Bei ihrer gemeinsamen Predigt hatten sich die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, und der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf jeweils das Motto der jeweils anderen Konfession zum Rheinland-Pfalz-Tag bzw. zum Tausendjahr-Jubiläum des Wormser Domes als Thema gewählt. Das Programm der EKHN steht unter der Überschrift „wagemutig“; die Feierlichkeiten zu Domjubiläum und Rheinland-Pfalz-Tag der katholischen Kirche stehen unter dem Motto „aufgeschlossen“.
Scherf bezeichnete den gemeinsamen Gottesdienst zum Rheinland-Pfalz-Tag als „starkes Zeichen der Ökumene“. Die Kirche sei „dort, wo Menschen sich versammeln“. Ihrer Ansicht nach ist sie „in die Welt gesandt, nicht allein ins stille Kämmerlein“. Christinnen und Christen könnten sich von dieser Bestimmung her nicht verschließen, sondern müssten Menschen aufsuchen, die Hilfe brauchen und Menschen einladen, damit sie Gott begegnen und gestärkt werden. Viele biblische Geschichten ermutigten dazu, sich „nicht ängstlich abzuschotten, sondern gastfreundlich und aufgeschlossen zu sein“, sagte Scherf. Dabei solle das Schema ‚Wir‘ und ‚Die anderen‘ verlassen werden. Nach Worten der Stellvertretenden evangelischen Kirchenpräsidentin ist es wichtig, die jeweils andere Seite neu wahrzunehmen. Scherf: „Wir schlüpfen in die Schuhe und Gedanken der je anderen und gehen von dort aus gedanklich weiter.“ Dabei sei es egal, „ob dies Menschen „mit Down-Syndrom oder mit Goldmedaille, mit Bischofskreuz oder Frau im Talar, mit Kinderwagen oder Rollator sind“, sagte Scherf.
„Wagemutig sein heißt, auf Gott setzen“, betonte Kohlgraf in seiner Predigt. Wagemutig sein dürfe der Mensch, weil Gott auf ihn setze. Wörtlich sagte er: „Das macht mich, das macht jeden Menschen groß. Und auch die Kirche insgesamt darf auf Gott setzen, so wie Gott auf uns als Gemeinschaft setzt. Wagemut bedeutet immer auch Zukunft, die mehr ist als routinierte und geistlose Überlieferung oder das Bewahren der Asche.“ Wagemut sei das Vertrauen in Gott, in die eigenen Fähigkeiten und die Zukunft, sagte der Bischof. „Wagemut bedeutet: Es lohnt sich, auf Gott zu setzen. Die Bibel ist voll mit wagemutigen Menschen, die dann nicht enttäuscht werden. Die Menschen der Bibel hätten dabei weniger auf eigene Kraft und Stärke gesetzt, sondern auf die Treue Gottes. Und weiter: „Wagemutige Menschen sind Menschen, die vertrauen, die eine große innere Freiheit haben, die eine Perspektive sehen, die Geduld mitbringen, weil sie davon überzeugt sind, dass Gott mit ihnen ist.“
Bis Sonntag, 3. Juni, werden mehr als 300.000 Gäste auf dem Rheinland-Pfalz-Tag in Worms erwartet. Insgesamt gibt es 13 Bühnen, 32 Veranstaltungs- und Aktionsflächen und 260 Stände in der kompletten Innenstadt vom Bahnhof bis zur Rheinpromenade.
Nach dem Gottesdienst nahm Kohlgraf am Empfang von Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Tagungszentrum „Das Wormser“ teil. Anschließend ging er zur Veranstaltungsbühne der Diakonie am Lutherdenkmal und gab dort ein kurzes Interview mit der stellevertretenden Kirchenpräsidentin Scherf. Die nächste Station war das Wormser Dominikanerkloster, das seine Pforten zum Rheinland-Pfalz-Tag geöffnet hatte. Prior Ralf Sagner OP begrüßte den Bischof in der Kirche. Beim Gang über das Fest am Domplatz befüllte Kohlgraf unter anderem das größte Weihrauchfass des Bistums Mainz, das beim Fronleichnamsgottesdienst zum ersten Mal zum Einsatz gekommen war. Auch beim Virtual Reality-Projekt „Balancieren zwischen den Dom-Türmen“ der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichern Ordinariates schaute er vorbei und prägte sich eine Dommünze. Schließlich hat Bischof Kohlgraf auch die Gelegenheit genutzt, vor dem Dom mit einem Fesselballon, der von einem Autokran in die Höhe gezogen wurde, für einige Minuten in rund 60 Meter Höhe aufzusteigen.
Video zum Gottesdienst (Link zu Youtube)
Hinweis: Das Programm der Kirchen beim Rheinland-Pfalz-Tag ist online verfügbar unter www.ekhn.de/rheinland-pfalz-tag und www.wormser-dom.de