Mainz. „Es war nicht ich, der das Komponieren als Lebensweg gewählt hat, sondern das Komponieren hat mich ausgewählt.“ So fasste der britische Komponist John Rutter seine Überzeugung zusammen, dass sein Beruf eine Berufung ist. Er äußerte sich am Donnerstagabend, 5. September, bei einem Gesprächsabend in der Akademie des Bistums Mainz.
Er sei davon überzeigt, dass jede Form von Musik eine geistliche Kraft habe, sagte Rutter. In seinem Schaffen überwiege jedoch mit etwa 70 Prozent die geistliche Musik: „Ich habe mich in Kirchen immer wohl gefühlt. Es fühlt sich für immer als der natürlichste Ort an, um Musik zu machen.“ Und zur großen Popularität seiner Kompositionen sagte er: „Meine Musik ist inspiriert von populärer Musik, aber es ist keine Popmusik. Ich zu 100 Prozent ein klassischer Musiker, aber meine Ohren sind stets offen. Es wäre auch lächerlich, irgendeinen Einfluss grundsätzlich auszuschließen oder abzulehnen.“
Die Akademie-Veranstaltung stand unter der Überschrift „Komponieren für Kinder, Könige und Kirche. Im Gespräch mit John Rutter.“ Unter den Gästen im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes waren unter anderen der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Domdekan Henning Priesel und Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner. Rutter ist einer der international bekanntesten und beliebtesten Komponisten unserer Zeit. Viele seiner Kompositionen gehören zu den Standardwerken von Chören und werden auf der ganzen Welt aufgeführt. Seine Musik war bei einer Reihe von britischen königlichen Anlassen zu hören, einschließlich der beiden jüngsten königlichen Hochzeiten.
John Rutter wird in Mainz außerdem die Proben beim Chortag des Bistums Mainz am Samstag, 7. September, im Mainzer Dom und auch das abschließende Abendlob dirigieren. Die Veranstaltung war bereits nach fünf Tagen mit 1.500 Anmeldungen restlos ausgebucht. Aus organisatorischen Gründen können an diesem Tag nur angemeldete Teilnehmer in den Mainzer Dom. Veranstaltet werden die Termine des Rutter-Besuches in Mainz vom Institut für Kirchenmusik im Bistum Mainz gemeinsam mit der Mainzer Dommusik und der Akademie des Bistums.
„John Rutter macht praktische Musik für Chöre, ohne die Qualität zu vergessen“, sagte der Kirchenmusikreferent der Erzdiözese Freiburg, Professor Dr. Meinrad Walter, in seinem Impuls. Gleichzeitig sei es populäre Musik, ohne sich anzubiedern“. Rutter schaffe „ökumenische Musik, ohne seine Herkunft zu vergessen“. „Wirkung ist ein wichtiges Wort, um die Musik von John Rutter zu beschreiben“, sagte Walter Hirt, Diözesanmusikdirektor Rottenburg-Stuttgart a. D. in seinem Impuls. Er überlasse in seinen Kompositionen nichts dem Zufall. „Während man bei Popmusik, die Musik voraussehen könne, so könne man dies bei Rutter nicht behaupten“, sagte Hirt.
Die Limburger Domchordirektorin Judith Kunz hob hervor, dass gerade „die Lebensfreude und Lust an der Musik, die in Rutters Kompositionen zum Ausdruck kommt, beim Proben auf die Chöre überspringt“. Die Moderation des Abends hatte Dr. Andreas Linsenmann von der Akademie des Bistums übernommen. Zum Abschluss wurde dann noch das Auditorium zum Chor, als Rutter den Saal zum Lied „Bleib bei uns, Herr“ dirigierte, begleitet von Walter Hirt am Flügel.