„Ich sehe diese Ernennung als Ermutigung auf meinem Weg“

Vor zehn Jahren wurde der Mainzer Bischof Karl Lehmann zum Kardinal ernannt (28.1.)

LEHMANN (c) Bistum Mainz (Ersteller: Bistum Mainz)
Datum:
Mo. 17. Jan. 2011
Von:
am (MBN)
Mainz. Am 28. Januar 2001 hat Papst Johannes Paul II. im Anschluss an das Angelus-Gebet im Vatikan die Ernennung des Mainzer Bischofs Karl Lehmann zum Kardinal bekannt gegeben. Die überraschende Nachricht hat damals im Bistum Mainz und in ganz Deutschland große Freude ausgelöst.

Der damalige Mainzer Domdekan, Weihbischof Wolfgang Rolly, ließ nach der Bekanntgabe der Ernennung eine Viertelstunde lang die Glocken des Mainzer Doms läuten. Lehmann gehörte zu den sieben Kardinälen, die Johannes Paul II. über die 37 bereits am 21. Januar 2001 ernannten hinaus für das Kardinalsamt bestimmt hatte. Die Verleihung der Kardinalswürde (Kreierung) fand bei einem Konsistorium am 21. Februar 2001 im Vatikan statt. Mit 44 neu ernannten Kardinälen war es das größte Konsistorium in der Geschichte der Kirche.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es erst vier Kardinäle, die Bischof bzw. Erzbischof von Mainz waren: Konrad I. von Wittelsbach (um 1130 bis 1200), Siegfried II. von Eppstein (um 1165 bis 1230) - seine Kardinalswürde ist aber nicht sicher belegt, Albrecht von Brandenburg (1490 bis 1545) sowie Lehmanns unmittelbarer Vorgänger als Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk (1903 bis 1988). Konrad I. von Wittelsbach wurde 1165 zum Kardinal erhoben, Siegfried II. von Eppstein mutmaßlich 1206, Albrecht von Brandenburg wurde 1518 zum Kardinal ernannt, Hermann Volk 1973. Kardinal Lehmann ist somit der fünfte Purpurträger auf dem Mainzer Bischofsstuhl.

Lehmann war zum Zeitpunkt der Verkündung bei einer Tagung des Gemeinsamen Ausschusses des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten am 29. Januar nach seiner Rückkehr erstmals im Hof des Bischöflichen Ordinariates Gelegenheit, dem neu ernannten Kardinal zu gratulieren. Lehmann reagierte auf die Ernennung mit den Worten: „Ich freue mich über die Anerkennung meiner Arbeit sowohl als Bischof und auch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Diese Anerkennung freut mich besonders, weil ich versucht habe, meine theologische und pastorale Arbeit sachlich und ohne Rücksicht auf Beifall, ,gelegen oder ungelegen' zu tun. Das Kardinalat stellt einen Bischof noch stärker in die Verpflichtung für die Weltkirche und spornt mich zu weiteren, intensiven Bemühungen an. Ich sehe diese Ernennung als Ermutigung auf meinem Weg, den ich wie bisher fortsetzen möchte."

Nach dem Konsistorium und den sich anschließenden Feierlichkeiten in Rom fand aus Anlass der Kardinalsernennung von Bischof Lehmann am 4. März ein feierliches Pontifikalamt im Mainzer Dom mit anschließendem Festakt in der Mainzer Rheingoldhalle statt. Für Gottesdienst und Festakt hatten sich über 200 Pressevertreter bei der Bischöflichen Pressestelle akkreditiert. In der Mainzer Bischofskathedrale standen die Menschen damals dichtgedrängt; Schätzungen zufolge waren zwischen vier- und fünftausend Menschen in den Dom gekommen. Schon weit über eine Stunde vor Beginn hatten die Menschen in langen Schlangen vor dem Dom ausgeharrt. Auch beim anschließenden Festakt in der Rheingoldhalle konnten nicht alle Einlass finden. Die Festrede der zweieinhalbstündigen Feier hielt der damalige Erzbischof von Prag, Kardinal Miloslav Vlk. Im Rahmen des Festaktes wurde Lehmann außerdem mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Mainz ausgezeichnet.

Glückwünsche aus aller Welt

Anlässlich der Kardinalserhebung gratulierten zahlreiche Kirchenvertreter, Politiker und Bürger dem Mainzer Bischof. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau schrieb: „Mit dem Kardinalsstand wird, wie ich denke, nicht nur der Bischof von Mainz, sondern auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ausgezeichnet. (...) Ich bin mir sicher, dass Sie Ihre schwierige Arbeit der Vermittlung und Integration in Kirche und Gesellschaft nun besonders gestärkt fortsetzen werden." Wolfgang Thierse, damals Bundestagspräsident, schrieb: „Die Ernennung von Bischof Lehmann zum Kardinal ist eine gute Nachricht für die Kirche in Deutschland. Sie bewältigen die außerordentlich schwierige Aufgabe des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz vorzüglich, mit aller Demut und aller Intelligenz." Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder gratulierte Lehmann mit den Worten: „Mit der Auszeichnung ist die hochverdiente und lang erwartete Anerkennung Ihres beständigen Wirkens um die Einheit der katholischen Kirche in Deutschland, Ihres Strebens nach Konsens sowie des unermüdlichen Dialogs mit der Gesellschaft verbunden."

Stichwort: Kardinal

Kardinal (von lat. „cardo": „Türangel") ist ein vom Papst verliehener Titel, der den Träger zur Papstwahl berechtigt und ihn zur besonderen Mitverantwortung an der Gesamtleitung der Kirche verpflichtet. Kardinäle sind die höchsten kirchlichen Würdenträger nach dem Papst. Vornehmste Aufgabe der Kardinäle ist die Wahl des Papstes. Wahlberechtigt sind jedoch nur jene Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sind. Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle ist auf höchstens 120 beschränkt. Das Kardinalskollegium zählt derzeit insgesamt 201 Mitglieder. Durch die Ernennung zum Kardinal werden die Verdienste eines Bischofs oder eines Mitglieds der Päpstlichen Kurie gewürdigt. In vielen Fällen ist ein bedeutender Bischofssitz traditionell mit der Kardinalswürde verbunden, in Deutschland beispielsweise Köln, München und Berlin.

Ein Kardinal braucht nach dem Kirchenrecht lediglich zum Priester geweiht zu sein und soll sich „in Glaube, Sitte, Frömmigkeit sowie durch Klugheit in Verwaltungsangelegenheiten" auszeichnen. Wer Kardinal wird, bestimmt alleine der Papst. Ursprünglich stand das Wort „Kardinal" für einen an einer Hauptkirche - auch außerhalb Roms - tätigen Geistlichen, später dann für den Vorsteher einer römischen Kirche. In dieser Tradition und um seine Verbundenheit mit dem Heiligen Stuhl deutlich zu machen, hat jeder Kardinal in Rom eine so genannte Titelkirche. Die Titelkirche San Leone Magno wurde Kardinal Lehmann mit der Ernennungsurkunde verliehen, die Papst Johannes Paul II. dem Mainzer Bischof während des Konsistoriums am 21. Februar 2001 überreichte.

Kardinäle tragen zu besonderen Anlässen eine scharlachrote („porpora") Soutane (Talar) und die Mozetta (Schulterumhang) sowie das scharlachrote Birett (Kopfbedeckung), das in einer besonderen Zeremonie vom Papst verliehen wird. Hinzu kommen das Zingulum (Gürtelband) und der Pileolus (Scheitelkäppchen) aus roter Moiréeseide. Die rote Farbe soll die Treue zum Papst bis hin zum Märtyrertum symbolisieren. Außerhalb der Liturgie trägt ein Kardinal eine schwarze Soutane mit roter Paspelierung (Nahtbesatz) und roten Knöpfen. Der früher übliche große Kardinalshut, mit jeweils zu den Seiten herabhängenden 15 roten Quasten („fiocchi"), erscheint heute nur noch im Wappen eines Kardinals.