Lehmann: Katholische Büros haben sich „ausgezeichnet bewährt“

Traditioneller St. Martinsempfang des Katholischen Büros Mainz im Erbacher Hof

ACKERMANN--BECK--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
Datum:
Do. 12. Nov. 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. „Ich glaube, dass man guten Gewissens die Meinung vertreten kann, dass sich die Einrichtung der Katholischen Büros in den 60 Jahren der Existenz unseres Staates ausgezeichnet bewährt hat.“ Das sagte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Mittwochabend, 11. November, beim traditionellen St. Martinsempfang des Katholischen Büros im Erbacher Hof in Mainz.
BECK--LEHMANN--NACKE (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Lehmann würdigte das Katholische Büro in Mainz, das die Verbindungsstelle der Bistümer zu Landesregierung, Parlament, Parteien, Behörden und gesellschaftlichen Gruppen ist, anlässlich seines 40-jährigen Bestehens. Erster Leiter  des am 1. Dezember 1968 gegründeten Büros in Mainz war Prälat Roland Ries, der es bis 1982 geleitet hat. Der derzeitige Leiter, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, nimmt diese Aufgabe seit April 1996 wahr.

Eine Besonderheit des Katholischen Büros Mainz sei es, „dass es sich sehr um die Argumentation unserer Werteüberzeugungen in der gesellschaftlichen und politischen Öffentlichkeit bemüht hat", was Ordinariatsdirektor Nacke zu verdanken sei, sagte Lehmann. Er wies auf den gerade im Freiburger Herder-Verlag erschienenen Sammelband „Orientierung und Innovation. Beiträge für Staat und Gesellschaft" hin, der von Nacke herausgegeben worden ist „und ein richtiges Handbuch geworden ist". In dem 752-seitigen Band sind 42 Beiträge versammelt, die „ein Stück zur gesamtgesellschaftlichen Orientierung beitragen" sollen. Autoren sind neben dem Kardinal Lehmann unter anderen auch Bischof em. Franz Kamphaus, Erzbischof Reinhard Marx, Bischof em. Anton Schlembach und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sowie Ernst-Wolfgang Böckenförde, Franz-Xaver Kaufmann, Johannes Reiter und Eberhard Schockenhoff. Der Kardinal überreichte zusammen mit Nacke ein Exemplar an den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

In seinem Vortrag ging der Kardinal auf „die bewegliche Aufgabenstellung" des Katholischen Büros ein, die ihr „Proprium" sei: „Ich habe es immer wieder gerne so formuliert, dass die Katholischen Büros natürlich auch an die Vorgaben der Bischöfe gebunden sind, aber doch  im Unterschied zu den mehr ‚exekutiv' ausgerichteten Organen wie Bischofskonferenz und Ordinariat einen mehr ‚exploratorischen' Grundcharakter haben, indem sie die Situation erkunden, die Chancen für Initiativen bedenken und abschätzen, Vorschläge und Stellungnahmen ausarbeiten."

Der Kardinal wies in seinem Vortrag darauf hin, dass ein Blick in die Weltkirche zeige, dass die Katholischen Büros „eine einzigartige Institution" seien. Er erinnerte auf die Anfänge des Katholischen Büros auf Bundesebene im Jahr 1948 durch Prälat Wilhelm Böhler. Über die grundsätzliche Aufgabe der Büros, die es auch auf evangelischer Seite gibt, sagte Lehmann: „Die beiden großen Kirchen in Deutschland vertraten demgegenüber zwar wohl auch ihre eigenen Anliegen und Bedürfnisse, aber sie vertraten keine spezifischen Gruppeninteressen, besonders keine wirtschaftlichen. Ähnlich wie der Staat sind die Kirchen über die einzelnen Gruppen hinweg in den Fragen und Problemen des Gemeinwohls dem Ganzen verpflichtet. So standen also von Anfang an vor allem die Fragen nach den staatstragenden Werten im Vordergrund. Bekannt ist die, durch die Erfahrung des Nationalsozialismus besonders verständliche Aufgabe, dass die Kirchen bei der Erhaltung und Stärkung entscheidender Grundwerte ein ‚Hüter- und Wächteramt' innehaben."

Abschließend dankte der Kardinal Ministerpräsident Kurt Beck und den Vertretern der Ministerien, des Parlamentes und der Parteien „für die hervorragende Zusammenarbeit über vier Jahrzehnte". Und wörtlich: „Sie haben wesentlich zum Gelingen der Institution Katholisches Büro beigetragen. Ich danke Ihnen für die Kooperationsbereitschaft, für Ihre Fähigkeit zum Dialog und besonders auch für die Geduld in zahlreichen Verhandlungen. Ich glaube, dass uns dies in Rheinland-Pfalz, auch vom Stil her, besonders gelungen ist." Lehmanns Vortrag stand unter der Überschrift „Zur Bedeutung der Katholischen Büros".

Beck: Entwicklung der Gesellschaft entscheidend mitgeprägt

„Das Katholische Büro Mainz hat, genauso wie sein evangelisches Pendant, durch seine Arbeit die Entwicklung unserer Gesellschaft in entscheidender Weise mitgeprägt", sagte Ministerpräsident Beck in seiner Ansprache. Er sei dankbar für den kontinuierlichen Meinungsaustausch mit der Kirche und die regelmäßigen Begegnungen mit den Bischöfen. Beck dankte besonders Bernhard Nacke und seinen Mitarbeitern „für die gute Zusammenarbeit auch in schwierigen Fragen" und „die Vertrautheit ohne falsche Nähe, die dieses Gespräch fruchtbar macht". Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke hatte zu der traditionellen Begegnung rund 220 Gäste aus Politik, Verwaltung und Kirche begrüßt. Er erinnerte daran, dass der erste St. Martinsempfang des Katholischen Büros Mainz im November 1984, also vor 25 Jahren stattfand.

Aus den rheinland-pfälzischen Bistümern waren unter anderen der Limburger Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, der Speyrer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, und der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann gekommen. Von Seiten des Bistums Mainz nahmen unter anderen die Weihbischöfe Dr. Werner Guballa und Dr. Ulrich Neymeyr, Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann und Domdekan Prälat Heinz Heckwolf an dem Treffen teil. Musikalisch gestaltet wurde der Abend vom Gospelchor der Hildegardis-Schule in Bingen unter Leitung von Oberstudienrat Stefan Speyer.

BECK--ELST--TEBARTZ-VAN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
BRUCH--CONRAD--WIESEMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)
ACKERMANN--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)