Die Fassade der Kirche St. Peter in der Mainzer Innenstadt ist am Mittwoch, 20. November, in rotem Licht erstrahlt. Initiiert wurde die besondere Beleuchtung von „Kirche in Not“, einem katholischen Hilfswerk, das sich weltweit für bedrängte Christen einsetzt. Am Aktionstag, dem so genannten „Red Wednesday“ wurden Kirchen in aller Welt rot angestrahlt, um auf die schwierige Situation vieler Christen aufmerksam zu machen. Aus diesem Anlass hat das Hilfswerk in Zusammenarbeit mit dem Referat Weltkirche des Bistums Mainz zu einem Begegnungsnachmittag in den Pfarrsaal der Gemeinde St. Peter eingeladen. Zu Gast war der Pfarrer der chaldäisch-katholischen Gemeinde in Mainz-Mombach, Pfarrer Awakem Isleiwa. Der aus dem Irak stammende Priester sprach über die Situation der Christen in seinem Heimatland, und über die chaldäische Gemeinde in Deutschland. Als Gesprächspartner nahm Toni Zender, Referent für den Nahen Osten von „Kirche in Not international“ an dem Gespräch teil. Moderiert wurde der Nachmittag von Stefan Stein, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei „Kirche in Not“.
Pfarrer Awakem Isleiwa wurde in Bagdad geboren und ist im Irak aufgewachsen. Unter der Herrschaft Sadam Husseins seien die Christen „sehr gut aufgehoben gewesen“, erzählte Isleiwa. Der Diktator habe zu Weihnachten und Ostern Polizeistreifen geschickt, die für die Sicherheit der Gottesdienstbesucher gesorgt hätten. Als der Islamische Staat an Macht und Einfluss gewonnen habe, habe sich die Situation der Christen im Land dramatisch verschlechtert. „Seit 2003 wurden Christen verfolgt und regelrecht abgeschlachtet. Viele haben seitdem das Land verlassen. Und die, die noch dort sind, leben in Angst“, schilderte Isleiwa die Situation. „Wenn sie irgendeine Chance dazu bekommen, verlassen sie das Land“, sagte er. „Mit dem einfachen Volk gibt es keine Schwierigkeiten“, differenzierte er. „Aber sobald politische Interessen im Spiel sind, werden wir diskriminiert“, erklärte er.
Die chaldäisch-katholische Kirche ist mit der römisch-katholischen Kirche uniert. Das bedeutet, dass sie den Papst anerkennt. Ihr Oberhaupt ist der Patriarch von Bagdad. Die Gemeinschaft hat ihren eigenen Ritus und die liturgische Sprache ist aramäisch, die Sprache, die auch Jesus gesprochen hat. Seit 2022 leitet Pfarrer Isleiwa die chaldäisch-katholische Gemeinde in Mainz-Mombach. Zu seinen Gottesdiensten kommen chaldäisch-katholische Christen aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet, darüber hinaus auch aus Koblenz, Trier und Bad Kreuznach. Davor lebte er in München, wo er 2016 vom Patriarchen der chaldäisch-katholischen Kirche, Kardinal Louis Sako, zum Priester geweiht wurde.
Organisiert wurde der Nachmittag von der Geschäftsstelle Weltkirche/Gerechtigkeit und Friede des Bistums Mainz. „Das Recht auf Religionsfreiheit ist ein wichtiges Thema für unsere Geschäftsstelle“, betonte Dr. Eva Baillie, Referentin für Weltkirche im Bistum Mainz. „Religion wird oft missbraucht als Instrument für Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung“, sagte sie. Die Geschäftsstelle unterstützt Projekte im Bereich interreligiöser Dialog und Friedensbildung.
Nach dem Gespräch stellte Stefan Stein in einem Vortrag die Arbeit des Hilfswerks „Kirche in Not“ vor. Die Organisation setzt sich für Religionsfreiheit ein und kümmert sich vor allem um verfolgte Christen. „Kirche in Not“ fördert jedes Jahr über 5.000 Projekte in mehr als 130 Ländern. Nach der Veranstaltung feierte Pfarrer Thomas Winter mit den Gemeindemitgliedern die heilige Messe.