Als Vertreter des Ordensrates hatte Oblatenpater Karl-Heinz Vogt OMI, Hausoberer der Niederlassung auf dem Hartenberg in Mainz, zu Beginn dargelegt, worum es am „Tag der offenen Klöster" und bei der Diskussion in der Karmeliterkirche gehe: „Wir wollen uns als Ordensleute vorstellen und zeigen, dass Ordensleben heute noch ein sinnvoller Weg ist", betonte er. Auch wenn viele Aufgaben, die früher von den Orden wahrgenommen wurden, vor allem im sozialen Bereich, heute in der Hand des Staates lägen: Ordensleben sei der Versuch, das Evangelium in den „evangelischen Räten" (Armut, Keuschheit, Gehorsam) konkret werden zu lassen. An dem Gespräch nahm auch Ehrendomkapitular Klaus Forster teil, Personaldezernent des Bistums Mainz.
Das Podium war mit zwei Frauen und zwei Männern besetzt: Schwester M. Franziska Katharina Spang OSCCap aus dem Kloster der Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung in Mainz, der Kreuzschwester Ancilla-Maria Ruf vom Binger Rochusberg, Vorsitzende des Ordensrates, dem Dominikaner Frater Dennis Halft OP, Religionswissenschaftler und Theologiestudent in Mainz, und dem Karmeliter Pater Lorenz van Rickelen OCarm, Mitglied der Mainzer Niederlassung seines Ordens in Mainz, mit halber Stelle in der Jugendseelsorge des Dekanates Mainz-Stadt tätig. Die Gesprächsführung hatte Michaela Pilters, Leiterin der Redaktion „Kirche und Leben" (katholisch) beim ZDF.
In ihrer Eingangsfrage wollte Pilters wissen, wie ihre Gesprächspartner dazu kamen, ins Kloster zu gehen. Die vier Ordensleute verwiesen dazu auf eine „Liebesgeschichte mit Gott" (Schwester Franziska) und eine „Widerstand und Ergebungs"-Geschichte (Kreuzschwester Ancilla-Maria), auf einen „Prozess, der mit meinem Glaubensleben zu tun hat" (Frater Dennis), und den Wunsch nach klösterlicher Gemeinschaft (Pater Lorenz). Bei jedem von ihnen spielte die persönliche Gottesbeziehung ebenso eine Rolle wie die Faszination des Gemeinschaftslebens. Schwester Ancilla-Maria, die erst kürzlich von einer Reise nach Afrika zurückgekommen ist, erzählte, in Kamerun und im Kongo habe sie gespürt, „wie nah wir Schwestern den Menschen sind". Ein Grund dafür, dass die Klöster immer leerer werden und es an Nachwuchs fehle, liege sicher darin, dass die Menschen sich davor scheuten, sich auf Dauer zu binden.
Schwester Franziska betonte, dass in ihrem Dienst für die Welt das Gebet die erste Priorität habe. Das lange Schweigen, das nur zwei Mal am Tag für eine Stunde unterbrochen werde, biete dafür genügend Raum. Es müsse Menschen geben, die zeigen: „Gott ist da." Sie spüre sich von Gott geführt, bekannte sie und stellte fest, dass es für viele Menschen heute schwierig sei, aus einer Gottesbeziehung zu leben. Die kontemplativen Orden werden nach ihrer Einschätzung jedoch nicht aussterben.
Frater Dennis stellte fest: „Wir stehen mit einem Bein in der klösterlichen Tradition, mit dem anderen in der Moderne". Die Dominikaner stellten sich aktuellen Fragen der Zeit. In der Spannung von Kontemplation und Aktion stehe für den Predigerorden der apostolische Dienst im Vordergrund. Pater Lorenz betonte, für das Klosterleben sei es wichtig, dass der Einzelne sich in die Gemeinschaft einbringe und sich von ihr prägen lasse.
Für Schwester Ancilla-Maria besteht die zentrale Botschaft darin, die „Freude, die uns in der Menschwerdung Gottes geschenkt ist" (Papst Franziskus), mitzuteilen. „Wir können sagen, was uns froh macht." Diese Freude sei in der Heiligen Schrift zu erfahren, auch die Freude, unter den Menschen zu sein. Viele litten darunter, „dass Gott nicht mehr im Gespräch ist". Schwester Franziska ermutigte dazu, den Weg mit Gott zu gehen, der gesagt habe: „Ich bin bei euch alle Tage." Das sei die Zusage, „die wir deutlich machen wollen".
Michaela Pilters hatte bei der Einführung in das Gespräch einige Zahlen angeführt und festgestellt, dass in Deutschland 19.300 Ordensfrauen und 4.500 Ordensmänner in 1.627 Frauenklöstern beziehungsweise 461 Männerklöstern leben. Die Vielfalt des Ordenslebens zeige sich darin, dass in Deutschland 324 Frauenorden und 109 Männerorden vertreten seien. Bei den Männern seien 45 Prozent jünger als 65 Jahre, bei den Frauen sogar nur 16 Prozent.