Kohlgraf: Neue Pfarreien bieten weiterhin Beheimatung, Nähe und Beziehung

Erster Gründungsgottesdienst im Rahmen des Pastoralen Weges in Gau-Algesheim

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Predigt von Bischof Peter Kohlgraf beim ersten Pfarrei-Gründungsgottesdienst  im Rahmen des Pastoralen Weges. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
So. 7. Jan. 2024
Von:
tob (MBN)

Gau-Algesheim. „Wir gründen zwar große Pfarreien, aber ich bin davon überzeugt, dass hier Beheimatung, Nähe und Beziehung weiter empfunden und gelebt werden können. Es braucht Menschen vor Ort, die dem Evangelium ein Gesicht geben, die ansprechbar sind, die wissen, was vor Ort gebraucht wird.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag, 7. Januar, beim Gründungsgottesdienst der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena Ingelheim in der Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Gau-Algesheim. 

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Einzug in die Pfarrkirche St. Cosmas und Damian zum Gründungsgottesdienst. (c) Bistum Mainz / Blum

Zum 1. Januar 2024 waren die ersten fünf Pfarreien aus bisherigen Pastoralräumen im Bistum Mainz gegründet worden. Kohlgraf sprach von einem „historischen Ereignis“, da in Gau-Algesheim der erste Gottesdienst zu einer Neugründung im Bistum Mainz gefeiert wurde.

Seine Predigt beendete Bischof Kohlgraf mit Segenwünschen für die neue Pfarrei: „Ich wünsche der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena Ingelheim und allen Mitgliedern, dass sie die positive Kraft der Veränderungen erleben können. Mögen Sie in der Vielfalt der Formen die Chance erkennen, im eigenen Glauben zu wachsen, bestehende Gemeinschaften zu festigen und neue entstehen zu lassen. Für den gemeinsamen Weg, auf den Sie sich nun begeben, erbitten wir in diesem Gottesdienst den Segen Gottes.“

Gau-Algesheim, 7. Januar 204: Bischof Peter Kohlgraf beim Einzug in St. Cosmas und Damian. (c) Bistum Mainz / Blum

Weiter sagte Kohlgraf: „Ich sehe eine Chance darin, dass wir auf dem Weg, den auch Papst Franzskus einfordert, ein synodales Miteinander über die Grenzen der Orte und Gemeinden hinweg entwickeln. Wir nehmen das gemeinsame Priestertum ernst, wir vernetzen die Vielfalt der Kirchorte, wir binden Pfarrer in Teams ein, wir entwickeln gemeinsame Beratungs- und Entscheidungsprozesse. Dabei lernen wir immer wieder dazu, wir schätzen die gemeinsamen Ressourcen und Charismen, wir ermöglichen den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Weiterentwicklung und verteilen Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern.“

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Pfarrer Christian Feuerstein bei einer Ansage vor dem Gottesdienst. (c) Bistum Mainz / Blum

Und weiter: „Diese Prozesse sind Ausdruck davon, unseren Glauben in Vielfalt leben und feiern zu können. Ein großer Raum mit vielen Gemeinden und Kirchorten bietet da mehr Möglichkeiten als der nur je eigene Kirchturm. Natürlich gibt es Trauer, Abschied und Besorgnis. Ich nehme aber auch wahr, wie viele Menschen sich hier in dieser neuen Pfarrei auf die Überlegungen mit Hoffnung und Engagement eingelassen haben. Ich bin Ihnen allen überaus dankbar. Ich bitte Sie, diese Prozesse mit Zuversicht weiter zu gehen. Denn vor allen Strukturfragen geht es nicht nur um eine Wahrnehmung der Wirklichkeit, sondern auch um eine Haltungsänderung. Leben ist Veränderung, vom Geist geleitet. Dabei haben die neuen Pfarreien den Auftrag, die Gesellschaft und das Evangelium im Rahmen ihrer Möglichkeiten in ein neues Gespräch zu bringen. Es wird nicht so sein wie in den 1950er Jahren, aber wir werden Sauerteig und Licht bleiben.“ Kohlgraf erinnerte an das erste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, in dem dieser darauf hinweise, dass die Pfarrei „keine hinfällige Struktur“ sei, und gerade wegen ihrer großen Formbarkeit ganz verschiedene Formen annehmen könne (Evangelii Gaudium 28).

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Begrüßung zu Beginn des Gründungsgottesdienstes. (c) Bistum Mainz / Blum

Bischof Kohlgraf erläuterte auch die Schwierigkeiten der bisherigen Gemeindestruktur: „Zwischen den Pfarreien gab es wenig Verbindungen, man traf sich gelegentlich bei Dekanatsversammlungen. Gemeinsame Planungen gab es kaum. Auch die Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Kategorialseelsorge sowie die Gemeinden anderer Muttersprachen führten ein Eigenleben, das nur dann mit den Ortsgemeinden verzahnt war, wenn zwischen den Verantwortlichen ,die Chemieʼ stimmte.“ Und weiter: „Seit mittlerweile 40 Jahren reden wir über den Priestermangel“, sagte Kohlgraf. Bereits das II. Vatikanum (1962 bis 1965) habe die priesterliche Würde aller Gläubigen hervorgehoben, aber „das Priestertum aller Gläubigen wurde nicht immer im entscheidenden Maß wahrgenommen. Eine Feier oder ein Ereignis bekam dadurch einen Wert, dass der Pfarrer vor Ort war. Andere seelsorgliche Hauptamtliche und auch Ehrenamtliche wurden nicht selten als Notstopfen gesehen.“ Oft sei nicht wahrgenommen worden, dass sich kirchliches Leben vielfach außerhalb von örtlichen Gemeindestrukturen ereignet habe.

Begrüßung durch Pfarrer Feuerstein

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Am Ende des Gottesdienstes dankte die Koordinatorin der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena, Gemeindereferentin Christine Wüst-Rocktäschel, allen Beteiligten für ihr Engagement auf dem Weg zur Neugründung. (c) Bistum Mainz / Blum

In seiner Begrüßung wies Pfarrer Christian Feuerstein darauf hin, dass die neue Pfarrei aus acht bisherigen Pfarreien und 18 Orten und Ortsteilen gebildet wird. Zum Jahresende habe es in allen Gemeinde Dankgottesdienste gegeben, bei denen die „Sternstunden des Gemeindelebens“ in Schatzkisten gesammelt wurden, die im Gründungsgottesdienst von Gemeindevertretern vor den Altar gebracht wurden. „Diese Schatzkisten sind eine wichtige Verbindung zwischen, was war, und dem, was kommt“, betonte Feuerstein, der deutlich machte: „Wir stehen auf einem sicheren Fundament, nämlich Christus selbst.“

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Blumen für die Steuerungsgruppe. (c) Bistum Mainz / Blum

Am Ende des Gottesdienstes dankte die Koordinatorin der neuen Pfarrei St. Maria Magdalena, Gemeindereferentin Christine Wüst-Rocktäschel, allen Beteiligten für ihr Engagement auf dem Weg zur Neugründung; Verwaltungsleiterin Edith Scharte und die Mitglieder der Steuerungsgruppe erhielten Blumen für ihren Einsatz. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst aus einer Spielgemeinschaft der Katholischen Kirchenmusiken und der Chöre der neuen Pfarrei sowie Diakon Franz Luckas an der Orgel. Beim anschließenden Empfang im Familienzentrum St. Nikolaus überbrachten Sternsinger ihre Segenswünsche und außerdem überreichte Bischof Kohlgraf die Ernennungsdekrete für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der neuen Pfarrei.

 

Pfarreigründungen im Rahmen des Pastoralen Weges

Gau-Algesheim, 7. Januar 2024: Nach dem Gründungsgottesdienst fand ein Empfang im Familienzentrum St. Nikolaus statt. (c) Bistum Mainz / Blum

Bis zum Jahr 2030 sollen aus den 46 Pastoralräumen im Bistum Mainz 46 neue Pfarreien entstehen. Die Gründungen sind Teil des Reformprozesses „Pastoraler Weg“, auf dem sich das Bistum Mainz befindet. Es ist ein Prozess der Entwicklung und Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. Die ersten fünf Pfarreien werden zu Beginn des Jahres 2024 gegründet. Es sind die Pfarreien: St. Maria Magdalena Ingelheim, Heilige Familie Langen-Egelsbach-Erzhausen, Heilige Edith Stein Lorsch-Einhausen, Sankt Franziskus Offenbach und Heiliger Johannes XXIII. Viernheim. In jeder Pfarrei wird ein Gründungsgottesdienst gefeiert, dem Bischof Peter Kohlgraf oder Generalvikar Dr. Sebastian Lang vorstehen. Die Leitung der neuen Pfarreien wird in gemeinsamer, geteilter Verantwortung erfolgen, unbeschadet der rechtlichen Stellung des Pfarrers als Leiter der Pfarrei. Es gibt drei Rollen: Pfarrer, Koordinatorin oder Koordinator, und Verwaltungsleiter oder Verwaltungsleiterin. Sie berücksichtigen Verantwortung und Rechte des Pfarreirates und des Kirchenverwaltungsrates, sowie der Mitglieder des Pastoral- und des Verwaltungsteams.