In den letzten Wochen war es schmerzlich zu sehen, wie die Kräfte nachließen. Er war allerdings immer von sorgenden Menschen umgeben. Zu nennen sind die Ordensschwestern im Haus, die ihn über Jahre begleitet haben, aber in den letzten Monaten besonders aufopferungsvoll. Seine Assistentin Dr. Barbara Nichtweiss, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegedienstes, das Personal im Katholischen Klinikum, seine Ärzte, und ehemalige Wegbegleiter, der Weihbischof und andere Priester, die sich ihm verbunden wussten, waren an seiner Seite. Ihnen allen ist ein herzliches Dankeschön zu sagen. Auch heute Nacht war er nicht allein. Er ist gut vorbereitet und in innerem Frieden in die Begegnung mit unserem Herrn gegangen, an den er geglaubt und den er ein Leben lang verkündigt hat. In den Jahrzehnten als Bischof und Vorsitzender der Bischofskonferenz hat Kardinal Lehmann die Herzen vieler Menschen erreicht und sich hohen Respekt erworben. Liebevoll nennen ihn die Gläubigen der Diözese Mainz „unseren Karl". Mit einem weiten Herzen und einem klaren Blick für die Themen der Menschen hat er sein Bischofsamt ausgeübt. In der Bischofskonferenz ist es ihm immer wieder gelungen, die unterschiedlichen Positionen ins Gespräch zu bringen. Dabei half ihm sein großer theologischer Sachverstand. Wie kaum ein anderer verband er theologische Bildung und pastoralen Einsatz. Dafür ist ihm sehr herzlich zu danken, wir werden seiner stets in Hochachtung und Liebe gedenken. Weit über den Bereich der katholischen Kirche hinaus war er ein geschätzter Gesprächspartner. In den ökumenischen Begegnungen ist mir immer wieder deutlich geworden, wie sehr ihn auch die Geschwister anderer christlicher Kirchen geachtet und gemocht haben, genauso wie viele Menschen, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung tragen. Ich persönlich verdanke ihm viel. Am 27. August 2017 hat er mich zum Bischof von Mainz geweiht und stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Leider hat seine schwere Erkrankung in den letzten Monaten den Austausch zunehmend erschwert. Bereits vor meiner Bischofsernennung hat er mich in den Jahren als Professor an der Katholischen Hochschule wirksam unterstützt. In vielen Begegnungen habe ich ihn als väterlichen Begleiter erleben dürfen. Ich danke Gott, dass ich Karl Lehmann kennenlernen durfte. Ich vertraue darauf, dass er nun in Gottes Händen geborgen ist. Im Gebet empfehle ich unseren verstorbenen Kardinal Karl Lehmann Gottes Barmherzigkeit. Vieles von dem, was er gesät hat, wird auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Frucht tragen. Ich bitte Sie alle, dass wir uns an ihn liebevoll erinnern und seiner im Gebet gedenken.
+Peter Kohlgraf Bischof von Mainz
Mainz, 11. März 2018