Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat das Engagement der Pfarrer Landvogt-Hilfe in Mainz gewürdigt und als „täglich gelebtes Engagement im Geist christlicher Nächstenliebe“ bezeichnet. Die Initiative sei aus dem Wunsch erwachsen, „Christsein konkret werden zu lassen und in die Gesellschaft hinzutragen“. Und weiter: „Die Botschaft, die von der Geschichte der Pfarrer-Landvogt-Hilfe ausgeht, lautet: Jeder kann etwas tun und jeder ist aufgefordert, etwas zu tun. Sich den Schwachen zuzuwenden, ist nicht allein eine Sache von Organisationen und Institutionen, sondern eines jeden einzelnen.“
Der Mainzer Dekanatsreferent Jürgen Nikolay hat das Grußwort von Bischof Kohlgraf zur 40-Jahr-Feier der Pfarrer Landvogt-Hilfe verlesen, da der Bischof wegen eines auswärtigen Termins nicht an der Feier am Freitag, 8. März, in den Räumen des Vereins auf der Mainzer Zitadelle teilnehmen konnte.
Kohlgraf hob in seinem Grußwort hervor, dass bei der Pfarrer Landvogt-Hilfe jeder Mensch willkommen sei und keine Bedürftigkeitsprüfung vorgenommen werde. „Die Pfarrer-Landvogt-Hilfe mit ihrer Teestube und ihrem Kleiderlager ist ein Ort, wo Menschen sich nicht schämen müssen, wo sie sich angenommen und sicher fühlen können. Wir sprechen so oft vom christlichen Menschenbild, davon dass der Mensch Ebenbild Gottes ist und ihm daher eine einzigartige Würde zukommt. Das sind große Worte. In der Arbeit der Pfarrer Landvogt-Hilfe, in dem Prinzip, dass jedem erst einmal ins Gesicht gesehen wird und dass jeder ohne Wenn und Aber willkommen ist, werden sie konkret.“
Weiter heißt es im Grußwort des Bischofs: „Bei der Pfarrer Landvogt-Hilfe wirken sehr verschiedene Menschen zusammen. Ihre Anfänge und ihr Name, der die Erinnerung an den freigebigen und beliebten Mainzer Pfarrer Franz Adam Landvogt wachhält, verweisen auf die christliche Motivation des Engagements. Aber es engagieren sich in der Pfarrer-Landvogt-Hilfe keineswegs nur Christen oder gar Katholiken. Vielmehr führt der Wunsch, zu helfen und Mitmenschlichkeit zu leben, Menschen guten Willens zusammen. Das zeigt auch: Viel Christliches geschieht durch Menschen, die sich nicht nominell Christen nennen, aber von dem Geist der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe geprägt sind. Ich sehe darin auch eine Botschaft an uns als Kirche, die Augen offen zu halten und ‚christlich’ nicht zu eng zu denken.“
In seiner Festrede würdigte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling das Engagement der Pfarrer Landvogt-Hilfe: „Ihr Engagement ist ein Zeichen gegen soziale Kälte und für Mitmenschlichkeit in unserer Stadt.“ Der Verein habe den Menschen stets Empathie entgegengebracht und für Empathie geworben, sagte Ebling. „Auf dieses Engagement kann eine Gesellschaft nicht verzichten.“ Guido Meudt, der erste Vorsitzende der Pfarrer Landvogt-Hilfe, hatte die Gäste begrüßt. Der Leiter des Mainzer Thaddäus-Heimes, Thomas Stadtfeld, hatte für den Mainzer Caritasverband ein Grußwort gesprochen. Die musikalische Gestaltung der Feierstunde hatte die Gruppe „May im März“ übernommen.
Gründung des Kleider- und Möbellagers im Jahr 1979
Die Geschichte der Pfarrer Landvogt-Hilfe beginnt am 15. Februar 1979 mit der Eröffnung eines Kleider- und Möbellagers in der Mainzer Dagobertstraße. Im Jahr 1977 hatte sich eine Gruppe engagierter Jugendlicher aus der Pfarrei St. Bonifaz zusammengefunden, um Armen zu helfen. Seit 2012 ist die Initiative im Pfarrer Landvogt-Haus auf der Mainzer Zitadelle zu Hause. Die Einrichtung ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet für „Frühstück und Abendessen, Duschen und Wäsche waschen, Zuspruch und Unterhaltung, Wärme und Nächstenliebe“. Aktuell hat der Verein 125 Mitglieder sowie 70 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer und drei hauptamtliche Mitarbeiter. Im Jahr 2018 sind in der Pfarrer Landvogt-Hilfe über 21.000 warme Mahlzeiten ausgegeben worden.