„Ich übergebe eine Supertruppe“

Unter dem Titel „MISSA“ steht das Abschiedskonzert von Domkapellmeister Breitschaft

BREITSCHAFT (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Mo. 11. Juni 2012
Von:
am (MBN)
Mainz. Unter dem Titel „MISSA“ steht am Samstag, 16. Juni, um 19.30 Uhr im Mainzer Dom das Abschiedskonzert von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft, der zum 31. Juli dieses Jahres in den Ruhestand tritt. Breitschaft ist seit dem 1. März 1985 Leiter der Musica Sacra am Mainzer Dom; sein Nachfolger wird zum 1. August der bisherige Domkantor Karsten Storck.

Auf dem Programm des Abschiedskonzertes stehen Messvertonungen verschiedener Komponisten: Das „Kyrie" aus der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach, das „Gloria" aus der Missa Solemnis von Ludwig van Beethoven, das „Credo" aus der f-Moll-Messe von Anton Bruckner, das „Sanctus" aus der As-Dur-Messe von Franz Schubert sowie das „Agnus Dei" aus der Missa Moguntina von Volker David Kirchner; das Konzert schließt mit dem „Te Deum" von Anton Bruckner. Es musizieren Solisten gemeinsam mit den Chören am Mainzer Dom und dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Domkapellmeister Breitschaft.

Bis zu seinem endgültigen Abschied wird Breitschaft noch zwei größere Konzerte dirigieren: Am Freitag, 6. Juli, um 20.00 Uhr singen die Chöre am Mainzer Dom gemeinsam mit Solisten und dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz die Neunte Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Das Konzert in der Kirche Mainz-St. Stephan ist ein Benefizkonzert für St. Stephan und für den Förderverein Musica Sacra am Hohen Dom zu Mainz. Darüber hinaus eröffnet der Mainzer Domkammerchor gemeinsam mit den Mainzer Dombläsern unter der Leitung Breischafts am Freitag, 27. Juli, um 20.00 Uhr im Mainzer Dom den „Mainzer Musiksommer". Auf dem Programm des A-cappella-Konzertes stehen Werke von unter anderen Giovanni Pierluigi da Palestrina, Hans Leo Hassler, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Anton Bruckner.

„Sehr dankbar"

Er sei „sehr dankbar", wenn er an die vergangenen 27 Jahre denke, in denen er am Mainzer Dom als Domkapellmeister habe arbeiten können. Dankbar für die Unterstützung und große Opferbereitschaft der Sängerinnen, Sänger und der Eltern, aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Domkapitel und dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wo es „viele gute Erfahrungen" gegeben habe. Zufrieden ist Domkapellmeister Mathias Breitschaft also, wenn er auf seine Zeit in Mainz zurückblickt. Über ein Vierteljahrhundert hat er hier gewirkt, den Mainzer Domchor wieder aufgebaut, Dombläser, Domkantorei und Mädchenchor ins Leben gerufen, regelmäßige Domkonzerte etabliert.

Knapp 400 Sängerinnen und Sänger singen in den Mainzer Domchören, „die alle drei über einen sehr guten Ruf" verfügen, ist Breitschaft überzeugt. „Unsere Chöre haben ein sehr hohes stimmliches und musikalisches Niveau." Insbesondere beim Mainzer Domchor (dem Knabenchor) und beim Mädchenchor am Dom und St. Quintin müsse man bedenken, „dass wir kein Internat haben. Wir können nicht täglich proben!" Begeistert ist er auch immer wieder vom Sozialverhalten „seiner Jungs". „Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Älteren Verantwortung für die Jüngeren übernehmen. Das hat immer gut funktioniert, sonst hätten wir unsere großen Konzertreisen gar nicht machen können." Seinem Nachfolger übergebe er „eine Supertruppe", sagt Breitschaft nicht ohne Stolz. Gleichwohl wird er sich nach seinem Ruhestand erst einmal ganz von der Dommusik zurückziehen: „Mein Nachfolger muss sich frei entfalten können."

Dass das Interesse am Chorsingen nachlassen könnte, davor hat Breitschaft keine Angst. Ihm wie auch seinem Nachfolger Karsten Storck ist es wichtig, den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen beim Singen und Musizieren etwas zuzutrauen, sie auch zu fordern und nicht nur zu bespaßen. „Das stärkt ihr Selbstbewusstsein, deshalb sind Erfolgserlebnisse natürlich wichtig", sagt er. Demnächst erscheint beim Mainzer Schott-Verlag ein Chorbuch - von ihm herausgegeben - in dem nicht nur die Kompositionen vertreten sind, die die Mainzer Domchöre regelmäßig singen, sondern das auch Werke von Regionalkantoren aus der Diözese und von Hofkapellmeistern der Kurmainzer Zeit enthält.

Für seine Pensionierung freut sich Breitschaft darauf, wieder in Ruhe mit seiner Frau in Konzerte, Theater- und Opernaufführungen, in Ausstellungen und Museen zu gehen. „Das ist in den vergangenen Jahren definitiv zu kurz gekommen. Ich lechze danach", sagt er. Darüber hinaus wird er bis 2015 weiter an der Mainzer Musikhochschule Chorleitung unterrichten, außerdem sind Chorworkshops für Chorleiter unter dem Dach des Schott-Verlages geplant. „Ich möchte gerne das eine oder andere meiner über 40-jährge Berufserfahrung an die nächste Generation weitergeben", betont er.

Mathias Breitschaft wurde am 6. Mai 1950 geboren und erhielt seine erste musikalische Ausbildung als Mitglied und Solist der „Regensburger Domspatzen". Nach dem Schulmusikstudium an der Musikhochschule in Frankfurt studierte er einige Semester Sologesang bei Professor Martin Gründler. Seit 1970 war er zunächst als Assistent und Stimmbildner, seit 1973 als Domkantor und Leiter der Limburger Domsingknaben tätig. Seit dem 1. März 1985 ist Breitschaft Domkapellmeister am Hohen Dom zu Mainz und Leiter des Mainzer Domchores. In seine Amtszeit fallen die Gründung des Mainzer Domorchesters, der Mainzer Dombläser und der Mainzer Domkonzerte. Außerdem rief er 1987 die Domkantorei St. Martin (Erwachsenenchor) ins Leben, 1994 den Mädchenchor am Dom und St. Quintin; zudem arbeitet er seit 1990 regelmäßig mit dem Domkammerchor Mainz. Von 1991 bis 1994 war Breitschaft erst Lehrbeauftragter, dann Professor für Chorleitung an der Musikhochschule Frankfurt; 1994 wechselte er in gleicher Funktion an den Fachbereich Musik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Anlässlich seines 60. Geburtstages wurde ihm Orlando di Lasso-Medaille des Allgemeinen Cäcilienverbandes für Deutschland (ACV) verliehen; sie ist die höchste Auszeichnung des Dachverbandes für katholische Kirchenmusik in Deutschland. Das Land Rheinland Pfalz ehrte ihn mit der Peter Cornelius-Plakette, die Stadt Mainz mit der Gutenberg-Plakette und der Gutenberg-Statuette. Unter Leitung Breitschafts liegen zahlreiche Einspielungen auf CD mit allen Ensembles am Mainzer Dom vor.