Kapazitätsgrenze erreicht

Rheinland-pfälzische Telefonseelsorgestellen präsentieren sich erstmals gemeinsam

KOKOTT--KRÄMER--SEIDLITZ (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Fr. 24. Juli 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. Die sechs Telefonseelsorge-Einrichtungen in Rheinland-Pfalz haben ihre Arbeit jetzt erstmals gemeinsam auf Landesebene vorgestellt. Insgesamt hätten die Einrichtungen im vergangenen Jahr mit insgesamt 463 ehrenamtlichen Mitarbeitern (davon etwa 25 Prozent Männer) rund 64.000 Gespräche geführt. Das sagte Georg Krämer von der Telefonseelsorge Bad Kreuznach bei einem Pressegespräch im Bischöflichen Ordinariat Mainz am Freitag, 24. Juli.

Mit dieser seit etwa drei Jahren konstant Anruferzahl, sei die Telefonseelsorge an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen, sagte Krämer. Pro Tag würden in jeder Telefonseelsorgestelle des Landes rund 30 Gespräche geführt. Insgesamt sieht er die Arbeit der Einrichtungen unter anderem wegen des Rückgangs der Kirchensteuereinnahmen als „gefährdet" an.

An eine Ausweitung des Angebots sei „derzeit nicht zu denken", vor allem wegen fehlender finanzieller Mittel, sagte Krämer. Außerdem gebe es auf dem Markt für ehrenamtliche Mitarbeiter inzwischen „eine wachsende Konkurrenz für ein solch qualifiziertes Ehrenamt", sagte Krämer. Er verwies auf „die hohe Verbindlichkeit und Verlässlichkeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter", die durchschnittlich vier Stunden pro Woche im Einsatz sind. Derzeit sei in jeder Telefonseelsorgestelle immer mindestens ein Telefon rund um die Uhr besetzt. „Allein um einen weiteren Anschluss rund um die Uhr zu besetzen brauchen sie rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter", erläuterte Krämer.

Ein Ziel des gemeinsamen Auftretens sei es deshalb, „stärker in der Öffentlichkeit mit unserer qualifizierten Arbeit wahrgenommen zuwerden", sagte Heiner Seidlitz von der Telefonseelsorge Kaiserslautern. Seidlitz verwies auf die hohe fachliche Kompetenz, die den Mitarbeitern in einem nach bundeseinheitlichen Standards durchgeführten Kurs in einer ein- bis zweijährigen Ausbildung vermittelt wird. Daneben gebe es für die Ehrenamtlichen eine verpflichtenden Praxisbegeleitung und Supervision sowie weitere zusätzlich Weiterbildungsangebote.

Fast 30 Prozent der Anrufer seien Jugendliche unter 20 Jahren, die vor allem wegen schulischer Probleme oder zum Thema Sexualität anriefen. In diese Gruppe gehörten auch die so genannten Scherzanrufe. Allerdings seien diese so genannten Scherzanrufe „oftmals Testläufe für einen Anruf zum eigentlichen Problem", wie Seidlitz betonte. Auch die Gruppe der 40- bis 59-Jährigen sei mit über 30 Prozent vertreten. Die Zahl der psychisch kranken Anrufer geben die Einrichtungen mit etwa einem Viertel an. Ein kontinuierliche leichte Zunahme verzeichnen sie beim Männeranteil der Anrufer, der im vergangenen Jahr bei 38 Prozent lag. Während eines Beratungsgespräches gebe es durchschnittlich 8,1 weitere Anrufversuche, die nicht durchgestellt werden können, ergänzte Gabriela Kokott von der Telefonseelsorge Trier.

Die Telefonseelsorge zeichnet sich besonders dadurch aus, „dass jedes Gespräch für die Dimension des Glaubens offen ist", sagte Krämer. „Wir sprechen Glaubensthemen nicht von uns aus an, sondern stehen dafür zur Verfügung, wenn das Thema angesprochen wird." Seidlitz wies darauf hin, „dass solche Fragen in den Gesprächen oft mitschwingen, auch wenn sie nicht direkt angesprochen werden".

In Rheinland-Pfalz gibt es Dienststellen der Telefonseelsorge in Bad Kreuznach, Bad Neuenahr, Kaiserslautern, Koblenz, Mainz und Trier. Bis auf Trier, das allein in katholischer Trägerschaft ist, sind alle anderen Einrichtungen ökumenisch getragen. Insgesamt gibt es in Deutschland 105 Telefonseelsorgestellen; die meisten davon in ökumenischer Trägerschaft. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 sowie im Internet unter http://www.telefonseelsorge.de/ erreichbar.