine neue Ordnung der Missio canonica nachgedacht, und diese auch veröffentlicht. Darin sei ein wesentlicher Aspekt, dass die Spannung zwischen Anspruch und Realität im Glauben nicht verharmlost und ausgeklammert werden dürfe. Im Hinblick auf den Unterricht gelte ein „Kontroversitätsgebot“, das bedeute: „In Gesellschaft und Kirche gibt es eine legitime Pluralität der Meinungen. Es ist Ihre Aufgabe, verschiedene Meinungen aufzugreifen und auch kontrovers zu diskutieren. Dazu möchte ich Sie ermutigen“, sagte Bischof Kohlgraf. Religionslehrerinnen und Religionslehrer dürften durchaus ihren eigenen Standpunkt vertreten. „Ich lade Sie ein zu kritischer Loyalität“, betonte Kohlgraf. „Die Gesellschaft und die Kinder brauchen Sie. Überzeugen Sie durch Ihre Persönlichkeit. Wir als Bistum werden Sie gerne dabei unterstützen“, sagte er zu.
Die Eucharistiefeier war Abschluss einer Tagung des Dezernates Bildung mit den Religionsleh-rerinnen und Religionslehrern, die am Tag der Verleihung im Mainzer Priesterseminar stattfand. Die Tagung, an der auch der Dezernent für Bildung im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektor Gereon Geissler, teilnahm, widmete sich verschiedenen Aspekten der Aufgaben der Lehrkräfte im Fach Religion. Darüber hinaus bot die Tagung die Möglichkeit, die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Bischöflichen Ordinariat kennenzulernen.
Die Missio canonica ist die kirchliche Bevollmächtigung für Religionslehrer. Ohne diese Sen-dung darf kein Lehrer katholischen Religionsunterricht erteilen. Im Rahmen der Missio-Verleihung sprechen die Kandidatinnen und Kandidaten zunächst gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis. Anschließend fragt der Bischof: „Sind Sie bereit, die Botschaft der Kirche im Religionsunterricht zu lehren und sie im Leben zu bezeugen?“ Auf die Antwort „Wir sind dazu bereit!“ entgegnet der Bischof: „Ich sende Sie!“ Danach überreicht er den Kandidatinnen und Kandidaten die Urkunde mit ihrer Missio canonica.