Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Freitag, 3. Mai, die Missio canonica an 32 Religionslehrerinnen und -lehrer aller Schulformen aus dem Bistum Mainz verliehen. Kohlgraf überreichte die Urkunden bei einem Gottesdienst im Westchor des Mainzer Domes. Die Missio canonica ist die kirchliche Bevollmächtigung für Religionslehrer. Ohne diese Sendung darf kein Lehrer katholischen Religionsunterricht erteilen.
In seiner Predigt betonte Kohlgraf, dass er die Bekenntnisorientierung des Religionsunterrichts „für einen hohen Wert“ halte. „Wenn jemand einem Bekenntnis begegnet, muss er sich dazu verhalten. Es fördert die kritische Reaktion, es provoziert die Auseinandersetzung mit den Fragen und Antworten, die ein rein informativer Unterricht in dieser Form nicht leisten will“, sagte er. Der „große und unverzichtbare Wert des Religionsunterrichts“ liege darin, „sich den Themen zu stellen, die vordergründig erst einmal nichts ,bringen‘, ohne deren Behandlung ein menschliches Leben jedoch verkümmert. Dabei wird nicht die Einstellung benotet, wohl aber die Fähigkeit, kritisch die Fragen des Lebens zu reflektieren und eine eigene Haltung zu den Fragen und auch den Antworten der Religion einzunehmen. Der Religionsunterricht ist keine bloße Information, sondern Bekenntnis zu einer bestimmten gelebten Form des Glaubens.“
Der Mainzer Bischof betonte, dass nicht versäumt werden solle „an den Wert der Bildung zu erinnern, die Persönlichkeit entwickeln hilft, die Kreativität und Kritikfähigkeit schult und schließlich auch die existenziellen Fragen des Menschen ernst nimmt, die ihn als Wesen mit Transzendenz auszeichnen: die Frage nach dem Sinn, der Herkunft, dem Umgang mit Schuld, dem Sollen und der Hoffnung, im Letzten die Frage nach Gott.“
Religionslehrerinnen und -lehrer leisteten einen wichtigen Dienst an Kindern und Jugendlichen. Kohlgraf sagte: „Sie werden nicht bloß informieren, sondern gegebenenfalls provozieren und zu eigenen Antworten herausfordern. Damit sichern Sie eine Erziehung und Bildung, die mehr sein will als Leistung und Heranbildung eines ,Homo Oeconomicus‘ – eines wirtschaftstauglichen Menschen.“ Und weiter: „Wenn wir heute im digitalen Zeitalter die großen Chancen sehen, die im technischen Fortschritt liegen, stehen wir dabei aber deutlicher als zuvor vor der Frage, was der Mensch in diesem Prozess sein will, was ein gutes Leben auszeichnet, was Freiheit bedeutet und viele andere Fragen mehr. Allein dass es den Religionsunterricht gibt, scheint mir ein gutes Mittel zu sein, den künftigen Herausforderungen gut begegnen zu können. Denn kein anderes Fach stellt so ausdrücklich die Frage nach der Rolle und dem Auftrag des Menschen in einer sich entwickelnden Welt. Dabei kann Bildung eben nicht allein von Algorithmen gesteuert sein, sondern beruht auf Beziehung, Hinhören, Hinschauen und Interesse am gegenüber und seinen Fragen und Antworten – gerne auch mit dem Risiko menschlicher Fehlerquoten.“
Kohlgraf bezeichnete Religionslehrer als Glaubenszeugen: „Die Inhalte des Evangeliums werden bei den jungen Menschen nur dann zu arbeiten beginnen, wenn sie von Menschen vertreten werden, die selbst aus dem Evangelium heraus leben, denen es mit dem Glauben an den liebenden Gott ernst ist. Ich lade Sie heute ein, Menschen zu sein, zu werden oder zu bleiben, die in einer persönlichen Freundschaft mit Gott und mit Jesus Christus leben.“
Im Rahmen der Missio-Verleihung sprechen die Kandidaten zunächst gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis. Anschließend fragt der Bischof die Kandidaten: „Sind Sie bereit, die Botschaft der Kirche im Religionsunterricht zu lehren und sie im Leben zu bezeugen?“ Auf die Antwort „Wir sind dazu bereit!“ entgegnet er schließlich: „Ich sende Sie!“ Danach überreicht der Bischof den Kandidaten die Urkunde mit ihrer Missio canonica.
Die Eucharistiefeier war Abschluss einer Tagung des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz mit den Religionslehrern, die von Donnerstag, 2., bis Freitag, 3. Mai, im Erbacher Hof in Mainz stattfand. Die Tagung widmete sich verschiedenen Aspekten der Aufgaben eines Religionslehrers. Darüber hinaus bot die Tagung die Möglichkeit, die Ansprechpartner im Bischöflichen Ordinariat kennenzulernen.