Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) als „wichtige Orte des Bildungsauftrages der Kirche“ gewürdigt. „Und gleichzeitig sind sie ein wichtiger Ort des qualifizierten Ehrenamtes, denn in den KÖBs liegt die Chance, Modellprojekte zu sein für die Gewinnung von Ehrentamlichen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstagvormittag, 14. Mai, beim Diözesantag der KÖBs im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes.
In den Einrichtungen lägen große Chancen, in vielfältiger Hinsicht Leben und Glauben im Sinne des Pastoralen Weges zu teilen. Sein Vortrag stand unter der Überschrift „Pastoraler Weg und Büchereiarbeit“. Der Bischof dankte den Ehrenamtlichen „für Ihre engagierte und aufopferungsvolle Mitarbeit, die mit so viel Herzblut geleistet wird“. Zum Diözesantag Büchereiarbeit waren rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen.
Er könne die Sorge vieler Menschen verstehen, dass durch die größeren Räume des Pastoralen Weges im Bistum Mainz, die Nähe vor Ort verloren gehen könnte. „Die Logik des Pastoralen Weges aber ist eine andere“, sagte Kohlgraf: „Wo das kirchliche Leben im Bistum gut läuft, soll es auch stark bleiben und durch die Vernetzung des Pastoralen Weges wird diese Nähe an den einzelnen Kirchorten auch weiterhin gelebt werden.“ Die KÖBs seien „ein wichtiger Bestandteil“ im Netzwerk der neu errichteten Pastoralräume im Bistum. „Und viele KÖBs sind ja auch heute schon Kirchorte, welche die Grenzen ihres eigenen Ortes bereits überschreiten“, betonte der Bischof. Er verwies darauf, dass die geringer werden finanziellen Mittel natürlich auch für die KÖBs ein Teilen der Ressourcen erforderlich machen und regte an, bei Fragen von Kooperationen etwa auch den Blick ökumenisch zu weiten und auf die Evangelischen Gemeinden zuzugehen, die vor ähnlichen Herausforderungen stünden. Kohlgraf dankte dem Team der Fachstelle für Büchereiarbeit unter Leitung unter Leitung von Josef Staudinger für ihre Arbeit.
Im Anschluss an den Vortrag des Bischofs fand ein Podiumsgespräch mit Bischof Kohlgraf statt. Der Dezernent des Dezernates Bildung, Ordinariatsdirektor Gereon Geissler, hob hervor, dass die KÖBs ein Angebot ein breites Angebot für alle Menschen in der Gesellschaft bieten und sich nicht auf eine besondere Zielgruppe beschränken. Daher sei es gerade mit Blick auf Kinder wichtig, „einen einladenden Erfahrungsraum für Kindern und ihre Eltern anzubieten und keine Verbotszone zu sein“. Der Geschäftsführer des Borromäusvereins Bonn, Guido Schröer, ermunterte dazu, dass die KÖBs im Pastoralen Weg ihr Angebot in den Gemeinden bekannt machen: „Die KÖBs müssen sich in ihrer Gemeinde zeigen wollen, damit sie in den Veränderungsprozessen nicht übersehen werden.“ Gleichzeitig warnte er davor, die Einrichtungen von Seiten der Bistümer mit einem zu hohen Verwaltungsaufwand zu belasten.
„Die KÖBs leisten kulturelle Diakonie und leisten einen Dienst an der pluralen Gesellschaft, weil dort alle willkommen sind“, sagte der stellvertretende Dezernent des Dezernates Seelsorge, Michael Wagner-Erlekam. Er betonte dass die KÖBs kostenlos sind und damit auch in besonderer Weise die Option für die Armen verwirklichten. Die Leiterin der KÖB St. Marien in Großen-Buseck, Regina Knecht, berichtete von der riesigen Unterstützung und Hilfe, die zum Bau der Einrichtung im Jahr 2004 geführt hatte: „Das ist ein tolles Gemeinschaftsprojekt geworden, das auch damals schon überpfarrlich war. Wir sind unendlich stolz auf diese Bücherei“, die auch für Katechese und verschiedene Gruppen genutzt werde. Die Leiterin der Katholischen Öffentlichen Bücherei Mainz-St. Alban, Daphne Neu, bezeichnete ihre Einrichtung mit 24 Quadratmetern als „gefühlt kleinste KÖB im Bistum, in der jeder willkommen ist“. Sie hob hervor, dass sie von vielen „als niederschwelliges Angebot“ wahrgenommen werde und so oft erste Kontakte zur Pfarrei entstünden.
Die Begrüßung hatte Bildungsdezernent Geissler übernommen. Die stellvertretende Dezernentin des Dezernates Bildung, Dr. Elisabeth Eicher, hatte als Moderatorin durch den Tag geführt. Sie hatte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angeregt, ihre Fragen und Anregungen zur Entwicklung der KÖBs im Rahmen des Pastoralen Weges im Bistum Mainz auf Karten zu notieren, um sie auf diese Weise den Verantwortlichen im Bistum zukommen zu lassen.
Am Nachmittag gab es unter anderem einen „Markt der Möglichkeiten“ und verschiedene Workshops für die Teilnehmer des Diözesantages, etwa zu den Themen „Social Media für Einsteiger“, „Attraktive Vorlesestunden gestalten“ oder „Die Entleihungen gehen zurück - was nun?“. Das literarische Abschlussprogramm gestaltete Franz-Joseph Euteneuer unter der Überschrift „Annäherung an das Geheimnis KÖB“.
Im Bistum Mainz gibt es derzeit 135 KÖBs, in denen sich rund 1.500 Ehrenamtliche engagieren. Die Einrichtungen verzeichnen bei etwa 30.000 aktiven Lesern rund 382.000 Besuche pro Jahr. Die KÖBs sind öffentliche Einrichtungen, die allen Menschen offenstehen und kostenlos sind. (Die statistischen Angaben stammen aus dem Jahr 2018)
Hinweis: Die Büchereiarbeit im Internet: www.bistummainz.de/buecherei/fachstelle