Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat der Interreligiösen Plattform der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) für ihr „aktives Bemühen um Frieden und Versöhnung zwischen verfeindeten Menschen und Parteien“ in dem Bürgerkriegsland gedankt. Kohlgraf, der Präsident der deutschen Sektion der Friedensbewegung Pax Christi ist, äußerte sich am Sonntag, 8. Oktober, in seiner Predigt bei einem Gottesdienst im Mainzer Dom zum Auftakt seiner Begegnung mit drei Vertretern der Interreligiösen Plattform der Zentralafrikanischen Republik (ZAR).
Der Besuch der Delegation weite den Blick auf Kriegs- und Konfliktherde, „die derzeit leicht in Vergessenheit geraten. Sie zeigen, dass es überall Menschen braucht, die ihre Verantwortung für ein friedvolles und verantwortungsvolles Miteinander wahrnehmen“, betonte Kohlgraf.
Wörtlich sagte der Mainzer Bischof: „Seit 2012 beherrscht ein grausamer Bürgerkrieg die Zentralafrikanische Republik, der das Land und die Menschen am Ende nachhaltig schädigen wird und bereits viel Unheil angerichtet hat. Vertreterinnen und Vertreter des Christentums und des Islam setzen sich aktiv für Frieden und Versöhnung ein, und sie geben ein Zeugnis dafür, dass sich Friedensarbeit lohnt, auch wenn sie mühselig und langwierig sein kann. Manchmal entstehen kleine Pflänzchen, der Krieg wird nicht beendet, aber weitere Eskalationen verhindert. Sie, liebe Gäste, scheuen mit anderen Friedensarbeiterinnen und -arbeitern nicht den Weg in konfliktreiche und gefährliche Situationen. Durch ihre internationale Vernetzung machen sie auch international Mut, sich nicht der Logik von Hass, Krieg und Gewalt zu überlassen oder vor ihr zu kapitulieren.“ Religion habe ein friedensstiftendes Potential, könne aber auch eine dunkle Seite entfalten und verstärken.
Und weiter: „Die Welt braucht Friedensarbeiterinnen und -arbeiter, die Gott ihre Hände, ihren Verstand und ihr Herz leihen, der Frieden will und nicht Krieg. Sie braucht Menschen, die Phantasie entwickeln, für den Frieden zu arbeiten, der mehr ist als das Schweigen von Waffen oder die militärische Bedrohung mit dem Frieden verwechseln. Wir sind dankbar für Menschen, die zeigen, dass Frieden und Versöhnung nicht Schwäche bedeuten oder Kapitulation vor der Gewalt des anderen, sondern dass es gerade starke Menschen sind, die aus der Spirale der Gewalt und Gegengewalt aussteigen. Heute danken wir vor Gott für Ihren Mut, liebe Gäste, und wir beten darum, dass Gott die Herzen vieler bewegen möge, in seine Logik des Friedens einzusteigen.“
Bei der Begegnung ging es um Friedensperspektiven für die ZAR sowie um den Beitrag des interreligiösen Dialogs für die Friedenssicherung. Der Mainzer Bischof hatte die Delegation zum 10-Uhr-Gottesdienst in den Mainzer Dom eingeladen. Anschließend fand ein Fachgespräch im Mainzer Bischofshaus statt, bevor die Begegnung mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Bistumsakademie Erbacher Hof abgeschlossen wurde. In Mainz besuchte die Gruppe außerdem noch die Landeszentrale für Politische Bildung.
Das Engagement der Interreligiösen Plattform hat den Bürgerkrieg in ZAR nicht beenden können, hat jedoch dazu geführt, weitere Eskalationen zu verhindern. Eine wichtige Rolle haben speziell ausgebildete Interventionsteams. In Deutschland kooperiert die Interreligiöse Plattform unter anderen mit den Hilfswerken missio Aachen, Misereor, dem Kindermissionswerk, der Initiative House of one (Berlin) und dem Erzbistum Köln. Die Initiative wurde 2016 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
Drei Mitglieder der Delegation sind derzeit für zehn Tage in Deutschland und nahmen unter anderem teil an einer internationalen Tagung zum Thema „Der Frieden der Zukunft“ in Osnabrück. Auf dem Programm des Deutschlandbesuches der Gruppe steht unter anderem auch ein Parlamentarisches Frühstück im Deutschen Bundestag. Zum Treffen mit Bischof Kohlgraf waren nach Mainz gekommen: Marie-Noelle Ko Yara, ehemalige Ministerin der ZAR und Präsidentin des Nationalrates Aktive Gewaltfreiheit der ZAR; Imam Abdoulaye Ouasselegue, Präsident des Nationalen Islamischen Rates der ZAR und Vorstand der Interreligiösen Plattform sowie Pastor Clotaire Siribi, Interimspräsident der Evangelischen Allianz der ZAR. Begleitet wurde die Delegation von Vertretern der Initiative Sicherheit neu denken: Stefanie Intveen und Hubert Heindl, der auch die Übersetzung des Gespräches übernommen hatte. Von Seiten des Bistums Mainz nahmen Dr. Eva Baillie, Referentin Weltkirche, Dr. Christoph Krauß, Referent Frieden und Gerechtigkeit, sowie die Persönliche Referentin des Mainzer Bischofs, Dr. Annette Wiesheu, teil.