Das sagte Pater Bernd Hagenkord SJ, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, bei einem Gespräch am Montagabend, 8. Dezember, im Mainzer Priesterseminar. Hagenkord, der die Beratungen in der Synodenaula verfolgt hat, war Gast beim traditionellen Festtag des Bischöflichen Priesterseminars Mainz, der traditionell am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria stattfindet. Das Gespräch unter der Überschrift „Zwei Schritte vor - einer zurück? Die außerordentliche Bischofssynode zur Familienseelsorge" moderierte die Hörfunkjournalistin Karin Röder vom Hessischen Rundfunk.
Hagenkord wies darauf hin, „dass das ganze Vorgehen bei der Familiensynode neu ist", angefangen vom Fragebogen, der im Vorfeld an die Pfarrgemeinden ging. „Das hat es so noch nicht gegeben. Papst Franziskus wollte mit seinem Vorgehen eine neue Dynamik anzetteln", sagte Hagenkord. „Naiv" sei Papst Franziskus dabei keineswegs, betonte der Jesuit. Er wies darauf hin, dass bei der Synode Themen wie Polygamie oder die Bedrohung von Familie durch Armut eine sehr große Rolle gespielt hätten, während sich der Blick in Deutschland vor allem auf das Thema wiederverheiratete Geschiedene oder die Sexualmoral gerichtet habe.
Dass es Papst Franziskus um eine offene Diskussion gehe, habe er durch eine Entscheidung zur Öffentlichkeitsarbeit der Synode deutlich gemacht: „Denn der Papst hat entschieden, dass zwar über die Themen und Diskussionsbeiträge berichtet wird, aber nicht darüber, wer welche Meinung vertreten hat." Insgesamt habe es der Sache „gut getan, dass am Ende der Synode kein Ergebnis stehen musste, sondern dass es weitergeht", sagte Hagenkord.
Vor dem Gespräch wurden vom Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, die Josef Maria Reuß-Preise verliehen. Preisträger sind in diesem Jahr Lena Ullges mit ihrer Diplomarbeit „Das Abendlob in der Kirche - eine traditionelle Gebetsform für die Gemeinde neu entdecken" und die Staatsexamensarbeit von Christian Binder zum Thema „Das ‚Motu proprio Summorum Pontificum' Papst Benedikts XVI. - die Messe von 1962: ‚numquam abrogata'?". Der mit jeweils 600 Euro dotierte Förderpreis der Stiftung Mainzer Priesterseminar wurde im vergangenen Jahr erstmals vergeben. Ausgezeichnet werden theologische Abschlussarbeiten, die an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität eingereicht worden sind.
Der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Udo Bentz, hatte die rund 130 Gäste in der Aula des Priesterseminars begrüßt. Zum Auftakt des Festtages hatte Kardinal Lehmann ein Pontifikalamt in der Seminarkirche gefeiert. Am Vorabend fand in der Seminarkirche die traditionelle Vigil im Advent statt, die sich in diesem Jahr dem Buch der Sprichwörter gewidmet hatte.