Katholische Kirche in Viernheim gründet sich neu

Koordinatorin Angela Eckart, Pfarrer Dr. Ronald Givens und Verwaltungsleiterin Christina Arnold (von links nach rechts) (c) Bistum Mainz / Dorothea Busalt
Datum:
Mi. 17. Jan. 2024
Von:
hoff (MBN)

Viernheim. Am Sonntag, 21. Januar, feiert die Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. in Viernheim ihren Gründungsgottesdienst mit dem Mainzer Generalvikar, Dr. Sebastian Lang. Sie ist eine der ersten fünf Pfarreien, die sich zum 1. Januar 2024 im Zuge des Reformprozesses „Pastoraler Weg“ im Bistum Mainz neu gegründet hat. „Wir haben in den vergangenen Jahren lange darüber beraten, welchen Weg wir einschlagen wollen. Es war eine sehr arbeitsintensive Zeit“, blickt Gemeindereferent Herbert Kohl in einem Gespräch zurück. „Dass es letztendlich geglückt ist, ist dem wunderbaren Team zu verdanken, alleine wäre es nicht zu schaffen gewesen“, betont der leitende Pfarrer, Dr. Ronald Givens.

Die Visitation durch den ehemaligen Generalvikar, Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, sei eine gute Vorbereitung gewesen, sagt Koordinatorin und Gemeindereferentin, Angela Eckart. Vor der Gründungsfeier wurde eine neue, gemeinsame Homepage eingerichtet (pfarrei-johannes23.de), erzählt Gemeindereferentin Dorothea Busalt. Letzte Details wurden geklärt, zahlreiche administrative Aufgaben mussten erledigt werden, wie etwa neue E-Mail-Adressen einzurichten, Formulare zu erstellen, und Verwaltungsabläufe neu zu ordnen, berichtet Verwaltungsleiterin Christina Arnold. Jetzt sieht sich die Pfarrei gut vorbereitet auf die Gründungsfeier.

 

Wie und wo wollen wir künftig unsere Gottesdienste feiern? Wie die Erstkommunionvorbereitung gestalten? Was passiert mit unseren Gebäuden und Kirchen? Grundsätzlichen Fragen des Gemeindelebens gingen die Gemeindemitglieder und Hauptamtlichen in den vergangenen vier Jahren gemeinsam und in Projektteams auf den Grund. „Es ist nicht alles vom Himmel gefallen, sondern es brauchte seine Zeit, neue Konzepte zu entwickeln“, sagt Kohl. Schon vor den ersten Schritten auf dem Pastoralen Weg haben die vormaligen Pfarreien zusammengearbeitet. „Vieles, das schon vorhanden war, haben wir jetzt nochmal überprüft“, sagt Ursula Scheidel, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Johannes XXIII.

„Das wäre ohne Ehrenamtliche nicht möglich gewesen“

Pastoralraumkonferenz in Viernheim (c) Bistum Mainz/Angela Eckart

„Das Wichtigste war, hinzuschauen, wer welche Charismen hat. Das klingt zwar zunächst theoretisch, war aber entscheidend. Unser Gebäudeprozess hätte zum Beispiel nicht funktioniert, wenn nicht Frau Scheidel gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen und Frau Eckart als Koordinatorin geschaut hätte, wie wir zu einem guten Ergebnis kommen“, erklärt Pfarrer Givens. Dies gelte auch für alle anderen Bereiche. Givens: „Wir sind an diesem Punkt, weil ganz viele Leute in ihrem Bereich mit ihren Begabungen sehr frei arbeiten und entscheiden durften und sollten. Wir wären nicht so weit, wenn sie nicht bereit gewesen wären, Verantwortung zu übernehmen, und zwar weitgehend losgelöst von mir als Pfarrer. Und es sind gute Entscheidungen dabei herausgekommen,“ findet er. Und betont: „Das wäre ohne die Ehrenamtlichen nicht möglich gewesen. Zum Glück gibt es in dieser Pfarrei Menschen, die sich in dieser großen und schwierigen Veränderung fragen, wie sie darin den Willen Gottes erkennen können, und sich einbringen.“ Ganz wichtig sei Vertrauen zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen. „Wie sich Haupt- und Ehrenamtliche hier ergänzen, besser kann ich es mir nicht vorstellen“, lobt Givens.

 

„Es gehört dazu bei Veränderungsprozessen, dass nicht alle den Weg der Veränderung mitgehen“, räumt Eckart ein. Scheidel: „Es gab auch schon Gemeindemitglieder, von denen wir angenommen haben, dass wir sie verloren hätten, die dann aber doch wieder aufgetaucht sind. Sie engagieren sich zum Beispiel jetzt bei bestimmten Aktionen, helfen etwa im Seniorenzentrum mit.“ Kohl verspricht: „Wir finden für jeden, der dabei sein möchte, einen Platz, wo er sich wohl fühlt.“ Große Veränderungen gab es auch im Jugendbereich. Alle mussten ihre Jugendräume aufgeben, neue Räume müssen hergerichtet und renoviert werden. Die eigenständigen Katholischen Jungen Gemeinden (KJGs) sind erhalten geblieben, ein gemeinsamer Jugendrat wurde von allen gewählt.

Wandel bietet neue Möglichkeiten

Die Umstrukturierung bringt aber auch neue Möglichkeiten mit sich. Givens: „Wir haben mehr Zeit, hinzuschauen auf den Glauben und die Person Jesu Christi. Wir können uns der Frage stellen, wie wir den Glauben mit Leben füllen können für Engagierte, und die, die am Rande stehen.“ Als Beispiel nennt er das Sozialzentrum der Pfarrei: „Das gehört uns jetzt.“ Das Sozialzentrum bietet in zwei großen Hallen unterschiedliche soziale Angebote. Eine Tafel versorgt dort 400 Kunden pro Woche, es gibt eine Kinder-Kleiderkammer, einen „Maker Space“ mit einer Fahrradwerkstatt und ein Repair Café. Als neues spirituelles Format lädt die Pfarrei künftig vier Mal im Jahr zur „Kinderkirche kunterbunt“ ein, einem „kreativen Angebot für Kinder und ihre Eltern, bei dem Christus im Mittelpunkt steht“, erklärt Busalt. „Das sind Angebote, die jetzt endlich mal genossen werden können“, sagt Pfarrer Givens.

 

 „Es ist schon unglaublich, was in diesem Prozess von den Pfarreien verlangt wird. Manches kommt in der Zeit der Umstellung auch zu kurz. Gerade deshalb bin ich stolz auf das, was geleistet wurde, und freue mich darüber, wenn wir uns jetzt wieder unserem Kerngeschäft widmen können“, zieht Kohl ein Fazit. „Der Prozess hat unheimlich viel Kraft gekostet, deshalb haben wir gar nicht mehr wahrgenommen, wie viel Neues wir aufgenommen haben“, fügt Pfarrer Givens hinzu. Und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. „Sei es in der Krankenpastoral oder wenn es um die Zukunft der Seniorenarbeit geht, es gibt noch viel zu tun“, sagt Kohl.

 

Stichwort: Pfarreigründung

Bis zum Jahr 2030 sollen aus den 46 Pastoralräumen im Bistum Mainz 46 neue Pfarreien entstehen. Die Gründungen sind Teil des Reformprozesses „Pastoraler Weg“, auf dem sich das Bistum Mainz befindet. Es ist ein Prozess der Entwicklung und Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. Die ersten fünf Pfarreien werden im Jahr 2024 gegründet. Es sind die Pfarreien St. Maria Magdalena Ingelheim, Heilige Familie Langen-Egelsbach-Erzhausen, Heilige Edith Stein Lorsch-Einhausen, Sankt Franziskus Offenbach und Heiliger Johannes XXIII. Viernheim. In jeder Pfarrei wird ein Gründungsgottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf oder Generalvikar Dr. Sebastian Lang gefeiert. Die Leitung der neuen Pfarreien wird in gemeinsamer, geteilter Verantwortung erfolgen, unbeschadet der rechtlichen Stellung des Pfarrers als Leiter der Pfarrei. Es gibt drei Rollen: Pfarrer, Koordinatorin oder Koordinator, und Verwaltungsleiter oder Verwaltungsleiterin. Sie berücksichtigen Verantwortung und Rechte des Pfarreirates und des Kirchenverwaltungsrates, sowie der Mitglieder des Pastoral- und des Verwaltungsteams.

 

Hinweis: Informationen zum Pastoralen Weg unter bistummainz.de/pastoraler-weg