Mainz. Die Leitung der Akademie Erbacher Hof wird Anfang April mit Dr. Marita Liebermann und Dr. Andreas Linsenmann neu besetzt. Das gab der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, am Donnerstag, 23. Februar, bekannt: „Gemeinsam werden sie als Direktorin und Direktor der Akademie im Sinne partizipativer und geteilter Verantwortung mit jeweils einer dreiviertel Stelle gleichberechtigt vorstehen. Wir erhöhen den Stellenanteil und stärken damit die Leitung der Akademie. Zu ihren Zielen gehört, das philosophisch-theologische Profil der Akademie mit ihren jeweils ausgewiesenen wissenschaftlichen Expertisen interdisziplinär sowohl zu vertiefen als auch zu erweitern“, betont Bentz.
Weiter erläutert Weihbischof Bentz: „In dialogischer Zusammenarbeit werden die beiden gemeinsam mit dem Team der Studienleiterinnen und -leiter ein zukunftsweisendes Konzept ausarbeiten, mit dem die philosophisch-theologischen Fragestellungen und die Themen und Debatten anderer Wissenschaftsdisziplinen, der Kunst, der Kultur und der Gesellschaft in Verbindung und Austausch gebracht werden. Die neue Leitungsstruktur und der damit verbundene wissenschaftliche und kommunikative Ansatz der Akademie markieren einen Neuaufbruch: Kirche ermöglicht und beteiligt sich an den Debatten der Gegenwart. Die Akademie wirkt an der Schnittstelle von Kirche, Politik und weiteren prägenden Kräften der Zivilgesellschaft. Es geht darum, gemeinsam zu fragen, Horizonte zu weiten, Antworten in der Tiefe auszuloten - theologisch, interdisziplinär und wissenschaftlich. Das Team, das die Inhalte verantwortet, besteht künftig aus drei Theologen, einer Kulturwissenschaftlerin, einem Historiker und einer Kunsthistorikerin. Die Akademie Erbacher Hof ist damit sehr gut aufgestellt. Wir freuen uns auf den Neustart und Wünschen dem Team gute Begegnungen, Diskussionen und viel Erfolg.“
Und weiter: „Für viele Menschen im Bistum Mainz und darüber hinaus ist die Katholische Akademie Erbacher Hof ein prägender Ort für Bildung und Begegnung, getragen vom Bistum Mainz. Ein bedeutsamer Auftrag der Katholischen Akademie Erbacher Hof ist, Räume zu schaffen: Gestaltungsräume zur differenzierten Auseinandersetzung mit Themen von aktueller und zukünftiger Relevanz aus Naturwissenschaft, Gesellschaft, Politik, Kultur und Religion. Kommunikations-, Inspirations- und Erfahrungsräume, in denen Menschen unterschiedlicher Kulturen, Glaubenshaltungen und Überzeugungen sich gegenseitig zuhören und voneinander lernen können. Denk- und Freiräume, in denen persönliche, kirchliche, philosophische und gesellschaftliche Sinn-, Glaubens- und Zukunftsfragen wachgehalten werden.“ Ebenso wichtig sei es, grundständige Themen der Zeit zu bearbeiten, betont Weihbischof Bentz: „Geht es doch darum, in Allianz und mit Netzwerken aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Kultur zu verdeutlichen, was Katholische Kirche als gestaltende gesellschaftliche Größe dazu beitragen kann, Zukunft zu gestalten.“
Der Bildungsdezernent des Bistums Mainz, Gereon Geissler, würdigt die berufliche Qualifikation der neuen Doppelspitze: „Frau Liebermann bringt für die neue Aufgabe einen ebenso dynamischen wie hochkarätigen literatur- und kulturwissenschaftlichen Ansatz mit nach Mainz, den sie auf den Stationen ihrer bisherigen Forschungs- und Lehrtätigkeit in Hannover, Konstanz, Eichstätt und Venedig entwickelt hat. In Venedig hat sie zudem ihre Fähigkeiten zur Führung eines akademischen Instituts unter Beweis gestellt. Ihre besondere Begabung ist das Bauen neuer kommunikativer Brücken zwischen verschiedenen Wissensbereichen sowie zwischen Wissenschaften und gesellschaftlichen Strömungen. Herr Linsenmann ist in Mainz verwurzelt und hat in seiner wissenschaftlichen Arbeit bereits gewichtige Forschungsschwerpunkte auf theologisch-kirchliche sowie konfessions- und kulturgeschichtliche Fragestellungen gelegt. Hinzu kommt breite Erfahrung in der Realisierung innovativer Projekte, etwa einer virtuellen Ausstellung zu Migration und Mobilität im Mainz der 1960er/70er-Jahre, die im Januar im Stadtarchiv Mainz vorgestellt wurde. Seine wissenschaftliche Stärke, gepaart mit didaktischen Kompetenzen, ist ein Garant für eine professionelle Akademiearbeit.“
PD Dr. Marita Liebermann (Jahrgang 1973) studierte an der Universität Hannover die Fächer Deutsche Literaturwissenschaft und Italienische Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft. Nach ihrer Promotion zur Dr. phil. im Jahr 2006 an der Universität Hannover mit einer Arbeit zum Thema „Giacomo Casanova. Die Geschichte seines Lebens“ war sie als Akademische Mitarbeiterin an der Universität Konstanz sowie bis 2014 als Akademische Rätin an der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt tätig. Dort habilitierte sie sich im Jahr 2015 mit einer Arbeit zum Thema „Scharfsinn. Visualität im Argutia-Kult des Seicento - Studien zu Emanuele Tesauro, Galileo Galilei und Giambattista Marino“. Seit 2017 leitet sie als Direktorin das Deutsche Studienzentrum in Venedig, eine Einrichtung zur interdisziplinären kulturwissenschaftlichen und künstlerischen Erforschung der Geschichte und Kultur Venedigs. Ihre Tätigkeit erstreckt sich dort auf die Bereiche vor allem der Kulturarbeit und Kulturvermittlung sowie der Forschung und Nachwuchsförderung (Betreuung von Stipendiatinnen und Stipendiaten), aber auch der Administration und Repräsentation. Neben einer umfassenden Lehr- und Vortragstätigkeit hat sie sich vielfältig publizistisch betätigt. Marita Liebermann ist verheiratet.
Dr. Andreas Linsenmann (Jahrgang 1973) studierte Diplom-Gesangspädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe und absolvierte anschließend ein Künstlerisches Aufbaustudium an der Schola Cantorum der Musikakademie der Stadt Basel sowie parallel ein Magisterstudium in Musikwissenschaft/Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Karlsruhe. Seine musikalischen Fähigkeiten stellt er durch seine langjährige Konzerttätigkeit vor allem im Bereich der geistlichen Musik unter Beweis. Als Promotionsstipendiat des Cusanuswerkes wurde er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zum Dr. phil. mit einer Dissertation über „Musik als politischer Faktor - Konzepte, Intentionen und Praxis französischer Umerziehungs- und Kulturpolitik in Deutschland 1945-1949/50“ promoviert. Seit dem Jahr 2015 nimmt er die Stellvertretende Leitung des Studienbüros Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wahr, im selben Jahr übte er eine ERASMUS-Gastdozentur an der Karl Franzens-Universität Graz aus, sowie 2017-2021 die Vertretung der Professur für Neuere/Neueste Geschichte und Didaktik der Geschichte an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz. Seit 2021 hat er eine Projektstelle an der Universität Mainz im Rahmen des von der Stiftung Innovation in der Wissenschaft finanzierten Zukunfts-Formats „ModeLL-M“ (Mainzer Modelle für digital erweitertes Lernen und Lehren) inne. Auszeichnungen und Lehrpreise der Universitäten Koblenz-Landau und Mainz belegen seine hohe didaktische Kompetenz. Linsenmann ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Kinder.