Worms. „Burchard ist nicht nur eine blasse Erinnerung an eine ferne, gute Zeit. Er bleibt ein lebendiger Zeuge.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag, 24. August, in seiner Predigt im Wormser Dom. Dort feierte er einen Festgottesdienst anlässlich des 1000. Todestages von Bischof Burchard (20. August). Und weiter: „Er lässt uns fragen nach dem Wesentlichen des Glaubens an Christus für heute. Er lässt uns fragen nach dem eigentlichen Auftrag für heute, der nicht allein in der Bewahrung bestehen kann. Dazu braucht es die Sehnsucht nach dem weiten Meer. Dafür steht Burchard auch nach tausend Jahren glaubwürdig.“
Bischof Burchard war von 1000 bis 1025 Bischof von Worms. Unter anderem geht der Wormser Dom geht auf ihn zurück, ebenso wie viele Stifte und Klöster, in Worms etwa Pauluskirche, Andreasstift und Martinskirche. Burchard, der um das Jahr 965 geboren wurde, war politisch sehr einflussreich und auch ein bedeutender Kirchenrechtler seiner Zeit. Begraben ist er vor dem Altar des Westchores im Wormser Dom.
Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf: „Burchard suchte nicht nach persönlicher Anerkennung. Das erscheint mir ein wichtiger Hinweis zu sein. Alles, was wir heute versuchen, darf weder dem Zweck dienen, das Ansehen des Bischofs zu steigern noch das Ansehen oder die Statistik der Kirche zu retten. Es geht vielmehr darum, Christus zum Strahlen zu bringen, und auch, seinen manchmal unbequemen Anspruch zu benennen. Am Ende geht es darum, Menschen zu öffnen für Christus und den Glauben an ihn. Die Kirche ist dabei Werkzeug und Instrument, nicht mehr und nicht weniger.“
Und weiter: „Burchard ermutigt mich, Christus zu suchen und mutig auf ihn zuzugehen und am Ende darauf zu vertrauen, dass er vor dem Untergang rettet. Burchard hat sich selbst nicht als Retter und Erlöser verstanden. Er hat Christus als einen Erlöser gesucht und verkündigt. Was würde er uns heute vielleicht sagen? In den Stürmen kommt euch auch heute Christus entgegen. Ihr werdet nicht untergehen, ihr dürft euch gerettet wissen. Haltet euch aber nicht immer an Zweitrangigem fest, sondern sucht ihn, den Herrn, den Erlöser.“ Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt durch einen gemeinsamen Chor aus Domchor und St. Martinschor sowie Domkantor Dan Zerfaß und Daniel Wolf an der Orgel.
In seiner Begrüßung hatte der Wormser Dompropst Tobias Schäfer betont, dass Bischof Burchard allen Menschen auf Augenhöhe begegnet sei – den mächtigsten und den einfachsten Menschen. Dies komme in der Burchard-Statue von Ernemann Sander gut zum Ausdruck, die ohne jeglichen Sockel vor dem Eingang des Domes stehe. Am Ende des Gottesdienstes sprachen Grußworte: der Wormser Oberbürgermeister Adolf Kessel, die Dekanin des evangelischen Dekanates Worms-Wonnegau, Pfarrerin Jutta Herbert, sowie der Vorsitzende des Wormser Dombauvereins, Michael Kissel.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten hatten am Todestag Burchards (20. August) mit einer Vesper der Domgemeinde am Grab des Wormser Bischofs begonnen. Außerdem ist im Dom bis zum 18. Oktober die Ausstellung „Burchard, der Erneuerer“ zu sehen, die von der City- und Touristenseelsorge zusammen mit „atelierblau“ konzipiert und gestaltet wurde. Darüber hinaus bietet der Altertumsverein am Freitag, 12. September, um 19.00 Uhr im Haus am Dom den Vortrag „Die Wormser Burchardfeier von 1925 – ‚Pfaffendemonstration‘ oder ein ‚Fest der ganzen Stadt‘?“ von Dr. Burkhard Keilmann an. Das Stadtarchiv Worms und die Akademie der Wissenschaften Mainz veranstalten außerdem vom Donnerstag, 16., bis Samstag, 18. Oktober, im Haus am Dom eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Burchard von Worms: Ein Bischof und seine Welt“. Auch das Abschlusskonzert der Reihe „via mediaeval“ im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz greift am Samstag, 18. Oktober, im Wormser Dom mit mittelalterlicher Musik unter dem Titel „In Memoriam Burchardi“ das Jubiläum auf.