Kohlgraf: „Er ist es wert, dass man ihn wiederentdeckt“

Gedenkveranstaltung zum 50. Todestag von Romano Guardini

Guardini Neuerscheinung (c) Grünewald-Verlag
Datum:
Di. 2. Okt. 2018
Von:
tob (MBN)
Mainz. Als „ganz großen Theologen und Religionsphilosophen des vergangenen Jahrhunderts“ hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf Romano Guardini (1885-1968) gewürdigt. Bei einer Eucharistiefeier am Dienstagabend, 2. Oktober, in der Bernhardkapelle des Erbacher Hofes in Mainz sagte er: „Er ist es wert, dass man ihn wiederentdeckt.“ Sein Werk sei immer wieder auch unterschätzt worden.

Der Gottesdienst war Auftakt einer Veranstaltung der Bistumsakademie Erbacher Hof mit der am Dienstagabend, 2. Oktober, an den 50. Todestag (1. Oktober) von Guardini erinnert wurde. Guardini war Priester des Bistums Mainz. Der Abend anlässlich seines 50. Todestages (1. Oktober) stand unter der Überschrift „In allem tritt uns Gott entgegen“. Im Dezember 2017 wurde ein Seligsprechungsverfahren für Romano Guardini eröffnet.

Kohlgraf ging in seiner Predigt auf drei Bücher von Guardini ein, „die mich persönlich seit der Studienzeit begleitet und geprägt haben. Ich habe sie immer wieder hervorgeholt.“ Besonders die „Vorschule des Betens“ sei für ihn „ein ganz wichtiges Buch für mein persönliches Gebet geworden“, sagte Kohlgraf. Außerdem hob der Bischof das Buch „Von heiligen Zeichen“ hervor. Das Buch „Der Herr“ sei ein Werk, „mit dem ich sicher nie ganz fertig bin“, sagte Kohlgraf. „Diese Art der Theologie - das müsste man für heute wieder entdecken, ohne zu sehr ins Subjektive zu gehen“, betonte der Bischof. In dem Buch werde deutlich, dass Guardini wissenschaftlich arbeite, aber auch existentiell davon berührt sei.

Professor Dr. Jean Greisch aus Paris hielt anschließend einen Vortrag unter der Überschrift „In der Stille geschehen die großen Dinge“. Anschließend stellte der Direktor der Bistumsakademie, Professor Dr. Peter Reifenberg, eine Neuerscheinung zu Romano Guardini vor. Gemeinsam mit dem Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, hat er den Band „In allem tritt Gott uns entgegen“ zum 50. Todestag Guardinis herausgegeben. Darin widmen sich mehrere Autoren Guardinis Buch „Der Herr“ über Person und Botschaft Jesu Christi. Der Band enthält Beiträge von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Jean Greisch, Kardinal Karl Lehmann, Peter Reifenberg, Marius Reiser, Peter Schallenberg, Pater Kosmas Lars Thielmann OCist und Bischof Wiesemann.

Romano Guardini wurde am 17. Februar 1885 in Verona geboren. Im Jahr darauf siedelte seine Familie nach Mainz über, wo sein Vater die Niederlassung der Import-Gesellschaft Grigolon, Guardini & Bernardinelli übernahm, deren Teilhaber er war. In Mainz besuchte er das heutige Rabanus Maurus-Gymnasium. Ab 1903 studierte er zunächst Chemie in Tübingen und Nationalökonomie in München und Berlin, bevor er im Frühjahr 1906 sein Theologiestudium in Freiburg/Breisgau aufnahm, das er ab 1908 im Mainzer Priesterseminar fortsetzte. Am 28. Mai 1910 wurde er von Bischof Georg Heinrich Maria Kirstein im Mainzer Dom zum Priester geweiht. Er war danach als Kaplan zunächst in Heppenheim und im Darmstädter Schwesternhaus tätig. Im August 1911 wurde Guardini Kaplan am Wormser Dom. 1912 kam er als Kaplan nach St. Christoph in Mainz. Im gleichen Jahr begann er sein Promotionsstudium mit einer Arbeit über Bonaventura in Freiburg. Es schlossen sich ab 1915 Kaplansstationen in St. Ignaz, St. Peter und St. Emmeran in Mainz an. Ab 1916 leistete er zwei Jahre Militärdienst als Krankenwärter.

Im Jahr 1921 schloss er an der Universität in Bonn seine Habilitation ab, erneut mit einer Arbeit über Bonaventura. Im Jahr 1923 wurde er auf den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Berliner Friedrich Wilhelms-Universität berufen. Die Nationalsozialisten hoben den Lehrstuhl im Jahr 1939 auf und verfügten die Zwangspensionierung Guardinis. Außerdem wurde ihm seine Arbeit als Burgleiter der Burg Rothenfels am Main verboten und die Burg durch die Nationalsozialisten konfisziert. Guardini hatte seit 1927 als Burgleiter des Bildungshauses der katholischen Jugendbewegung Quickborn gewirkt. Nach dem Krieg wurde er im Jahr 1945 auf den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Universität Tübingen berufen. Schließlich folgte er 1948 dem Ruf an den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Münchner Universität, den er bis 1962 inne hatte. Guardini starb am 1. Oktober 1968 im Alter von 83 Jahren in München. Dort wurde er auf dem Priesterfriedhof des Oratoriums des heiligen Philipp Neri (St. Laurentius) begraben. 1997 wurden seine sterblichen Überreste durch Weihbischof Ernst Tewes in die rechte Seitenkapelle der Münchner Universitätskirche St. Ludwig umgebettet, im Gedenken an seine Tätigkeit an der Münchner Universität und seine große Predigttätigkeit in dieser Kirche.

Guardini ist für sein Wirken vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern (1965) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1952). Neben dem Guardini-Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät der Ludwig Maximilians-Universität in München gibt es die Guardini-Stiftungsprofessur an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte den „Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung“ Ende Oktober 2004 eröffnet und insgesamt fünf Vorlesungen der ersten Ringvorlesung gehalten. Seit dem Jahr 1986 werden seine Schriften in der Reihe „Romano Guardini - Werke“ bei den Verlagen Grünewald und Schöningh neu herausgegeben. Guardinis Bibliographie umfasst fast 2.000 Einträge.

Hinweis: Karl-Heinz Wiesemann / Peter Reifenberg (Hg.): „In allem tritt uns Gott entgegen.“ Zum 50. Todestag von Romano Guardini (Band 3 der Reihe „Romano Guardini - Quellen und Forschungen“). Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2018. 144 Seiten, 22 Euro. ISBN 978-3-7867-3170-2.