„Wir glauben, dass das Kapuzinerkloster ein guter Ort ist, um Menschen, die in Verfolgung leben, aufzunehmen", sagte der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, am Donnerstag, 5. März, bei einem Ortstermin vor Journalisten. Und weiter: „Wir hoffen, dass wir im Sommer die ersten Flüchtlinge aufnehmen können." Giebelmann sagte, dass das Bistum rund 200.000 Euro für die anstehenden Umbaumaßnahmen vor allem im Bereich Brandschutz und Rettungswege investieren werde. Im Klostergebäude können 19 bis 20 Flüchtlinge Unterkunft finden.
Ziel müsse eine gelungene Integration in der Stadt sein, sagte der Generalvikar. Er verwies darauf, dass das Kloster von Dieburger Bürgern in Stand gehalten werde und der Klostergarten vom Odenwaldklub gepflegt werde. Es wäre schön, wenn es gelänge auf diese Weise Kontakte entstehen zu lassen, die sonst mühsam geschaffen werden müssten. Wörtlich sagte Giebelmann: „Ich bin der Stadt und ihren Bewohnern dankbar für ihre Willkommenskultur." Bei einem Gesprächsabend am 27. Februar „habe ich nicht ein kritisches Wort darüber gehört, dass Fremde kommen".
Da eine solche Nutzung baurechtlich eine „Sondernutzung" darstellt, die einer Baugenehmigung bedarf, lässt das Bistum Mainz die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens derzeit über ein Architekturbüro prüfen, erläuterte Verwaltungsdirektor Volkmar Hommel von der Abteilung Bistums-Liegenschaften im Bischöflichen Ordinariat Mainz. Nach dem Umbau wird das Gebäude vom Landkreis Darmstadt-Dieburg für die Flüchtlinge angemietet. Die ehemaligen Zimmer der Mönche seien für eine und teilweise für zwei Bewohner geeignet.
Die Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Rosemarie Lück, dankte dem Bistum Mainz für sein Engagement im Dieburger Kloster. Ende Januar hätten insgesamt 1.610 Flüchtlinge im Landkreis gewohnt, davon 139 in Dieburg. „Weil zwei Drittel der Flüchtlinge bleiben, ist es uns ein großes Anliegen sie von Anfang an zu integrieren", sagte Lück. Aktuell stehe der Landkreis unter großem Druck, da keine Kapazitäten für Flüchtlinge mehr vorhanden seien: „Wir wissen heute nicht, wo wir die nächsten Flüchtlinge unterbringen können."
Der Dieburger Bürgermeister, Dr. Werner Thomas dankte dafür, dass das Kloster als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann. Er hatte den Vorschlag im vergangenen Jahr an das Bistum herangetragen. Er habe durch persönliche Kontakte von den Kapuzinern erfahren, dass sie dankbar darüber seien, „dass das Kloster ein Ort der Zuflucht bleibt". Der Dekan des Dekanates Dieburg, Pfarrer Christian Rauch, und der Dieburger Pfarrer Alexander Vogl verwiesen auf eine große Bereitschaft in den Pfarrgemeinden, die Flüchtlinge zu unterstützten und zu begleiten.
Das Kapuzinerkloster in Dieburg befand sich seit 1868 an der heutigen Stelle. Die Deutsche Kapuzinerprovinz hat vor drei Jahren aufgrund des Nachwuchsmangels im Orden die Aufgabe des Dieburger Klosters zum Ende 2012 beschlossen. Die Geschichte der Kapuziner in Dieburg reicht in das Jahr 1650 zurück als Kurfürst Philipp von Mainz den Kapuzinern das von den Konventualen aufgegebene Kloster in Dieburg geschenkt hat. Der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler hatte den Orden 1860 nach Dieburg zurückgeholt. 1822 hatte die Gemeinschaft Dieburg wegen der Säkularisation verlassen müssen.