Vatikan/Mainz. Papst Leo XIV. hat Pater Joshy George Pottackal O. Carm. zum neuen Weihbischof des Bistums Mainz ernannt. Das wurde am Mittwoch, 26. November, um 12.00 Uhr zeitgleich im Vatikan und in Mainz bekannt gegeben.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den Mainzer Karmeliten im Rahmen einer Pressekonferenz im Erbacher Hof in Mainz vorgestellt. Die Bischofsweihe wird am Sonntag, 15. März, im Mainzer Dom stattfinden. Der neue Weihbischof wird künftig als Bischofsvikar für die Orden zuständig sein und bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird er auch seine Tätigkeit im Personaldezernat fortführen. Pater Joshy wird Titularbischof von Ceramussa. Das untergegangene Bistum lag in der römischen Provinz Numidien in Nordafrika.
Bischof Kohlgraf würdigte bei der Pressekonferenz den ernannten Weihbischof: „Zu seinen Charakterzügen zählen Bescheidenheit, Kompetenz, ein klarer Blick und ein gutes Urteil. Er ist ein Mann mit ausgeprägtem pastoralem Interesse und ein Seelsorger mit Herz. Seine Verwurzelung in der Spiritualität der Karmeliten ist ihm wichtig; das Leben in Gemeinschaft und die geistlichen Strukturen seines Ordens gehören wesentlich zu seinem Selbstverständnis.“ Und weiter: „Für mich persönlich bedeutet seine Ernennung nicht nur Unterstützung in der täglichen Arbeit, sondern auch einen mitbrüderlichen Gesprächspartner – für die Themen unseres Bistums wie auch für die Aufgaben in der Bischofskonferenz.“
Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf: „Er ist zum Weihbischof ernannt worden, weil er die dafür notwendigen Fähigkeiten mitbringt. Dennoch wird es gewiss Kommentare geben, die betonen, dass er nicht deutscher Herkunft ist, auch wenn er die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Gerade das macht diese Ernennung bemerkenswert. Ich halte sie für ein starkes und wichtiges Zeichen in unsere Zeit hinein. In unserer weltweiten katholischen Kirche gibt es keine Uniformität. Wir sind berufen, Einheit in Vielfalt zu leben – mit unterschiedlichen Glaubenswegen und kulturellen Hintergründen. Es gibt in dieser Kirche keine Fremden. Wer die Ernennung von Pater Joshy außergewöhnlich findet, möge sich daran erinnern, dass Bischof Prevost als US-Amerikaner Bischof in Peru war.“
Statement von Pater Joshy
„Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich eines Tages die Berufung zum Weihbischof erhalte“, sagte Pater Joshy bei der Pressekonferenz. Wörtlich sagte er: „Als junger Ordensmann hatte ich ganz andere Träume - missionarische Arbeit in Nordindien oder Afrika, später dann, hier angekommen, schlug bis vor kurzem noch mein Herz für die deutsche Auslandsseelsorge. Ich bin kein Theoretiker mit Doktortitel! Meine Predigten sind selten länger als fünf Minuten. Kann ich mit den Gaben, die mir Gott gegeben hat, das Amt des Weihbischofs ausfüllen und trotzdem authentisch bleiben? Obwohl oder gerade weil Fragen und Zweifel bleiben, vertraue ich auf Gott und seinen Weg für mich. Und so sage ich heute einmal mehr ja, ich lasse mich darauf ein. ,Durch Vertrauen geführtʼ (per fidem ductus) (nach Psalm 37,5) nehme ich die Ernennung an und sage frei nach Augustinus: ,Mit Euch bin ich Christ und für Euch bin ich Weihbischof.ʼ“
Pater Joshy verwies auf seine Erfahrung in der Jugend- und Gemeindepastoral im Bistum Mainz: „Ich bin dankbar für die Ermutigung und die große Unterstützung, die ich dabei von vielen Seiten erfahren habe.“ Und weiter: „Es waren sehr intensive Jahre, in denen ich die vielfältigsten Aufgaben kennenlernen durfte. Nah an den Menschen in der Gemeinde, mit ihren Freuden und Sorgen zu sein und auch zu hören und zu verstehen, was ihnen wichtig ist, was für sie Glaube bedeutet, was sie an der Kirche schätzen, aber auch was sie an der Institution Kirche manchmal kritisch sehen, war mir immer ein Anliegen. Dankbar bin ich für die Kontakte zu allen Generationen der Gemeinde.“
Lebenslauf des neuen Weihbischofs
Joshy George Pottackal wurde am 30. April 1977 in Meenkunnam im indischen Bundesstatt Kerala geboren. Im Anschluss an seine Schulzeit besuchte er ab 1992 das Knabenseminar der Karmeliten. Nach Vollendung des Noviziats im Jahr 1996 legte er seine erste Profess ab. Anschließend studierte Pottackal im Calvary Institute of Philosophy and Religion der Kapuziner in Thrissur Philosophie und im Dharmaram Vidya Kshetram der Karmeliten in Bengaluru Theologie. 2003 empfing er in Thrissur die Priesterweihe.
Im Jahr 2004 kam Pottackal nach Mainz, wo er zunächst die Sprachschule und danach das Pastoralseminar für die Ordenspriester an der philosophisch-theologischen Hochschule Münster besuchte. Seit 2006 ist er für das Bistum Mainz tätig, zunächst als Stadt-Jugendseelsorger und parallel als Kaplan in Mainz, unter anderem in Mainz-Hechtsheim und Mainz-Oberstadt. In dieser Zeit erfolgte auch seine Pastorale Ausbildung im Bistum.
2009 ging er als Pfarrer in die Pfarrgemeinde Neckartal, wo er in der Klostergemeinschaft in Hirschhorn wohnte. In der damals bestehenden Dekanatsstruktur engagierte er sich ab 2016 als stellvertretender Dekan im Dekanat Bergstraße-Ost und ab 2021 bis zur Auflösung der Dekanate als kommissarischer Dekan. Darüber hinaus hat er seit 2016 das Amt des Regionaloberen für die in Deutschland lebenden Mitglieder der indischen St. Thomas Provinz des Karmelitenordens inne.
Zum 1. November 2022 erfolgte der Wechsel ins Bischöfliche Ordinariat nach Mainz, wo er im Karmelitenkloster wohnt und als Personalreferent mit Schwerpunkt Priester tätig ist. Die neu geschaffene Aufgabe als Formationspräfekt im Priesterseminar nahm er seit 2024 bis November 2025 gemeinsam mit Diözesanjugendseelsorger Daniel Kretsch wahr. Für die Aufnahme von Seminaristen ins Priesterseminar und die Zulassung zur Weihe wird künftig nicht nur das Votum des Regens entscheidend sein, sondern das der Formationspräfekten. Pottackal ist beratendes Mitglied im Priesterrat des Bistums Mainz. Außerdem war er Mitglied im diözesanen Ordensrat.
Der Weg zur Ernennung eines Weihbischofs
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hatte nach der Ernennung von Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz zum Erzbischof von Paderborn (9. Dezember 2023) einen Brief an Papst Franziskus geschrieben und darum gebeten, dass er die Stelle des Weihbischofs neu besetzen darf. Wie schon bei den früheren Neubesetzungen von Weihbischöfen im Bistum Mainz hat Bischof Kohlgraf daraufhin eine Umfrage im Bistum nach Personalvorschlägen begonnen. Anschließend hat Bischof Kohlgraf einen Dreiervorschlag über den Apostolischen Nuntius in Berlin (Erzbischof Dr. Nikola Eterović) an den Papst geschickt. Aufgabe des Apostolischen Nuntius war es dann, für jeden auf dieser Liste, über den noch kein so genannter Informationsprozess in Gang gesetzt wurde, eine gewisse Anzahl von Personen nach dessen Eignung zu befragen. Der ganze Prozess unterliegt der Geheimhaltung.
Stichwort: Weihbischof
Das Kirchenrecht bestimmt, dass auf Antrag eines Diözesanbischofs ein oder mehrere so genannte Auxiliarbischöfe ernannt werden können, wenn pastorale Gründe dies erforderlich machen. Der lateinische Titel „episcopus auxiliaris“ bedeutet übersetzt „Hilfsbischof“. In Deutschland und Österreich wird ein Auxiliarbischof traditionell als Weihbischof bezeichnet. Er ist dem Diözesanbischof vor allem zur seelsorglichen Leitung des Bistums an die Seite gegeben und handelt in seinem Auftrag.
Ein Weihbischof erhält seine rechtlichen Vollmachten und konkreten Aufgabenbereiche vom zuständigen Ortsbischof. Er ist jedoch Bischof im vollen theologischen Sinn. Einem Weihbischof ist im Unterschied zum Diözesanbischof keine eigene Diözese zur Leitung übertragen. Allerdings wird jeder Weihbischof auf den Titel eines früher bestehenden, inzwischen aber untergegangenen Bistums geweiht - das so genannte Titularbistum. Damit wird deutlich gemacht, dass jedem Bischof eine Teilkirche zugeordnet ist.