„Auch heute brauchen wir Krankenhäuser mit christlichem Geist. Ich danke allen, die diesen Geist im Ketteler-Krankenhaus gelebt haben und leben", sagte Lehmann in seiner Predigt anlässlich eines Festgottesdienstes zum 50-jährigen Bestehen des Ketteler-Krankenhauses am Samstag, 23. Mai, in der Kapelle des Hauses. Auch heute sei die „Sorge um den ganzen Menschen" - vor allem hinsichtlich der Diskussion im Gesundheitswesen - ein „dringendes Gebot". Es gelte, den Blick für „den ganzen Menschen mit Leib und Seele" zu schärfen, unterstrich der Kardinal. Das Krankenhaus war am 15. Dezember 1958 vom damaligen Mainzer Bischof Albert Stohr eingeweiht worden. Es stand zuerst in Trägerschaft der Schwestern der Göttlichen Vorsehung und wurde 2001 in das Caritaswerk St. Martin übernommen. Seit 2005 gehört das Krankenhaus, das über 222 Betten verfügt, zum Katholischen Klinikverbund Südhessen, Bensheim.
Lehmann erinnerte in seiner Predigt auch an den früheren Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler sowie an die von ihm gegründete Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung. „Die Zuwendung zu den Armen und Kranken steht im Hintergrund bei der Gründung dieses Hauses", sagte der Kardinal. Bereits im Jahr 1868 waren die Schwestern nach Offenbach gekommen und hatten eine ambulante Krankenpflegestation sowie einen Kindergarten eingerichtet. 1905 kam es zur Gründung des Krankenhauses „Josefsheim" und im Jahr 1958 wurde der Neubau des Krankenhauses eingeweiht.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Festakt im Foyer des Krankenhauses statt, der vom Social Jazz Orchestra musikalisch gestaltet wurde. Bernhard Franzreb, Geschäftsführer des Katholischen Klinikverbunds Südhessen, bezeichnete in seiner Begrüßung die 50-jährige Geschichte des Hauses als einen „Erfolg im Geiste des Sozialbischofs Ketteler". In den vergangenen Jahren seien „großartige Leistungen" für Menschen „in Not und Leid, aber auch in freudiger Erwartung" erbracht worden.
Der Dekan des katholischen Dekanats Bergstraße-Mitte und Vorsitzender des Aufsichtsrates des Katholischen Klinikverbunds Südhessen, Pfarrer Thomas Groß, würdigte in seiner Ansprache die Leistungen der Schwestern der Göttlichen Vorsehung. Ein katholisches Krankenhaus wie das Ketteler-Krankenhaus erhalte seine Prägung durch die Menschen, die hier wohnten und arbeiteten, und sich im Geiste Gottes den Menschen zuwendeten. Es sei Aufgabe eines katholischen Krankenhauses, trotz technischen Fortschritts den Arbeitsalltag menschlich zu gestalten.
Schwester M. Liberata Ricker, Provinzoberin der Schwestern der Göttlichen Vorsehung, erinnerte in ihrem Festvortrag an den Bau des Hauses vor 50 Jahren, das damals das modernste Krankenhaus Hessens gewesen sei. Auch hätten sich die Herausforderungen an ein Krankenhaus in den vergangenen Jahren verändert. Der Mensch und seine Krankheit rücke aufgrund von Sachzwängen immer mehr in den Hintergrund. Der Kranke dürfe aber nicht zum „Rechenexempel" degradiert werden, sagte Ricker und plädierte für eine „Wertekultur im Sinne Bischof Kettelers".