Kunst aus nächster Nähe

Journalistenführung mit Direktor Dr. Wilhelmy im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum

KLIPPEL--WILHELMY (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Mi. 6. Aug. 2014
Von:
tob (MBN)
Mainz. Einen Vorgeschmack auf die Kabinett-Ausstellung „Echt? Falsch? Fälschung!“, die ab Februar 2015 im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Mainz zu sehen sein wird, ermöglichte eine Journalistenführung am Dienstag, 5. August.
WILHELMY--DOMMUSEUM (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Direktor Dr. Winfried Wilhelmy präsentierte dabei verschiedene kopierte oder gar gefälschte Kunstobjekte. Auch die Besucher der Ausstellung im kommenden Jahr werden eingeladen, sich zu überlegen, ob die gezeigten Exponate echt oder falsch sind. „Das wird eine Mitmach-Ausstellung, bei der wir die Besucher anregen wollen, sich selbst eine Meinung zu bilden", sagte Wilhelmy. Möglichkeiten zum Mitraten und interessante Begegnungen mit Kunst bietet allerdings auch das umfangreiche Veranstaltungsprogramm des Dommuseums: Im Rahmen der Reihe „Kunst und Kreppel" wird Winfried Wilhelmy etwa ab 1. Oktober wieder regelmäßig im Rokoko-Ambiente der Kapitelstube ausgewählte Kunstobjekte bei Kaffee und Gebäck ganz aus der Nähe erläutern.  

„Genau das ist nämlich die Stärke der Museen. Bei uns gibt es die Originale aus nächster Nähe. Das kann das Internet nicht leisten", betonte Wilhelmy, der seit 1990 am Mainzer Dom- und Diözesanmuseum tätig ist und das Haus seit November 2011 leitet. „Mir liegt besonders die museumspädagogische Arbeit am Herzen", bekannte Wilhelmy. Das Angebot der 2012 eröffneten museumspädagogischen Werkstatt werde „sehr gut" angenommen. „Gerade weil es mittlerweile oft schwierig ist, unsere Inhalte zu vermitteln, ist ein solches Angebot sehr wichtig." 

Das 1925 gegründete Dom- und Diözesanmuseum beherbergt in seinen historischen Räumen - den Gewölbehallen aus dem elften und 13. Jahrhundert, dem zweigeschossigen spätgotischen Kreuzgang sowie den ehemaligen Kapitelsälen - Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden. Hinzu kommt die Domschatzkammer in der ehemaligen Nikolauskapelle, in der herausragende Werke der Textil- und Goldschmiedekunst aus 1.000 Jahren gezeigt werden. Mit seinen rund 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist es nach Freising das zweitgrößte Dommuseum in Deutschland. Über insgesamt rund 30.000 Objekte verfüge das Haus, sagte Wilhelmy. Davon seien allerdings erst 60 bis 70 Prozent inventarisiert. „Wie in jedem Museum gibt es auch bei uns noch viel zu entdecken." 

Sehr deutlich wurde das beim Blick in das kleine Magazin des Dommuseums, das hinter der bekannten Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen im Obergeschoss des Dommuseums untergebracht ist. „Wir haben einfach nicht genug Platz, um all unsere Schätze zu zeigen." Allein der Bestand an Graphiken belaufe sich auf rund 5.000, sagte Wilhelmy. Manche Stücke seien aber auch einfach zu groß, um sie zu präsentieren, wie etwa ein Wandteppich, den der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler 1875 als Geschenk erhalten hatte. Das Dommuseum unterhält außerdem ein weiteres Depot in Rheinhessen. 

In der Dauerausstellung erläuterte Wilhelmy einige der Spitzenstücke des Hauses: Im Gewölbekeller etwa die Fragmente des früheren Westlettners, die der sogenannte Naumburger Meister bis 1239 für den Mainzer Dom geschaffen hat. Zu bestaunen gibt es auch den „Kopf mit der Binde", den Wilhelmy als „eine der wichtigsten Skulpturen der Frühgotik" bezeichnete, und über dessen Bedeutung in der Fachwelt verschiedene Theorien vertreten werden. Neben dem Bonifatius-Stein, der im neunten Jahrhundert von Rabanus Maurus gestiftet wurde, „und der etwa alle zwei Monate von einem anderen Museum für eine Ausstellung angefragt wird", wird im Obergeschoss des Kreuzgangs unter anderem eine Übersicht über Kreuzigungsdarstellungen vom elften bis 15. Jahrhundert gezeigt. Neben der Dauerausstellung sei es für ein Museum heutzutage jedoch zwingend erforderlich, mit Sonderausstellungen auf sich aufmerksam zu machen, sagte Wilhelmy. 

Anstehende Sonderausstellungen 

Am Freitag, 29. August, wird die Ausstellung „Franz von Kesselstatt (1753-1841). Mainzer Domherr, Diplomat und Dilettant in bewegter Zeit" eröffnet. „Er ist der letzte Mainzer Domkapitular des alten Reiches. Wir wollen im Rahmen der Ausstellung erklären, was ein Domherr ist und wie er lebte", erläuterte Wilhelmy. Die Schau, zu der ein rund 240-seitiger Katalog erscheinen wird, wird bis zum 23. November zu sehen sein. 

Die Kabinett-Ausstellung „Echt? Falsch? Fälschung!" wird ab Februar 2015 gezeigt. Konkreter Anlass ist ein deutsches Kunsthistoriker-Treffen, das Ende März 2015 in Mainz stattfinden wird. Außerdem wird das Dommuseum ab 4. September 2015 die Ausstellung „Schrei nach Gerechtigkeit. Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation"zeigen. 

Hinweise:

  • Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz, Domstraße 3, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-344, Fax: 06131/253-349, Internet: www.dommuseum-mainz.de, E-Mail: info@dommuseum-mainz.de 

    Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10.00 bis 17.00 Uhr, samstags und sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr. Bei Veranstaltungen gegebenenfalls länger geöffnet. An kirchlichen Feiertagen geschlossen.
  • Eintritt für Dommuseum und Schatzkammer: fünf Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Familienticket: zehn Euro. „Fliegender Teppich": zwei Euro je Kind. Eintritt frei am persönlichen Namenstag. Bei Sonderausstellungen gelten gesonderte Eintrittspreise. 
DOMMUSEUM (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
DOMMUSEUM--WILHELMY (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
DOMMUSEUM (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)