Mainz. Die Bevollmächtigte des Generalvikars im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, hat die Arbeit der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte gewürdigt. Bei einer Veranstaltung am Freitagabend, 14. April, in der Aula des Mainzer Priesterseminars dankte sie „für die engagierte, nachhaltige und begeisternde Forschungs- und Publikationstätigkeit, mit der sich die Gesellschaft zur Anwältin für eine Erinnerungskultur gemacht hat“.
Der Abend fand im Rahmen der 75. Jahrestagung der Gesellschaft für mittelrheinische Geschichte vom 13. bis 15. April in Mainz statt. Die Jubiläumstagung mit rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern steht unter der Überschrift „Specialis vera filia? Das (Erz-)Bistum Mainz und Rom“.
Weiter sagte Rieth: „Wie relevant eine gut geordnete, aufgearbeitete und gedeutete Geschichte für die Zukunft, das Fortbestehen und die Glaubwürdigkeit von Kirche ist, das erleben wir derzeit ganz aktuell im Umgang mit dem Thema sexualisierter Gewalt - in Mainz und an vielen anderen Orten. Und zunehmend kommt bei den neueren Studien der Bistümer auch die historische Perspektive in den Fokus. Weil eben der historische Kontext nicht unerheblich ist, um Geschichte zu verstehen und aus ihr zu lernen. Entdecken, ordnen, wachhalten - so entsteht eine Kultur der Erinnerung gegen eine Geschichtsvergessenheit, das macht zukunftsfähig und hierfür übernimmt die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte Verantwortung.“
Rieth würdigte außerdem das breite Engagement aus dem Bistum bei der Jahrestagung: „Aus der Perspektive des Bistums betrachtet freue ich mich aber besonders, dass bei der Erschließung dieses komplexen Tagungsthemas an diesen Tagen die ganze historische Kompetenz des Bistums zusammengekommen ist: nicht nur aus dem Institut für Mainzer Kirchengeschichte, sondern auch aus dem Dom- und Diözesanarchiv, dem Dom- und Diözesanmuseum, der Martinus-Bibliothek, der Akademie, dem Priesterseminar und nicht zuletzt der katholisch-theologischen Fakultät. Es ist schön, dass auch zahlreiche Studierende der Mainzer Fakultät und der anderen mittelrheinischen theologischen Bildungsstätten an der Tagung teilnehmen. Denn so wie es ohne Geschichte keine Zukunft, keinen Bestand gibt, braucht auch Geschichte selbst Zukunft. Junge Menschen eben, die sich von der Geschichte begeistern lassen, selbst zu Anwältinnen und Anwälten werden für eine gute Erinnerungskultur.“ Stephanie Rieth würdigte auch Dr. Burkhard Keilmann, dem von der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte an diesem Abend die Ehrengabe für seine Verdienste um die Wormser Kirchengeschichte verliehen wurde.
Der Präsident der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Professor Dr. Bernhard Schneider aus Trier würdigte Keilmann für seine wissenschaftliche Arbeit und sein großes Engagement in der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte: „Ein Mensch, der wie Burkard Keilmann den Typ des ‚stillen Helden‘ verkörpert, weil er um sein Engagement und seine Verdienste kein Gewese macht, sich nicht lautstark vordrängt und das Rampenlicht sucht, auch dieser Typ ist in der eingangs beschriebenen Gesellschaft der Lauten ein echte Rarität.“ Keilmann, der früher Direktor am Rudi Stephan-Gymnasium in Worms war, ist seit 1987 Mitglied im Verwaltungsrat der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte für das Bistum Mainz. „In Zeiten einer nachlassenden Bereitschaft sich langfristig zu binden und festzulegen, fällt ein 36 Jahre durchgetragenes Ehremamt weit aus dem Rahmen des Normalen, ist rar“, hob Schneider hervor. Seit 1980 vergibt die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte auf ihren Jahrestagungen eine Ehrengabe zur Auszeichnung von Persönlichkeiten, die sich um die Erforschung der mittelrheinischen Kirchengeschichte und die Gesellschaft Verdienste erworben haben.
Den Vortrag der Abendveranstaltung hielt Privatdozent Dr. Thomas Brockmann, Leiter des Mainzer Dom- und Diözesanarchivs, zum Thema „Mainz und die römische Buchzensur im 17. und 18. Jahrhundert - Forschungsstand und neue Erkundungen“. Musikalisch gestaltet wurde der Abend am Klavier von Bernhard Herzog von der Hochschule für Musik in Mainz.