Mainz. „Unsere Welt braucht in erster Linie den glaubwürdigen Zeugen, der sich nicht mit ein bisschen Religion begnügt, der Gott wieder ernst nimmt. Gott braucht Menschen, die leben nach seinem Wort, die von ihm sprechen, deren Leben und Reden zusammenklingen“. Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstagvormittag, 30. November, beim Geistlichen Tag der Ständigen Diakone im Mainzer Priesterseminar. Kohlgraf würdigte außerdem den langjährigen Bischöflichen Beauftragten für den Ständigen Diakonat, Pfarrer Markus Warsberg, der am 17. November im Alter von 70 Jahren verstorben war.
Der Impuls von Bischof Kohlgraf stand unter der Überschrift „Pilger der Hoffnung - Heiliges Jahr 2025“. Konkret ging er auf die Schilderung von Johannes dem Täufer zu Beginn des Markusevangeliums ein. Die beginnende Adventszeit „will jedes Jahr eine Zeit der Hoffnung sein und uns auf neue Wege zu Gott und den Menschen führen“. Das Evangelium rufe zum mehrfachen Perspektivwechsel auf: „Menschen suchen Gott, aber sie können ihn nur finden, weil er ihnen entgegenkommt, weil er sich zeigt. Die Theologie spricht von Offenbarung: Gott offenbart, er zeigt sich aus Liebe“, sagte Bischof Kohlgraf. Und weiter: „Gott offenbart nicht etwas von sich, er schenkt sich selbst, er möchte Beziehung, ja er bietet Gemeinschaft und Freundschaft an. Durch die Menschwerdung Jesu wird dieses Freundschaftsangebot sichtbar, berührbar. Christentum ist keine Buchreligion, sondern beruht auf diesem persönlichen Erscheinen Gottes in unserem Fleisch.“ Wörtlich sagte Kohlgraf: „Christen glauben, dass der eine Gott alle menschengemachten Bilder auf den Kopf stellt, indem Gott selbst Mensch wird. Das war für die Menschen in den ersten christlichen Jahrhunderten etwas Unvorstellbares.“
Bischof Kohlgraf ging auch auf die Weitergabe des Glaubens durch Johannes den Täufer zu Beginn des Markusevangleiums ein: „Johannes scheint mir da ein unangenehmes Vorbild zu sein. Er verkauft ja nicht religiöse Zuckerwatte, sondern Schwarzbrot. Warum haben die Menschen auf ihn gehört, obwohl seine Worte hart waren? Sie kommen in Scharen, um sein Wort zu hören, und sie tragen die Konsequenzen, indem sie sich taufen lassen. Ich meine, das Rezept ist seine Glaubwürdigkeit! Er selbst erspart sich nichts. Er sitzt ja nicht in einem der Paläste der damaligen Welt, sondern er lebt in der Wüste, er verlässt selbst die Sicherheit der Stadt. Er fordert nichts, was er nicht selbst lebt. Die Menschen spüren auch eine große Unruhe, die in ihm steckt. Seine Frömmigkeit hat nichts Bequemes. Die Menschen erfahren an einem solchen Glaubenden, wie oberflächlich ihr eigener Glaube ist, wenn sie nur etwas Wohlgefühl und Geborgenheit suchen. In seiner Lebensweise wird deutlich, dass er selbst glaubt, dass er selbst Gott ernst nimmt.“
Von Seiten des Personaldezernates werde ab Januar künftig P. Ralf Sagner OP für die Ständigen Diakone zuständig sein, sagte der Personaldezernent des Bistums Mainz, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt. Sagner war bislang schon als Ausbildungsleiter für den Ständigen Diakonat tätig. Vertreten werde er künftig von Sr. Helena Hopf, die auch als Referentin für Frauenorden im Personaldezernat arbeitet.
In der anschließenden Eucharistiefeier mit dem Mainzer Generalvikar Dr. Sebastian Lang in der Seminarkirche erhielt Markus Günther aus Urberach die Admissio, also die Aufnahme unter die Kandidaten zur Diakonenweihe; Günther wird im kommenden Jahr zum Diakon geweiht. Am Nachmittag fand die Jahresvollversammlung der Ständigen Diakone statt, die von ihrem Sprecher Stefan Faust geleitet wurde.