Lehmann: Mut zum persönlichen Zeugnis

„Tag der Dienstgemeinschaft“ mit Kardinal Lehmann im Erbacher Hof

HELF-SCHMORLEIZ--LEHMANN--NEHER (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Mi. 16. Apr. 2008
Von:
am (MBN)
Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat die Christen zu einem mutigen und offenen Bekenntnis für ihren Glauben aufgerufen. „Es kommt noch viel entschiedener auf das persönliche Zeugnis des Lebens und des Glaubens an, das wir indirekt in der Tat, aber auch direkt im Wort bekunden. Der künftige Christ wird ein Zeuge sein, oder er wird bald nicht mehr sein“, sagte Lehmann.

Weiter sagte er: „Als Zeuge vermittelt er und ist selbst jemand, der hinter seiner Sache zurücktritt, aber gerade dadurch wirkt. Es wird ein missionarisches Zeugnis sein, das in viele Winkel unseres Lebens hineinleuchten kann, wo der Arm des Amtes nicht hinreicht. Dann verwirklichen wir die Mündigkeit des Christen und das gemeinsame Priestertum."

Der Kardinal äußerte sich anlässlich des dritten „Tags der Dienstgemeinschaft" am Mittwoch, 16. April, im Erbacher Hof in Mainz. Sein Referat stand unter der Überschrift „Kirche der Zukunft". Eingeladen hatte die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen im Bistum Mainz (DiAG-MAV). Der Tag stand unter der Überschrift „Kirche der Zukunft - Caritas der Zukunft". Zum Beginn des Tages hatte Lehmann mit den Teilnehmenden in der Augustinerkirche die Eucharistie gefeiert.

Zudem forderte Lehmann die Christen dazu auf, sich angesichts der wachsenden Pluralität in der Gesellschaft zu einem „unverwechselbaren Profil" zu bekennen: „Wenn wir im Pluralismus überleben wollen, dann brauchen wir auch mehr Mut zum eigenen Platz und zum unverwechselbaren Profil des eigenen Standortes." Man müsse endlich aus „einer Situation des Minderwertigkeitsbewusstseins" heraus und dürfe nicht mehr „zum Erweis unserer Geistesgegenwart allen möglichen Tendenzen" nachlaufen. Gleichzeitig bekannte sich der Kardinal zur Ökumene: „Die Ökumene ist ein Geschenk des Geistes. Darum - so bin ich fest überzeugt - wird die Ökumenische Bewegung auch nicht untergehen." Abschließend rief Lehmann zu mehr „Leidenschaft für Gott" auf: „Wir haben die Radikalität und Einfachheit des Glaubens verloren, und wir müssen sie wiedergewinnen: alle Hoffnung auf Gott zu setzen." Weiter sagte er: „Uns ist die Leidenschaft für Gott verloren gegangen. Wenn wir Gott Gott sein lassen und er wirklich alles in allem ist, verlieren wir nichts, wenn wir uns vorbehaltlos ihm zuwenden."

Grußwort von Generalvikar Giebelmann

In seinem Grußwort betonte der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dietmar Giebelmann, dass der so genannte „Dritte Weg" der Kirchen von der Voraussetzung ausgehe, dass Dienstgeber und Dienstnehmer in den „Dienst für Christus" genommen seien. Zuvor hatte die Vorsitzende der DiAG-MAV, Irene Helf-Schmorleiz, die Anwesenden begrüßt. Sie bezeichnete den „Tag der Dienstgemeinschaft" als „bewährte Tradition" im Bistum Mainz. Im Hinblick auf das Motto des Tages sagte sie: „Wir alle wollen an einer Kirche mitbauen, die uns froh und zuversichtlich macht."

Dem Vortrag des Kardinals folgte ein Referat von Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, zum Thema „Caritas der Zukunft". Neher unterstrich die Zusammengehörigkeit von Kirche und Caritas: „Caritas ist Kirche und ohne Caritas wäre die Kirche nicht Kirche." Es habe die kirchliche Caritas seit jeher ausgezeichnet, dass sie die Nöte ihrer jeweiligen Zeit aufgreife. Der Caritaspräsident bezeichnete die Armutsprävention und die Anwaltschaft für Arme und Benachteiligte als eine der derzeitigen Hauptaufgaben der Caritas. In diesem Zusammenhang betonte er auch das stärkere bildungspolitisches Engagement der Caritas vor allem für Kinder und Jugendliche. Neher verwies auf die Jahresthemen 2007 und 2008 der Caritas: „Mach dich stark für starke Kinder" sowie „Achten statt ächten - Eine Initiative für benachteiligte Jugendliche".

Im Anschluss an die Vorträge fand eine Podiumsdiskussion mit unter anderen Kardinal Lehmann, Prälat Neher und Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, Diözesancaritasdirektor im Bistum Mainz, statt, die von der ZDF-Journalistin Gundula Gause moderiert wurde. Anschließend feierte die DiAG-MAV mit einem Festakt ihr zwanzigjähriges Bestehen.

Der Dritte Weg

Der so genannte Dritte Weg ist der kirchliche Sonderweg, um Fragen des kirchlichen Dienst- und Arbeitsrechtes ohne die bei Tarifverhandlungen üblichen Mechanismen von Streik und Aussperrung gemeinsam zu regeln. Der kirchliche Dienst steht unter dem Leitbild der Dienstgemeinschaft, das mit dem Konfrontationsmodell des Tarifvertragssystems unvereinbar ist. Das Leitbild der Dienstgemeinschaft wurzelt in der Überzeugung, dass Dienstnehmer wie Dienstgeber sich in gleicher Weise der Kirche und ihrem Sendungsauftrag verpflichtet wissen. Der „erste Weg" ist durch die einseitige Festlegung von Arbeitsbedingungen durch den Arbeitgeber gekennzeichnet. Der „zweite Weg" bezeichnet das Modell des Tarifvertragssystems.

Die DiAG-MAV

Über 500 Vertreter setzen sich im Bistum in den Mitarbeitervertretungen (MAV) im Rahmen des „Dritten Weges" unter anderem für arbeitsrechtliche Fragen kirchlicher Mitarbeiter ein. Die einzelnen MAVen sind in der DiAG-MAV zusammengeschlossen. Aus den verschiedenen Arbeits- und Berufsgruppen im Bistum werden Vertreter in die DiAG-MAV entsandt. Die Amtsperiode aller Mitarbeitervertretungen beträgt vier Jahre. Im Bistum Mainz sind rund 10.000 Frauen und Männer in rund 170 kirchlichen Einrichtungen tätig. Aufgabe der DiAG-MAV ist unter anderem der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch mit den in ihr vertretenen MAVen.