Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Donnerstag, 10. November, 32 Religionslehrerinnen und Religionslehrern aller Schulformen aus dem Bistum Mainz die Missio canonica verliehen. Kohlgraf überreichte die Urkunden in einem Gottesdienst in der Mainzer Augustinerkirche. In seiner Predigt sprach der Bischof über die Frage, was einem Menschen heilig ist.
Bischof Kohlgraf berichtete in seiner Predigt von einer Ausstellung, in der junge Menschen präsentierten, was ihnen heilig ist. Beziehungen und Erfahrungen hätten dabei im Mittelpunkt gestanden. Dafür seien die jungen Menschen auch bereit gewesen, sich zu engagieren. „Ich will mir niemanden vorstellen, dem nichts oder niemand im Leben heilig ist. Und man wird selbst groß in der Begegnung mit dem Heiligen“, sagte Kohlgraf. Gleichzeitig werde die Bedeutung von Religion - „dem Heiligen im Leben eines Menschen“ - immer mehr unterschätzt, mahnte er.
Kohlgraf sagte: „Der Religionsunterricht birgt meiner Ansicht nach die Chance in sich, vor zwei Extremen gleichermaßen zu bewahren: Fanatismus und Beliebigkeit.“ Daher seien Grundhaltungen im Unterricht einzuüben: „die Bereitschaft zuzuhören, Neugier, Respekt, Toleranz, aber auch der Mut, Fehlhaltungen anzusprechen“, zählte er auf. Und stellte klar: „In einem derartigen Unterricht dürfen, ja müssen auch Fragen, Suchen und Zweifel einen Raum haben, auch die Fragen und Zweifel der Lehrerin und des Lehrers. Ein Glaube, der nicht mehr sucht und nicht mehr fragt, lässt auch Fragen und Zweifel anderer Menschen nicht mehr zu.“ An die angehenden Religionslehrerinnen und Religionslehrer gewandt sagte er: „In der Begegnung mit den jungen Menschen gehen Sie auch das heilsame Risiko ein, ihren Glauben verändern zu lassen. Und dennoch können wir Antworten einer weiten und lebendigen Tradition anbieten. Wir tappen als Christinnen und Christen nicht im Nebel des völligen Unwissens.“
Kohlgraf dankte den angehenden Religionslehreinnen und Religionslehrern für ihre Bereitschaft und ihren Mut, diesen Dienst zu leisten. Er versprach den Anwesenden von Herzen, dass das Bistum ihnen gerne hilfreich zur Seite stehe. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Orgel.
Die Eucharistiefeier war Abschluss einer Tagung des Dezernates Bildung mit den Religionslehrerinnen und Religionslehrern, die am Tag der Verleihung in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz stattfand. Die Tagung, an der auch der Dezernent für Bildung im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektor Gereon Geissler, teilnahm, widmete sich verschiedenen Aspekten der Aufgaben der Lehrkräfte im Fach Religion. Darüber hinaus bot die Tagung die Möglichkeit, die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Bischöflichen Ordinariat kennenzulernen.
Die Missio canonica ist die kirchliche Bevollmächtigung für Religionslehrer. Ohne diese Sendung darf kein Lehrer katholischen Religionsunterricht erteilen. Im Rahmen der Missio-Verleihung sprechen die Kandidatinnen und Kandidaten zunächst gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis. Anschließend fragt der Bischof: „Sind Sie bereit, die Botschaft der Kirche im Religionsunterricht zu lehren und sie im Leben zu bezeugen?“ Auf die Antwort „Wir sind dazu bereit!“ entgegnet der Bischof: „Ich sende Sie!“ Danach überreicht er den Kandidatinnen und Kandidaten die Urkunde mit ihrer Missio canonica.