Der Weihbischof dankte allen Einrichtungen und deren Mitarbeitern, die junge Menschen für ein FSJ aufnehmen. „Bei meinen Visitationen in den verschiedenen sozialen Einrichtungen unseres Bistums bestätigen mir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder, dass die Jugendlichen im Freiwilligen Sozialen Jahr eine Bereicherung für sie sind", sagte Neymeyr. Jugendliche, die ihr FSJ in einer Einrichtung des Bistums oder des Caritasverbandes machten, „lernen dabei eine wichtige Seite der Katholischen Kirche kennen, nämlich ihr soziales und karitatives Engagement", unterstrich der Weihbischof. Wenn junge Menschen spürten, dass jemand aus christlicher Berufung heraus seinen Beruf erfüllt, könnten sie am besten erleben, „was es heißt, Christ zu sein": „Für viele ist dies eine Bestärkung in ihrem eigenen Christsein."
Bereits in seiner Predigt im Mainzer Dom beim Festgottesdienst anlässlich des FSJ-Jubiläums, hatte Neymeyr das FSJ als einen „beachtlichen gesellschaftlichen Beitrag" gelobt, „auf den viele soziale Einrichtungen nicht mehr verzichten können". Im FSJ seien viele junge Menschen bereit, „andere Bereiche der gesellschaftlichen Wirklichkeit und des menschlichen Lebens kennen zu lernen". „Aus der Bereitschaft, sich ein Jahr seines Lebens auf eine ganz andere Welt einzulassen, wächst ganz oft eine überraschende Pflanze: neue Einsichten in die Wirklichkeit des menschlichen Lebens, neue Urteile darüber, worauf es im Leben eigentlich ankommt, bis hin zu neuen Berufswünschen", unterstrich der Weihbischof.
In ihrer Ansprache während des Festaktes hob die rheinland-pfälzische Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, Irene Alt, hervor, dass das FSJ „ein wichtiges und gutes Angebot" sei. „Ich bin davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft durch jedwedes freiwilliges Engagement wärmer, solidarischer und menschlicher wird. Freiwilliges Engagement hilft, die Gesellschaft zusammen zu halten", sagte die Ministerin. FSJler leisteten einen „wertvollen Dienst für Menschen, die es schwer haben in unserer Gesellschaft". „Durch ihr freiwilliges Engagement helfen sie vor allem Kranken, Behinderten und älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die auf die Solidarität und Unterstützung durch die Gemeinschaft angewiesen sind. Dabei fragen sie nicht nach dem finanziellen Vorteil für ihren Einsatz, sondern sie leben Werte wie Solidarität und Hilfsbereitschaft durch ihre praktische Arbeit in sozialen Einrichtungen", sagte Alt.
Sie wies darauf hin, dass ein FSJ die soziale Kompetenz der jungen Erwachsenen stärke und eine entscheidende berufliche Orientierung biete. Sie dankte auch dem Bistum Mainz und dem BDKJ, dass sie sich als Träger für ein Freiwilliges Soziales Jahr engagieren: „Die Träger des FSJ ermöglichen jungen Menschen einen Dienst, bei dem ihre Persönlichkeitsentwicklung im Mittelpunkt steht."
Eric Niekisch, BDKJ-Diözesanvorsitzender, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Einführung des FSJ 1961 durch Bischof Albert Stohr aufgrund der personellen Not in Einrichtungen des Bistums erfolgt sei. Heute sei das FSJ für den BDKJ auch eine „große pastorale Chance": „Hier begegnen wir in großer Zahl auch jungen Menschen, die wir nicht in unseren Gemeinden und Pfarreien antreffen und erreichen somit auch Milieus, die wir nicht immer erreichen." Die Öffnung des FSJ für neue Zielgruppen sei für den BDKJ „extrem wichtig", „weil uns die Auseinandersetzung bereichert und wir junge Menschen positiv mit Kirche in Beziehung setzen möchten".
Martin Jobst, seit 1982 Referent für Freiwilligendienste beim BDKJ im Bistum Mainz, ließ in seinem Beitrag die Geschichte des FSJ im Bistum Revue passieren. Er erinnerte unter anderem daran, dass erstmals 1961 15 junge Frauen im Bistum Mainz ein FSJ absolvierten. Er betonte, dass das FSJ „ein Teil bürgerschaftlichen Engagements" sei, sich aber beispielsweise „gegenüber ehrenamtlichen Tätigkeiten vom Grad der Verbindlichkeit, der Gemeinwohlorientierung und der Ganztägigkeit" unterscheide. Das FSJ sei im Laufe der Jahre Veränderungen und Erweiterungen unterzogen worden. Jobst wies darauf hin, dass es seit 1996 möglich ist, das FSJ im europäischen Ausland zu machen, oder dass es seit 2002 ein FSJ auch im Kultur- und Sportbereich gibt. Das FSJ habe vielen jungen Menschen geholfen, eine „persönliche und berufliche Orientierung" zu geben, sagte Jobst weiter. Viele FSJler seien nach ihrer Berufsausbildung oder nach ihrem Studium „wieder bei Kirche oder Caritas eingestiegen".
Von Seiten des Bischöflichen Jugendamtes (BJA) und des BDKJ werden derzeit 230 Freiwillige von über 30 haupt- und ehrenamtlichen Referentinnen und Referenten betreut; seit 1961 waren es rund 3.100 FSJler insgesamt. Das FSJ ist eine freiwillige, überwiegend praktische Hilfstätigkeit, die ganztägig in gemeinwohlorientierten Einrichtungen geleistet wird. Für junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren ist es ein soziales Bildungs- und Orientierungsjahr. Die Freiwilligen können innerhalb von zwölf, 18 oder unter Umständen auch sechs Monaten den Berufsalltag kennen lernen. Ihre Erfahrungen werden in so genannten Bildungswochen reflektiert. Das FSJ bietet neben persönlichen, berufsorientierenden und interkulturellen Lernchancen auch die Gelegenheit zum Lernen von Engagement und Gemeinsinn. Die FSJler arbeiten unter anderem in folgenden Bereichen: Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Altenheime, Mobile Dienste, Ganztagsschulen und in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.
Hinweis: Weitere Informationen bei der Fachstelle Zivildienst und Freiwilligendienste im BJA, Martin Jobst, Tel.: 06131/253-638, E-Mail: bja-fachstelle@bistum-Mainz.de, Internet: www.bja-fachstelle.de