„Resonanzboden für persönliche Glaubenserfahrungen“

Erste Reaktionen auf den Weltjugendtag von Teilnehmern aus dem Bistum Mainz

KONRAD--MOHR--NEYMEYR--WOLF-GRÖNINGER (c) Bistum Mainz / Adrian Olschok (Ersteller: Bistum Mainz / Adrian Olschok)
Datum:
Mo. 21. Juli 2008
Von:
tob (MBN)
Sydney. Den Mainzer Weihbischof, Dr. Ulrich Neymeyr, hat beim Weltjugendtag in Australien besonders die Abschlussmesse auf dem Gelände der Pferderennbahn von Randwick mit Papst Benedikt XVI. beeindruckt. Zu dem Gottesdienst in Sydney am Sonntag, 20. Juli, waren rund 400.000 Menschen gekommen. Dieses „große Fest des Glaubens“ sei ein schöner Abschluss für die Begegnung mit Jugendlichen aus 170 Ländern und über 400 Bischöfen gewesen.

Im Folgenden sind erste Reaktionen und Einschätzungen von Mainzer Teilnehmern zusammengestellt. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hatte zusammen mit dem Bischöflichen Jugendamt (BJA) eine Reise für 110 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Bistum Mainz zum Weltjugendtag organisiert.

Diözesanjugendseelsorger Markus W. Konrad:

„Die Gottesdienste zum Abschluss des Weltjugendtages 2008 haben die Teilnehmer sehr beeindruckt. Hunderttausende von jungen Menschen, die zusammen Gottesdienst unter freiem Himmel feiern - schon allein diese Tatsache ist für viele begeisternd. Man erlebt die weltumspannende Gemeinschaft der Glaubenden und hier besonders der jungen Glaubenden hautnah. Weltkirche wird konkret und bekommt ein Gesicht im Italiener, im Chinesen, im Australier, im Iraker oder im Ost-Timoresen, dem man begegnet. Und wird besonders erfahrbar in der Person des Heiligen Vaters, in Papst Benedikt, der diese Vielfalt an Menschen, Lebensweisen und Kulturen in seiner Person bündelt - da kommt es auf: das Gänsehautkribbeln.

Persönlich finde ich es bei solchen Anlässen immer etwas schade, dass die Zeugnisse oft von jungen Menschen gesprochen werden, die ihren Glauben so klar und eindeutig ausdrücken können. Das halte ich für wichtig, sicherlich auch für begeisternd; im Blick auf unsere Gruppe wäre es aber auch gut gewesen, die Suche der jungen Menschen nach Glauben und dem Leben aus dem Glauben in ein Zeugnis zu fassen; in einer Sprache, die unseren jungen Leuten noch etwas näher liegt. So könnten auch Suchende noch stärker angesprochen werden.

Insbesondere in der Abschlussmesse am Sonntag hat man gespürt, wie wichtig es Papst Benedikt ist, die jungen Leute zu einem Leben, das aus dem Glauben heraus gestaltet wird, einzuladen und zu ermutigen. Papst Benedikt hat sicherlich eine zurückhaltendere Art auf junge Menschen zuzugehen als sein Vorgänger Papst Johannes Paul II.; aber sein intensives Werben, um junge Menschen für den Glauben zu gewinnen, zieht sich durch alle Ansprachen dieses Weltjugendtags.

Und mich beschäftigt die Frage, ob unsere jungen Leuten auch mehr als schöne Sachen und schöne Erinnerungen mitnehmen - vielleicht und hoffentlich ein großes Stück mehr Selbstbewusstsein im Glauben und ein großes Stück mehr Horizont im Denken über wichtige, auch religiös motivierte politische Fragen, wie zum Beispiel Integration und Umgang mit der Schöpfung.

Vielleicht wäre noch zu ergänzen, dass die Katechesen nicht immer eine einfache Form sind für die jungen Leute. Aber sie sind aus meiner Sicht ein wichtiger Bestandteil des Weltjugendtages, ebenso wie die tägliche Feier der Heiligen Messe, die auch ein Stück wichtiger Praxis im Glaubensvollzug vermitteln. Ein Gedanke wäre, Katechese-Formen zu suchen und zu finden, die der Altersgruppe noch angemessener sind.

Nicht missen möchte ich die Tage der Begegnung, die noch eine Begegnung mit der ‚Innenseite' des Lebens und des Glaubens der Menschen des Landes ermöglichen; viel besser als das ein großer Weltjugendtag könnte. Die Jugendlichen erleben diese Tage sehr intensiv. Der Event-Charakter der Weltjugendtage ist der Resonanzboden für sehr viele, sehr persönliche Glaubenserfahrungen von jungen Menschen. Das Grosse, Äußere hat eine vielfältige, kleinteilige Innenseite. Ich freue mich heute schon auf Madrid!"

Bianka Mohr, BDKJ-Diözesanvorsitzende:

„Wenn wir nur über unseren Glauben reden, dann taugt er nichts. Es ist wichtig, den Glauben konkret werden lassen. Mich beschäftigt seit einigen Tagen die Frage, wie wir die Kraft des Heiligen Geistes im alltäglichen Glauben konkret werden lassen können.

Papst Benedikt rief in seiner Predigt in der Abschlussmesse am Sonntag die Jugendlichen aller Nationen dazu auf, ihre je eigenen Talente zu nutzen, um damit Kirche und Gesellschaft zu erneuern. Das Gebet und die Gemeinschaft der Kirche hilft dabei, die Kraft des heiligen Geistes zu empfangen, um sich für mehr Nächstenliebe und Respekt einzusetzen.

Nach den Erlebnissen unserer Reise gibt es zwei Themen, die mich daraufhin nachdenklich werden lassen: Während der Tage der Begegnung hatten wir Kontakt zu Aborigines und deren Lebenswelt. Die Integration dieser Kultur steckt noch in den Kinderschuhen. Die Arbeit der Pfarreien für und mit den Aborigines war für uns alle ein eindrückliches Erlebnis. Interkulturelle Arbeit und die Integration von Fremden ist aber nicht nur in Australien ein Thema. Auch in Deutschland können wir Nächstenliebe und Respekt gegenüber anderen Kulturen konkret umsetzen.

Zur Erneuerung von Kirche und Gesellschaft gehört für mich aber auch die Bewahrung der Schöpfung. Hier muss in Australien noch einiges getan werden. Die australische Bevölkerung muss für die Nutzung von recyclebaren Materialien und die Vermeidung von Müll sensibilisiert werden. Und auch bei der Organisation von Großveranstaltungen wie dem Weltjugendtag kann einiges mehr umgesetzt werden. Ich erhoffe mir in dieser Sache aus Deutschland eine klare Rückmeldung an die Verantwortlichen des Weltjugendtages. Ich hoffe, dass wir die Erlebnisse dieser Reise in die konkrete Umsetzung unsers Glaubens einfließen lassen können."


Barbara Wolf-Gröninger, Referentin für Religiöse Bildung im BJA:

„Weltjugendtag besteht nicht nur aus den Großereignissen wie der Vigil und der Abschlussmesse mit dem Papst in Sydney. Ein ganz wichtiger Teil der Reise waren die Tage der Begegnung in der Diözese Darwin im Norden Australiens. Die direkten Begegnungen und der Austausch mit den Gastgemeinden war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer prägend. Hier wurde nicht akademisch über die Integration der Ureinwohner gesprochen oder von ihrer Bedeutung für das Land, da gab es konkrete Erfahrungen. Da kam man in einer Gemeinde, in der sich hauptsächlich Aborigines treffen, miteinander ins Gespräch oder war an anderer Stelle mit einer Aufräumaktion aktiv. Diese Erfahrungen kamen dann mit nach Sydney. An die eine oder andere Begegnung konnte man auch wieder anknüpfen, wenn man sich in der Stadt oder bei einem Gottesdienst doch tatsächlich wieder traf. Von diesen Erlebnissen nehmen die Jugendlichen viel mit nach Hause. Unsere Tage hatten so eine Klammer. Land, Leute und Glauben konnten sich so verbinden, am anderen Ende der Welt."