„Anlässlich der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren, gilt auch bei den ,Tagen der Arbeitswelt‘ eine der Grundaussagen des Konzils: Kirche ist da, wo die Menschen sind", sagte Giebelmann bei seiner Begrüßung am Donnerstag, 15. November, in der Chemischen Fabrik Budenheim. Der Generalvikar besuchte gemeinsam mit 20 pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des westlichen Teils des katholischen Dekanates Mainz-Stadt im Rahmen seiner Visitation das Unternehmen. Organisiert wurde der Betriebsbesuch von Hans-Georg Orthlauf-Blooß vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz, Regionalstelle für Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge Mainz.
Es sei Ziel des Besuchs zuerfahren, vor welchen Herausforderungen Unternehmen heute stehen und wie die Arbeitsverhältnisse das Leben von Menschen beeinflussen, sagte Orthlauf-Blooß in seiner Einführung. Mit seinen rund 680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei die Chemische Fabrik Budenheim der größte Arbeitgeber in Budenheim und ein „wichtiger wirtschaftlicher Player in der Region Mainz". Die Betriebsbesuche seien eine „gute Brücke, damit die Kirche dahin geht, wo Menschen ihr tägliches Brot verdienen".
Dr. Harald Schaub, Mitglied der Geschäftsleitung der Chemischen Fabrik Budenheim, bezeichnete den Besuch der Kirchenvertreter als „große Ehre". In seiner Einführung stellte er das 1908 gegründete Unternehmen vor, das seit 1923 zur Oetker-Gruppe gehört. In dem Budenheimer Werk werden jedes Jahr rund 230.000 Tonnen Phosphate produziert, die in der Lebensmittelindustrie, für technische Anwendungen oder für Medikamente verwendet werden. Insgesamt stellt die Chemische Fabrik mehr als 1.000 Produkte für rund 6.000 Kunden her. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mit Standorten in den USA, Spanien, Mexiko, China und Indien rund 1.000 Mitarbeiter. Da man in Deutschland produziere, sei man natürlich ein vergleichsweise teurer Standort, deswegen müsse man seine Kunden durch „eine herausragende Qualität der Produkte" überzeugen. Neben der Hochwertigkeit der Ware sei auch die Innovation ein wichtiger Teil der Unternehmensphilosophie: „20 Prozent unseres Umsatzes wollen wir über unsere Innovationsprodukte machen, also Produkte, die nicht älter als fünf Jahre sind", sagte Schaub. Dem Gespräch mit Schaub schloss sich ein Rundgang durch das Werk an.
Nach dem Rundgang wies der Betriebsratsvorsitzende der Chemischen Fabrik Budenheim, Peter Seliger, darauf hin, dass im Werk 54 junge Menschen ausgebildet werden; das entspreche einer Ausbildungsquote von acht bis neun Prozent. Zu den Ausbildungsberufen gehöre beispielsweise der Chemikant, der Chemielaborant aber auch kaufmännische Ausbildungsberufe. Allerdings seien die Bewerberzahlen rückläufig, die Qualität der Bewerbungen lasse stark nach. Gleichzeitig lobte er die Streitkultur zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung. „Wir haben gelernt, miteinander zu reden und auch die Belange des anderen zu verstehen", sagte er. "Es geht um den Umgang miteinander und darum, wie Konflikte gelöst oder vermieden werden." Der Besuch verdeutlichte, dass Budenheim ein Familienunternehmen mit einer besonderen Kultur ist, in der neben der Wirtschaftlichkeit eben auch die Menschlichkeit ein große Rolle spielt, weil der Mensch in den Mittelpunkt soll."