„Gott spricht, er ruft Menschen. Dieser Gott ist ein ‚Du’, so wie er den Menschen beim Namen ruft, jeden Menschen ganz persönlich, auf je eigene Art in eine ganz persönliche Partnerschaft. Das ist an diesem Tag der Sendung durch die Kirche in einen kirchlichen Beruf die wichtigste Voraussetzung: Sie, liebe Frau Sans-Jakob, sind einem Ruf gefolgt.“ Es sei wichtig, dass es immer Menschen gebe, „die sich in einen besonderen Dienst in der Kirche nehmen lassen“. Als Zeichen ihrer Sendung erhielt Sans-Jakob aus den Händen von Bischof Kohlgraf eine Heilige Schrift. Die vergangenen zwei Jahre war Sans-Jakob als Gemeindeassistentin in der Pfarrgruppe Ingelheim tätig. Künftig wird sie als Gemeindereferentin in der Pfarrgruppe Budenheim/Mombach arbeiten.
„Als Berufene sind wir nicht im eigenen Namen unterwegs, sondern wir stehen für einen Gott des Lebens, einen lebendigen und liebenden Gott, der uns ergreifen und bewegen will“, betonte Kohlgraf. „Wenn wir im Hochgebet der Messe dafür danken, dass er uns ‚berufen hat, vor ihm zu stehen und ihm zu dienen’, sind nicht nur die Priester gemeint, sondern jeder und jede im Volk Gottes, die sich bewusst machen, dass es etwas Großes ist, von Gott gesehen und gerufen zu sein.“
Bischof Kohlgraf ging auch auf Psalm 119 ein, aus dem sich Sans-Jakob ihren Sendungsspruch ausgewählt hat („Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.“): „Der Psalm weiß, dass das Leben und auch der Glaube ein Weg ist, mit Höhen und Tiefen, mit schönen Etappen und Durststrecken. Das Wort gibt Kraft und ist Ermutigung zu neuen Aufbrüchen. Es gibt Orientierung, wenn Entscheidungen anstehen. Es wird zunehmend wichtiger, dass Menschen heute jemandem begegnen, der orientiert ist, der weiß, wovon er spricht. Diese Orientierung benennt der Psalm als Licht, als Leuchte.“ Es sei kein Zufall, dass sich Jesus selbst einmal als Licht der Welt bezeichnet habe, sagte Kohlgraf: „In Jesus können wir dieses Licht in einer konkreten Person sehen. In ihm erleben wir, dass die christliche Wahrheit eine Botschaft der Barmherzigkeit und der Menschenfreundlichkeit sein muss. Christentum ist keine Ansammlung von Geboten und Verboten, sondern das Evangelium von der Menschenfreundlichkeit Gottes. Gott bleibt nicht im Verborgenen, sondern nimmt ein konkretes Gesicht an.“
Und weiter: „An Jesus sollen wir Maß nehmen, wenn wir danach fragen, wie wir einander begegnen sollen. So wie er Licht ist, traut er uns zu, Licht zu sein: Ihr seid das Licht der Welt. Dieser Anspruch muss uns nicht Angst machen. Bereits ein wenig Licht verwandelt einen dunklen Raum. Wir müssen nur beginnen, im Kleinen zu leuchten, dann wird sich viel verändern. Dieser Jesus Christus sendet Sie, liebe Frau Sans-Jakob, heute aus. Bevor er etwas fordert, schenkt er sein Licht, seine Gegenwart. Und dann müssen Sie nicht aus sich selbst leuchten, sondern Sie geben weiter, was Ihnen geschenkt ist. Menschen, die Ihnen begegnen, dürfen dann etwas von diesem Licht sehen und spüren. Darin besteht die eigentliche Sendung heute: Orientierung geben, indem wir Christus anbieten und ihn gegenwärtig setzen. Christus traut Ihnen dies heute zu.“
An dem Gottesdienst nahmen auch der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz, und Domkapitular Klaus Forster, Personaldezernent des Bistums Mainz, teil. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von „Rückenwind“, der Musik- und Gesangsgruppe der Gemeindereferentinnen und -referenten im Bistum Mainz, sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Orgel. Im Anschluss an den Sendungsgottesdienst fand ein Empfang in der Aula des Mainzer Priesterseminars statt.
Gemeindereferent ist ein hauptberuflicher pastoraler Dienst in der Kirche, der Frauen und Männern offen steht. In der Regel arbeiten Gemeindereferentinnen oder -referenten in Pfarreien und betreuen eigene Arbeitsgebiete, zum Beispiel Kinder- und Jugendgruppen, Gebetskreise, Kommunion- oder Firmunterricht, Religionsunterricht oder Erwachsenenbildung.
Das Studium am Fachbereich „Praktischen Theologie“ an der Katholischen Hochschule (KH) Mainz dauert in der Regel sechs Semester und bildet den ersten Abschnitt in der Ausbildung für den pastoralen Beruf. Die Studentinnen und Studenten, die an der Katholischen Hochschule in Mainz mit dem Studium begonnen haben, wohnen in den ersten beiden Semestern im Kolleg des Dr. Maria Reinartz-Hauses in Mainz. An das Studium schließen sich zwei Jahre als Gemeindeassistentin oder -assistent bei Ausbildungsstellen in Pfarrei und Schule an.
Im Rahmenstatut der Deutschen Bischofskonferenz für Gemeindereferentinnen und -referenten heißt es: „Gemeinsam mit Priestern und anderen hauptamtlichen Mitarbeitern arbeiten Gemeindereferenten mit beim Aufbau und bei der Bildung lebendiger Gemeinden. Schwerpunkt ihres Dienstes ist die allgemeine Unterstützung des kirchlichen Amtes. Durch die Teilnahme an den drei Grunddiensten der Liturgie, der Verkündigung und der Diakonie tragen sie zur Wirksamkeit des Dienstes der Kirche in den verschiedenen Lebensbereichen bei.“
Den Beruf der Gemeindereferentinnen und -referenten gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland, zunächst als kirchlicher Beruf mit der Bezeichnung Seelsorgehelfer. Der Beruf wurde hauptsächlich von Frauen, oftmals Ordensschwestern ausgeübt. Seit der Würzburger Synode (1974) lautet die Berufsbezeichnung Gemeindereferentin bzw. -referent. Im Bistum Mainz gibt es derzeit rund 240 Gemeindereferentinnen und -referenten.
Hinweis: http://gemeindereferenten.bistummainz.de