Jahrbuch zum jüdisch-christlichen Zusammenleben in den SchUM-Städten

Neuerscheinung der Abteilung Publikationen des Bischöflichen Ordinariates Mainz

Mainz, 8. Dezember 2021: Übergabe des neuen Jahrbuchs für das Bistum Mainz beim Seminarfeiertag (v.l.n.r.): Rabbiner Jochanan Guggenheim , Bischof Peter Kohlgraf, Joachim Glatz, Barbara Nichtweiß, Peter Reifenberg und Tonke Dennebaum. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Do. 9. Dez. 2021
Von:
tob (MBN)

Mainz. Im Rahmen des Seminarfeiertages des Mainzer Priesterseminars zum Thema „Jüdisches Leben in Mainz“ wurde dem Mainzer Rabbiner Jochanan Guggenheim sowie dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf das soeben erschienene Jahrbuch des Bistums Mainz über die Beziehungen von Juden und Christen im Mittelalter in den SchUM-Städten übergeben. Dr. Barbara Nichtweiß, die Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat, überreichte die Neuerscheinung am Mittwochabend, 8. Dezember, gemeinsam mit  den Herausgebern Dr. Joachim Glatz und Professor Dr. Peter Reifenberg, der in Vertretung von Professor Dr. Ralf Rothenbusch gekommen war. Der Band mit dem Titel „Zwischen Pogrom und Nachbarschaft“ untersucht die Beziehungen zwischen Juden und Christen im mittelalterlichen Speyer, Worms und Mainz.

Cover des neuen Jahrbuchs des Bistums Mainz mit dem Titel „Zwischen Pogrom und Nachbarschaft“ (c) Bistum Mainz

SchUM ist die schon im Mittelalter gebräuchliche jüdische Bezeichnung für die Bischofsstädte Speyer, Worms und Mainz, gebildet aus den hebräischen Anfangsbuchstaben der drei Stadtnamen. Ihre jüdischen Gemeinden waren Zentren der Gelehrsamkeit, Rechtsprechung und Architektur, die in weite Teile Europas nördlich der Alpen ausstrahlten. 2021 wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, was die Zerstörungen der Jahrhunderte überdauert hat: Ritualbauten, Wohnhäuser und Friedhöfe. In den mittelalterlichen SchUM-Städten lebten die Juden nicht in abgetrennten Wohnvierteln, sondern wohnten, arbeiteten und beteten Tür an Tür mit den Christen. Die Autorin und die Autoren des Bandes „Zwischen Pogrom und Nachbarschaft“ untersuchen, wie Juden und Christen sich damals gegenseitig wahrgenommen haben und wie Konflikte, die durch unterschiedliche Bräuche und Vorschriften entstanden, gelöst wurden. Überlieferte Rechtsentscheide, Unterweisungen für den Alltag, Religionsdispute, Schauspiele und Kunstwerke bieten hier manch überraschenden Einblick.

Die sieben Beiträge des Buches gehen zurück auf eine Tagung in der Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, die 2017 unter Leitung von Ralf Rothenbusch in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland Pfalz veranstaltet worden war. Mitherausgeber Andreas Lehnardt, Professor für Judaistik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, untersucht die Alltagskontakte von Juden und Christen in den SchUM-Städten. Ulrich Hausmann (Mainz) vertieft den Blick auf diese Kontakte im Blick auf die gemeinsame Nutzung des städtischen Raums, während Christoph Cluse (Trier) die Wahrnehmung von Synagogen und jüdischen Friedhöfen seitens der christlichen Bevölkerung beschreibt. Vladislav Zeev Slepoy (Halle) untersucht die Argumentation in spätmittelalterlichen jüdisch-christlichen Streitschriften im zentraleuropäischen Raum von Aschkenas. Klaus Wolf (Augsburg) identifiziert regionale Bezüge im Mainzer und Wormser Passionsspiel. Mitherausgeber Joachim Glatz, rheinland-pfälzischer Landeskonservator i.R., widmet sich den antijüdischen Motiven im Südportal des Wormser Doms, und Stefanie Fuchs, Mitarbeiterin im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, vergleicht den Stil mittelalterlicher Bauwerke von Juden und Christen vor allem in Speyer und Worms.

Hinweis: Joachim Glatz, Andreas Lehnardt, Ralf Rothenbusch (Hg.), Zwischen Pogrom und Nachbarschaft. Beziehungen und gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen in den SchUM-Städten während des Mittelalters, Broschur, 17x24cm, 204 Seiten, 71 Abbildungen (= Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz. Beiträge zur Zeit- und Kulturgeschichte der Diözese 2021), Mainz/Würzburg 2021. Das Buch ist in Kooperation des Bistums Mainz mit dem Echter Verlag Würzburg erschienen: (ISBN 978-3-429-05732-9; ebook-Version: ISBN 978-3-429-057207-2). Preis 29,90 Euro. Das Buch ist ab 10. Dezember über den Buchhandel sowie direkt im Infoladen des Bistums Mainz erhältlich (Heiliggrabgasse 8; Internet: infoladen-bistum-mainz.de).